Ausbildung / Jobs

Wie die Transformation gelingen kann

„Selbst denken lernen, um selbst denken zu können“ – das bezeichnete Prof. Ali Sunyaev, Vizepräsident des TUM Campus Heilbronn, als eine der größten Aufgaben für die exzellente Ausbildung der Studierenden, der sich der TUM Campus Heilbronn unter anderem verschrieben hat. TUM-Studierende werden mittel- bis langfristig den Mittelstand in der Region Heilbronn-Franken prägen. Bei der Diskussionsveranstaltung „Regionen in der Transformation: Herausforderungen und Erfolgsfaktoren“ am TUM Campus Heilbronn saß Sunyaev auf dem Podium und verbreitete beim Panel „Digitalisierung und KI im Mittelstand – Herausforderungen und Chancen“ Optimismus bezüglich der Herausforderungen, die auf die Unternehmen zukommen werden. „Hinsichtlich der zukünftigen Entwicklungen gab es häufiger ungünstige Prognosen, aber Volksweisheiten haben durchaus häufig ihre Daseinsberechtigung: Erstens kommt es anders, und zweitens als man denkt“, sagte der Professor für Informatik / Wirtschaftsinformatik an der TUM School of Computation, Information and Technology (CIT) und der TUM School of Management (MGT). Damit beantwortete er die Frage von Moderator Sebastian Pfotenhauer, Carl von Linde Professor für Innovationsforschung an der TUM School of Social Sciences (SOT) und MGT, ob es den Unternehmen künftig gelingen wird, die vielen Herausforderungen meistern zu können.

Das Humboldtsche Bildungsideal ermögliche die Freiheit der Forschung und Lehre von der Politik, betonte Sunyaev. Damit sei aber eine große Verantwortung für die Forschenden verbunden: „Sie sollten nicht nur Positives sagen, sondern Dinge aussprechen, die die Menschheit voranbringen. Dafür muss man mutig sein und auch Dinge zur Sprache bringen, die nicht immer dem aktuellen Zeitgeist geschuldet sind.“ Sunyaev rief ausdrücklich zum „antizyklischen Denken“ über Themen auf, die sich nicht unmittelbar monetarisieren lassen – etwa Investitionen in Nachhaltigkeit, Forschung und eine gute Ausbildung.

Von Nachhaltigkeit bis Quantensensorik

Bei Claudia Doblinger, Professorin für Innovations- und Technologiemanagement an der TUM, rannte Sunyaev offene Türen ein: Die Forscherin am TUM Campus Straubing für Biotechnologie and Nachhaltigkeit sowie MGT bedauerte, dass das Thema Nachhaltigkeit weitestgehend von der politischen Agenda verschwunden sei. Sie rief dazu auf, Digitalisierung und Nachhaltigkeit nicht zu trennen: „Sie gehen oft Hand in Hand.“

Ein weiteres Beispiel für ein zukunftsträchtiges, aber noch antizyklisches Thema ist die Quantentechnologie, der sich Prof. Jens Anders von der Universität Stuttgart intensiv widmet. Wir sind die Speerspitze für die industrielle Verwertung der Quantensensorik in Deutschland“, sagte der Sprecher des BMBF-Zukunftsclusters „QSens – Quantensensoren der Zukunft“. Neben technologischen Herausforderungen stehen bei uns insbesondere auch die notwendigen Wertschöpfungsketten im regionalen Ökosystem und mögliche Geschäftsmodelle – insbesondere auch für KMUs – im Vordergrund.

Große Verantwortung, fruchtbare Kooperationen

Generell seien Mittelständler aber innovativ, waren sich die Diskussionsteilnehmenden einig. Doblinger betonte eine starke Wahrnehmung in der Öffentlichkeit, dass vor allem Start-ups die KI-Revolution vorantreiben würden: „Start-ups können vor allem riskanter agieren als der Mittelstand, weil die Möglichkeit des Scheiterns bei ihnen allgemein anerkannter ist.“ Auch tragen Mittelständler eine viel größere Verantwortung als Start-ups, fügte Jan Hartmann, Geschäftsführer von Image Development Systems (IDS), einem Hersteller von Bildverarbeitungssystemen und Industriekameras aus Obersulm bei Heilbronn, hinzu: „Ich habe alle Mitarbeitenden von meinem Vater übernommen. Diese Verantwortung gibt es bei Start-ups nicht.“

Profitieren können die Mittelständler von der Zusammenarbeit mit Forschungseinrichtungen, sagte Dr. Rüdiger Eichin, Leiter der Industrie-Universitäts-Kooperation SAP Labs München, die in Kooperation mit der TUM aufgebaut wurden: „Kooperation, Co-Innovation und der Aufbau eines gemeinsamen Ökosystems werden immer wichtiger.“ Womit die Brücke wieder zurück nach Heilbronn geschlagen war, denn rund um den Bildungscampus Heilbronn ist ja bekanntlich in den letzten Jahren ein vorbildliches Ökosystem entstanden. Besser als jetzt werde die Region in fünf Jahren dastehen, wenn die erste Phase der KI-Revolution abgeschlossen sein könnte, sagte Bettina Peters, Professorin am Leibniz-Zentrum für Europäische Wirtschaftsförderung (ZEW) und an der Universität Luxemburg. Und auch Ali Sunyaev prophezeite: „In fünf Jahren wird noch nicht alles perfekt sein, aber die Richtung stimmt.“

Herausforderungen und Chancen

Vorausgegangen war ein weiteres Panel zum Thema „Zukunft gestalten – Wie mittelstandsgeprägte Regionen im Wettbewerb bestehen“, das von Cindy Rentrop, Wissenschaftliche Mitarbeiterin an der SOT moderiert wurde. Dabei sah Hanna Hottenrott, Professorin für Innovationsökonomik an der MGT, die mittelstandsgeprägten Regionen im globalen Wettbewerb „vor großen Herausforderungen, aber auch in den Startlöchern“. Ein vergleichbares Nebeneinander von Top-Ausbildungsmöglichkeiten und der Schwierigkeit, Talente hier zu behalten, nahm Johannes Schnabel, Director of Programs bei den Campus Founders, für Heilbronn wahr: „Vor allem die TUM-Studierenden sind hungrig, wollen unternehmerische Fähigkeiten mitnehmen und dazulernen. Aber ich bin mir noch nicht sicher, ob sie Heilbronn schon als das wahrnehmen, was es sein möchte.“

Wieder wurde betont, wie wichtig ein Netzwerk von Akteuren vor Ort ist: „Unsere Partner im Ökosystem wie die TUM und die Campus Founders helfen dabei, in die breite Gesellschaft zu tragen, was wir hier erleben. Davon profitieren wir alle als Stadt und Region“, sagte Jens Boysen, Leiter des Büros des Heilbronner Oberbürgermeisters. „Man braucht Akteure vor Ort, die über Grenzen hinweg – zwischen Unternehmen, aber auch zwischen Wissenschaft und Wirtschaft – zusammenkommen und zusammenarbeiten“, betonte auch Hanna Hottenrott. 

Mehr Optimismus wagen

Wie aber können mittelstandsgeprägte Regionen dem Fachkräftemangel begegnen, fragte Moderatorin Rentrop. Adrian Willig, Direktor des Vereins Deutscher Ingenieure (VDI), sprach sich für flexible Altersregelungen, mehr Frauen in Ingenieursberufen, einer frühen Technikbegeisterung für Mädchen und Jungen sowie dem Abbau bürokratischer Hürden für ausländische Fachkräfte aus. Einen höheren Frauenanteil unter den Ingenieurinnen und Ingenieuren befürwortete auch Simone Rieß, Leiterin der Kontaktstelle Frau und Beruf Heilbronn-Franken bei der Wirtschaftsregion Heilbronn-Franken GmbH. Doch dazu seien mehr Flexibilität und eine bessere Vereinbarkeit von Familie und Beruf notwendig.

„Durch welche politischen Maßnahmen kann die Wettbewerbsfähigkeit der mittelständisch geprägten Regionen langfristig gesichert werden?“ fragte Rentrop weiter. „Es gibt kein Patentrezept“, sagte Uwe Cantner, Professor für Economics an der Friedrich-Schiller-Universität Jena und Vorsitzender der Expertenkommission Forschung und Innovation (EFI). Gleichwohl müssten Gesellschaft und Wirtschaft Lösungen generieren, nicht die Politik. Diese müsse aber die Unsicherheit aus dem System rausnehmen und verlässliche Rahmenbedingungen für Investoren schaffen. Eine bessere Standortpolitik sei wichtig. Und nicht zuletzt: „Die Akteure müssen in einem Raum zusammenwirken –so wie es in Heilbronn gut funktioniert.“ Mit diesem Statement lag Cantner auf einer Wellenlänge mit Hottenrott, die sich vor allem eines wünschte: „Ein bisschen Optimismus. Jammern bringt niemanden weiter.“ 

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