Gesundheit & Medizin

Strukturierte Unterstützungsangebote bei Herzinsuffizienz: Evidenzkartierung als neue Option für den G-BA

Der Gemeinsame Bundesausschuss (G-BA) hat das Institut für Qualität und Wirtschaftlichkeit im Gesundheitswesen (IQWiG) mit einer Evidenzkartierung zum Einsatz von strukturierten Unterstützungsangeboten beim Monitoring von Herzinsuffizienzpatienten beauftragt, die die Einschlusskriterien zur Teilnahme am Disease-Management-Programm (DMP) Herzinsuffizienz erfüllen.

Mit diesem Auftrag nutzt der Gemeinsame Bundesausschuss (G-BA) erstmals die Option, um die Evidenz aus Leitlinien im Zuge von DMP-Beratungen mit Unterstützung des IQWiG durch weitere Evidenz zu vervollständigen. Die Evidenzkartierung des IQWiG basiert auf einer systematischen Recherche und liefert wichtige Hinweise auf Ansatzpunkte für strukturierte Unterstützung, die eine Stabilisierung der Patientinnen und Patienten mit Herzinsuffizienz (HI) nach einem Krankenhausaufenthalt ermöglichen könnte.

Stabilisierende Maßnahmen bei Herzinsuffizienz

Bei der Herzinsuffizienz (HI) handelt es sich um ein komplexes klinisches Syndrom, bei dem das Herz nicht mehr in der Lage ist, den Körper in Ruhe oder bei Belastung ausreichend mit Blut und Sauerstoff zu versorgen und damit einen stabilen Stoffwechsel zu gewährleisten. HI tritt häufig bei älteren Menschen auf (ab ca. 60 Jahre), stellt in Deutschland eine der häufigsten Diagnosen in der stationären Versorgung dar und gehört hierzulande zu den häufigsten Todesursachen. Bei vielen HI-Patientinnen und -Patienten treten weitere Erkrankungen auf wie chronisch obstruktive Lungenerkrankung (COPD), arterielle Hypertonie, Diabetes mellitus oder Anämie.

Insgesamt acht randomisierte kontrollierte Studien (RCT) wurden in die Evidenzkartierung eingeschlossen. Die betrachteten Patientenpopulationen waren teils breit definiert, teils enger eingegrenzt auf Patientinnen und Patienten mit potenziell besonderem Versorgungsbedarf: nach kardialer Dekompensation und stationärem Aufenthalt wegen Herzinsuffizienz sowie bei zusätzlichem Vorliegen einer depressiven Symptomatik.

Die Studien untersuchten unterschiedlich gestaltete Unterstützungsangebote, die zumeist über regelmäßige telefonische oder häusliche Patientenkontakte durch geschulte Pflegekräfte umgesetzt wurden. Die Unterstützungsangebote in den Studien variierten beispielsweise in Bezug auf die Interventionsdauer sowie den Umfang und die Frequenz der Patientenkontakte. Die Maßnahmen zielten häufig auf Patientenschulungen ab, aber auch auf eine engmaschige Überwachung von Symptomen und Vitaldaten sowie auf eine Optimierung der medikamentösen Therapie.

In der Evidenzkartierung werden die zentralen patientenrelevanten Zielgrößen aus den Studien, Sterblichkeit (Mortalität) und Krankenhausaufenthalte (Hospitalisierung) dargestellt, für die zum Teil auch Metaanalysen möglich waren. Zur gesundheitsbezogenen Lebensqualität lagen nur vereinzelt verwertbare Ergebnisse vor.

Stefanie Thomas, Leiterin des Stabsbereichs Qualitätssicherung beim IQWiG, zieht Bilanz nach der ersten Evidenzkartierung für die DMP-Beratungen im G-BA: „Innerhalb von nur fünf Monaten steht vom IQWiG eine solide Übersicht über die Evidenz zu strukturierten Unterstützungsangeboten bei Patientinnen und Patienten mit Herzinsuffizienz zur Verfügung. Auf dieser Grundlage kann der G-BA jetzt gezielt über weitere Maßnahmen für das DMP Herzinsuffizienz entscheiden.“

Zum Ablauf der Berichtserstellung

Der G-BA hatte das IQWiG am 15. Mai 2024 beauftragt, die Evidenzkartierung zu strukturierten Unterstützungsangeboten im Rahmen des Monitorings von Herzinsuffizienzpatienten in einem beschleunigten Verfahren als „Rapid Report“ zu erarbeiten. Zwischenprodukte wurden daher nicht veröffentlicht und nicht zur Anhörung gestellt. Dem G-BA ist dieser Rapid Report am 19. August 2024 zugegangen.

Über Stiftung für Qualität und Wirtschaftlichkeit im Gesundheitswesen (IQWiG)

Das IQWiG ist ein unabhängiges wissenschaftliches Institut, das Nutzen und Schaden medizinischer Maßnahmen für Patienten untersucht. Wir informieren laufend darüber, welche Vor- und Nachteile verschiedene Therapien und Diagnoseverfahren haben können.

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