Ein Käfig aus purem Gold bleibt noch immer ein Käfig
Premiere am 17. Januar 2025; 20 Uhr, Komödienhaus des Theaters Heilbronn
Der Sittich
von Audrey Schebat
Deutsch von Leyla-Claire Rabih und Frank Weigand
Regie: Folke Braband
Bühne: Carsten Wank (Nach Entwürfen von Tom Presting †)
Kostüme: Manuel Roy Schweikart
Dramaturgie: Christine Härter
ER: Nils Brück
SIE: Judith Lilly Raab
Kaum ein Stoff erweist sich als so dankbar für Unterhaltung auf der Bühne wie aus dem Ruder laufende Paarbeziehungen, denn er bietet viel Wiedererkennungs- und Diskussionspotential für fast jede und jeden. Dass man diesem schier unerschöpflich erscheinenden Themenfeld immer noch neue Aspekte abgewinnen kann, beweist Audrey Schebats Komödie »Der Sittich«, die am 17. Januar 2025 um 20 Uhr Premiere im Komödienhaus hat. Mit feinem Gespür für den absurd komischen Alltag von Langzeitpartnerschaften gewährt die französische Autorin hier einen intimen Blick hinter die Kulissen eines Ehestreits und stellt die konventionellen Rollenbilder genüsslich auf den Kopf.
Ring frei für eine Paartherapie in mehreren Runden, in der Judith Lilly Raab und Nils Brück lustvoll die verbalen Klingen kreuzen. Folke Braband, der in Heilbronn schon viele Komödien humorvoll auf den Punkt gebracht hat, führt Regie. Die Bühne hat sein langjähriger künstlerischer Arbeitspartner Tom Presting entworfen, der mitten in den Arbeiten an diesem Stück plötzlich verstorben ist. Carsten Wank, ein enger Freund und Kollege von Tom Presting, setzt das Bühnenbild in dessen Sinn um. Das Stück entführt in das mondäne Wohnzimmer eines verheirateten Paares, bei dem alles zu stimmen scheint. Allerdings nur auf den ersten Blick.
Zum Inhalt
SIE und ER haben Freunde zu einem gemeinsamen Abendessen eingeladen. Eigentlich sollten Catherine und David schon längst bei ihnen sein. Da klingelt das Telefon und ein völlig aufgelöster David sagt das Essen ab. Bei ihm zu Hause sei eingebrochen worden. Wertvoller Schmuck, teure Kleider und Catherines Degas-Zeichnung seien verschwunden. Und seine Frau, die direkt aus ihrer Zoohandlung zu den Freunden gehen wollte, könne er nicht erreichen. Merkwürdig, denken die beiden Gastgeber. Stimmt das mit dem Einbruch? Und wenn ja, warum sind ausschließlich Catherines Sachen verschwunden? Hat sie vielleicht ihren Mann verlassen? ER, der gemeinsam eine Anwaltskanzlei mit David betreibt, kann sich das gar nicht vorstellen. Schließlich bietet David seiner Frau eine Menge. Doch SIE sieht das anders. Materieller Wohlstand ist kein Ersatz für Liebe und Wertschätzung. Und ehe sich die beiden versehen, stecken sie mitten in einem Streit über ihre eigene Ehe. ER findet alles super, sieht sich als den großen Macher, der das Geld nach Hause bringt und ihr die Welt erklärt. Im Laufe des Abends muss er allerdings erkennen, wie sehr er seine Frau unterschätzt. Der gewohnte Umgang verstellt ihnen den klaren Blick aufeinander, so dass SIE ihre vermeintliche Naivität als Tarnung nutzt, mit der sie ihn so nach und nach aufs diskursive Glatteis führt. Nach vielen Jahren des ehelichen Zusammenlebens werden die Karten neu gemischt.
Riesenerfolg
Audrey Schebat (* 1973 in Paris) arbeitet als Regisseurin und Autorin für Theater, Film und Fernsehen. »Der Sittich«, entstanden 2017, ist ihr erstes Theaterstück, war in Frankreich ein Riesenerfolg und lief dort über 200 Mal. Es wurde bisher ins Deutsche, Spanische und Chinesische übersetzt. In der Werkstatistik 2021/2022 landete das Stück auf Platz 1 der deutschsprachigen Erstaufführungen und der Erfolg reißt bis heute nicht ab. Nicht von ungefähr, denn bei diesem fein gebauten Kammerspiel trifft psychologische Tiefe auf typisch französische Boulevard-Spritzigkeit und intelligenten Wortwitz.
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