
Kritische Würdigung des Pontifikats von Papst Franziskus durch adventistischen Kirchenpräsidenten
Zum Tod von Papst Franziskus
Papst Franziskus ist tot. Das Oberhaupt von weltweit 1,4 Milliarden Katholiken starb am Ostermontag im Alter von 88 Jahren, wie der Vatikan mitteilte. Der Argentinier stand seit 2013 an der Spitze der katholischen Kirche, nachdem der deutsche Papst, Benedikt XVI, überraschend zurückgetreten war.
Weltweit reagierte man mit Trauer und Bestürzung auf die Nachricht. Franziskus galt als sehr nahbares Kirchenoberhaupt von aufrichtiger Bescheidenheit. Sein unermüdlicher Einsatz für Frieden, soziale Gerechtigkeit, Bewahrung der Schöpfung und Verständigung wird in Erinnerung bleiben. Seine mahnenden Worte an die Politik waren unüberhörbar, er mischte sich ein und eckte an, wenn er kompromisslose Solidarität mit den Schwachen und den Leidtragenden ungerechter und menschenverachtender Systeme einforderte. Das war Programm, denn er verstand sich und die Kirche als Anwalt der Menschlichkeit.
Diese Menschlichkeit sah er tief im Evangelium verankert. Sein apostolisches Schreiben „Evangelii gaudium“ von 2013 beschäftigte sich mit der Frage: Wie kann die Kirche missionarisch ausgerichtet werden, anstatt auf sich selbst fixiert zu sein? Damit hat er den geistlichen Auftrag von Kirche treffend beschrieben, was in der gesellschaftlichen Öffentlichkeit weniger ankam. Doch diese neue Fokussierung auf die Botschaft Jesu ist das, wozu sich alle christlichen Kirchen bekennen können und beschreibt, was die Menschen brauchen: Die Botschaft eines Gottes, der sich durch Jesus dem Menschen in bedingungsloser Liebe zuwendet und ihn annimmt. Die Auferstehung Jesu gibt den Menschen Kraft, ein Leben bekenntnishaft zu führen und Zeichen in der Gesellschaft zu setzen. Das spendet Hoffnung und gibt Halt in unruhigen und bewegten Zeiten. So gesehen wird das Pontifikat von Franziskus weiterwirken.
Die innerkirchlichen Reformen wie etwa der angestoßene synodale Prozess oder eine neue Kurienverwaltung führten zu Spannungen zwischen progressiven und traditionellen Kräften, die noch nicht beigelegt sind. Frauen in Leitungsämter zu berufen, scheint immer noch ein gewagtes Unterfangen, das Widerstände hervorruft. Die Erklärung „Fiducia supplicans“ von 2023 löste heftige Irritationen aus, weil Bischofskonferenzen nachdrücklich erklärten, sie würden Homosexuelle nicht segnen. Franziskus erläuterte später wiederholt, „wir segnen Menschen, nicht die Sünde.“ Eine Revolution in der Sexualethik war nicht zu erwarten, aber „man darf wieder freier über das Thema reden“, so der Kirchenhistoriker Jörg Ernesti.
Die Aufarbeitung des Missbrauchsskandals hat zwar binnen weniger Monate zu einer Verschärfung des bestehenden Kirchenrechts geführt, doch die aktuelle Praxis zeigt, dass leider immer noch an vielen Stellen vertuscht und verschleppt wird. Der Verlust an Glaubwürdigkeit ist immens und konnte auch durch Franziskus nicht verhindert werden. Diese Themen haben in der Öffentlichkeit einen breiten Raum eingenommen und das Bild einer rückständigen Kirche geprägt. Daher wird innerhalb der Römisch-katholischen Kirche die Frage diskutiert, wie es nach Franziskus weitergehen wird und wie eine weltweite und kulturell divers aufgestellte Kirche in Zukunft agieren soll.
Der römisch-katholische Theologe Andreas Batlogg schreibt dazu: „Hat Franziskus zu wenig ‚geliefert‘? Ich glaube nicht. Der ‚point of no return‘ – zurück zu einem autoritär agierenden Papsttum mit der Aura der Unnahbarkeit, ist aus meiner Sicht erreicht.
Handelte es sich wirklich (und wirksam) um eine Reform der Kirche? Ich sage entschieden: Ja! Reformen brauchen Zeit. ‚Wenn es ein Wort gibt, das wir bis zur Erschöpfung wiederholen müssen, dann lautet es Dialog‘, so Franziskus.“
Man darf also gespannt sein, wie nachhaltig die Spuren sind, die Papst Franziskus hinterlassen hat und wie der zukünftige Dialog der Katholischen Kirche mit anderen Kirchen aussehen wird.
Tiefgreifende theologische Veränderungen im Verhältnis zu den protestantischen Kirchen waren nicht zu erwarten und dürften auch in Zukunft keine gravierende Rolle spielen. Das Kirchen-, Amts- und Abendmahlsverständnis seien als Beispiele erwähnt, das fundamentale Unterschiede markiert. Im Raum stehen ebenfalls die drängenden Fragen der Säkularisierung und Entkirchlichung in Europa, die auf Antworten warten und einen Dialog mit der Gesellschaft und anderen Kirchen notwendig macht.
Obwohl wir als evangelische Freikirche in vielen theologischen Fragen und Überzeugungen zu anderen Auffassungen gelangen wie die Römisch-katholische Kirche[ii], haben wir hohen Respekt davor, dass Franziskus versuchte, die Kirche auf die Kernfragen des Evangeliums zurückzuführen und den Menschen Mut gemacht hat, sich auf Gott einzulassen.
Adventisten in Deutschland
Die Freikirche der Siebenten-Tags-Adventisten wurde 1863 in den USA gegründet, ihre Wurzeln liegen in den Erweckungsbewegungen, die um 1800 in Europa und Nordamerika entstanden sind. Gegenwärtig hat die Kirche weltweit rund 22 Millionen mündig getaufte Mitglieder, die sich in über 93.000 Kirchengemeinden und zahlreichen Gruppen versammeln. In Deutschland zählt die Freikirche rund 34.000 Mitglieder in 537 Kirchengemeinden. Sie ist in jedem Bundesland als Körperschaft des öffentlichen Rechts anerkannt. Zu den Grundsätzen der Freikirche gehört die Freiwilligkeit, die sich unter anderem in der Finanzierung durch freiwillige Spenden ausdrückt. Außerdem tritt sie für die Trennung von Kirche und Staat ein. Die Freikirche ist Mitglied der Deutschen Bibelgesellschaft und Gastmitglied in der Arbeitsgemeinschaft Christlicher Kirchen in Deutschland (ACK) und der Vereinigung evangelischer Freikirchen (VEF). Weitere Informationen: www.adventisten.de
https://katholisch.de/artikel/59688-ein-aufwirbler-papst-franziskus-als-agent-provocateur. Abgerufen am 21.4.2025; 13.00 Uhr
[ii] Die englischsprachige Stellungnahme „Wie Siebenten-Tags Adventisten den römischen Katholizismus sehen“ der Weltkirchenleitung vom 15.4.1997 findet sich unter: : https://gc.adventist.org/official-statements/how-seventh-day-adventists-view-roman-catholicism/
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