LOGISTRA best practice 2024: Acht Innovationen für mehr Automatisierung, Elektrifizierung und künstlicher Intelligenz in der Logistik

Weil der technische Fortschritt die Logistik in den vergangenen zwei Jahren seit der letzten Leserwahl im Jahr 2022 verändert hat, wurden in diesem Jahr die Kategorien aktualisiert. Alle Lösungen und Produkte sind nun Teil der acht überwiegend neuen Kategorien „Digitales Lager“ (ehemals AutoID), „AMR, Shuttles, Gabelstapler“ (ehemals Flurförderzeuge), „Lagern und Kommissionieren“ (ehemals Lagern/Kommissionieren), „Fahrzeugkomponenten“ (ehemals Fahrzeugausstattung), „Fahrzeuge“ (ehemals Fahrzeuge und Fuhrpark), „Digitale Fuhrparklösungen“ (ehemals Telematik und Navigation), „Anhänger und Aufbauten“ (ehemals Transportsicherheit) sowie „Verpacken und Versenden“.

Kategorie „AMR, Shuttles, Gabelstapler“

Gewinner der Kategorie „AMR, Shuttles, Gabelstapler“ ist Jungheinrich mit dem Schubmaststapler ETV 2i. Die neuen Lithium-Ionen-Stapler sind für leichte bis mittelschwere Anwendungen entwickelt und wurden erstmals auf der LogiMAT 2024 präsentiert. Hauptzielgruppe sind Kunden mit Einsatzanforderungen von rund fünf Betriebsstunden pro Tag oder weniger. Für die neue Schubmaststaplergeneration wurde ein komplett neues Antriebssystem entwickelt. Dieses umfasst einen neuen Fahrmotor, Getriebe und Antriebsrad sowie eine von Jungheinrich selbst entwickelte neue Umrichter-Generation. Durch die platzsparende Lithium-Ionen-Batterie konnte die Fußraumplatte inklusive Fahrerstand um zehn Zentimeter tiefergelegt werden als bei den Vorgängern. Für 2025 kündigt Jungheinrich den Launch der high-performance Schubmaststaplerbaureihe ETV 3i für intensive Einsätze mit hohen Hubhöhen und Lasten an.

Kategorie „Anhänger und Aufbauten“

Gewinner der Kategorie „Anhänger und Aufbauten“ ist Trailer Dynamics mit ihrem „eTrailer“. Der Sattelauflieger mit elektrischem Antriebsstrang unterstützt den Primärantrieb der Sattelzugmaschine. Gesteuert wird er über einen Sensor im Königszapfen.  Der eTrailer ist mit dieser Eigenentwicklung mit jedem Truck kombinierbar. Die Batteriekapazität wird modular in den Größen 187 kWh, 387 kWh und 551 kWh angeboten und richtet sich nach der Anwendung. Die Elektroachse im Auflieger wird von zwei Elektromotoren mit je 345 kW kontinuierlich und 552 Peak angetrieben. In der Kombination mit einer Diesel-Sattelzugmaschine werden laut Hersteller Verbrauchsreduktionen von durchschnittlich 40 Prozent erzielt. In der Kombination mit einer batterieelektrischen Sattelzugmaschine verspricht Trailer Dynamics Reichweiten von 700 bis 800 Kilometern. Auf der IAA TRANSPORTATION 2024 zeigte Trailer Dynamics neben dem eTrailer erstmals auch das „Battery Swapping“, also den Batterie­tausch, für den eTrailer.

Kategorie „Digitale Fuhrparklösungen“

Gewinner der Kategorie „Digitale Fuhrparklösungen“ sind GS1 Germany und die Bundesvereinigung Logistik mit der Cloud-Plattform „Cloud4Log“. Die beiden Partner haben damit eine Lösung geschaffen, die einen Papierlieferschein in der Praxis durch eine digitale Lösung ersetzt. Die Drogeriemarktkette dm zählt zu den ersten Teilnehmern und hat den Roll-out bereits vollendet. Alle Verteilzentren werden bei dm nun von den Lieferanten mit digitalen Lieferscheinen versorgt. Der manuelle Aufwand, der mit dem Handling der Transportpapiere in Form von Ausfüllen, Aushändigen, Transportieren, Scannen und Ablegen verbunden war, entfällt. Diesen Sommer hat „Cloud4Log“ ein neues Release veröffentlicht. Dessen wesentlicher Bestandteil ist eine Self-Service-Lösung für das Fahrpersonal, die den Wareneingangsprozess für Fahrpersonal und Mitarbeiter im Wareneingang weiter vereinfachen soll.

Kategorie „Digitales Lager“

Gewinner der Kategorie „Digitales Lager“ ist Anyline mit einer Software für die Drohneninventur. Als ein Anbieter KI-gestützter mobiler Datenerfassung hat Anyline eine Drohnen-Bestandsverwaltung entwickelt, die Lagerhallen selbstständig scannt. Die Barcode-Scanlösung entwickelte der Softwarespezialist in Zusammenarbeit mit dem Verpackungs- und Papierunternehmen Mondi. Zuvor war man bei Mondi auf Mitarbeiter auf Gabelstaplern und manuelles Scanning angewiesen, um den Bestand zu erfassen. Dieser Prozess erforderte ein Arbeiten in großer Höhe und nicht selten Überstunden außerhalb der Lagerbetriebszeiten, weil nur dann ausreichend Platz gegeben war und die zusätzlichen Sicherheitsmaßnahmen eingehalten werden konnten. Daher war die Inventur oftmals nur einmal im Jahr durchführbar. Heute kann ein einzelner Mitarbeiter mit der Drohne den gesamten Bestand in einem Lager regelmäßig und während der Betriebszeiten scannen.

Kategorie „Fahrzeuge“

Gewinner der Kategorie „Fahrzeuge“ ist Daimler Truck mit dem neuen Mercedes-Benz eActros 600. Der vollelektrisch angetriebene Fernverkehrs-Lkw wurde auf der Messe IAA TRANSPORTATION von einer Expertenjury aus Nutzfahrzeug-Fachjournalisten aus 24 europäischen Ländern zum „International Truck of the Year 2025“ gekürt. In ihrer Begründung würdigt die Jury vor allem das technologische Gesamtkonzept des schweren Fernverkehrs-Lkw. Gelobt wurde auch die Aerodynamik der neuen Fahrerkabine ProCabin. Gerade bei batterieelektrischen Lkw im Fernverkehr sei eine verbesserte Aerodynamik von entscheidender Bedeutung, da der Luftwiderstand einer der Haupteinflussfaktoren beim Energieverbrauch sei. Speziell für den Einsatz im schweren Fernverkehr hat Mercedes-Benz Trucks eine neue, auf 800 Volt ausgelegte E-Achse mit zwei Elektromotoren und Vier-Gang-Getriebe entwickelt. Die E-Motoren generieren eine Dauerleistung von 400 kW sowie eine Spitzenleistung von 600 kW.

Kategorie „Fahrzeugkomponenten“

Gewinner der Kategorie „Fahrzeugkomponenten“ ist das Joint Venture Milence mit seinen Truck-Ladeparks an Autobahnen. Milence forciert als Gemeinschaftsunternehmen von Daimler Truck, der Traton Group und der Volvo Group den Ausbau der Lade­infrastruktur für E-Lkw. Das Unternehmen eröffnete jüngst einen Ladepark im schwedischen Varberg. In Deutschland entstehen die ersten beiden Milence-Ladeparks an der A 9 in Vockerode in Sachsen-Anhalt zwischen Berlin und Leipzig sowie an der A 4 am Hermsdorfer Kreuz in Thüringen.  Die Ladeparks werden stufenweise errichtet. Die Phase 1 beginnt mit CCS-Ladepunkten mit jeweils bis zu 400 kW Leistung. Phase 2 bringt dann zusätzliche Ladepunkte und die Integration der MCS-Technologie (Megawatt Charging System), sobald diese vorhanden ist.

Kategorie „Lagern und Kommissionieren“

Gewinner der Kategorie „Lagern und Kommissionieren“ ist Unitechnik Systems mit dem KI-Assistenten „UniWare-AI“. Das auf künstlicher Intelligenz basierende Tool wurde auf der LogiMAT 2024 vorgestellt. Es unterstützt bei der Vorhersage von Auftragslast und Engpässen im Materialfluss. Als neues Feature des Lagerverwaltungssystems „UniWare“ stellt es dem Lagerleiter einen intelligenten Assistenten zur Seite. Basierend auf Daten aus der Logistiksoftware lässt sich so vorhersagen, wie viele Auftragspositionen in den nächsten Tagen bearbeitet werden müssen. Der KI-Assistent erarbeitet auch Vorschläge für die Platzierung von Artikeln im Lager oder wertet Störungsursachen aus, um im Sinne von Predictive Maintenance Wartungsempfehlungen zu geben.

„Verpacken und Versenden Kategorie „

Gewinner der Kategorie „Verpacken und Versenden“ ist Sparck Technologies. Als Spezialist für automatisierte Verpackungslösungen hat das Unternehmen eine automatische Zuführfunktion für seine CVP-Verpackungssysteme entwickelt. Die neue Funktion ist über Schnittstellen mit fahrerlosen Transportfahrzeugen, Sortiersystemen, Förderbändern, Behälterwendern, Cobots, Robotern und manuellem Betrieb kompatibel. ­Bisher legte ein Mitarbeiter im Lager die zu verpackende Ware auf das Band, damit ein Verpackungskarton vollautomatisch zugeschnitten, gefaltet, geschlossen, verklebt und
etikettiert werden konnte.

Hintergrund: LOGISTRA best practice

Das Fachmagazin LOGISTRA, Praxismagazin für Nfz-Fuhrpark und Lagerlogistik, stellt seinen Lesern alle zwei Jahre 24 innovative Produkte und Lösungen in acht Kategorien zur Wahl. Die Kandidaten sind der Redaktion bei ihrer täglichen Arbeit als besonders erwähnenswert aufgefallen. Wichtig für die Entscheidung ist neben dem Neuheitswert auch die Praxistauglichkeit: Alle Kandidaten sollen jetzt oder in absehbarer Zeit auf dem Markt verfügbar sein. Einen Anspruch auf Vollständigkeit erhebt die Liste nicht. Die Redaktion verlässt sich bei der Auswahl auf ihren subjektiven Eindruck.

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