Auf dem GDHS-Meistertreffen traf Qualifikation auf Innovation
Die richtige „Qualifikation“ stand an Tag zwei im Fokus der Fachvorträge und Workshops. „Qualifikation, die müsst ihr drauf haben!“, meinte daher auch Detlef „Det“ Müller, bekannt aus „Grip – das Motormagazin“, der mit dem Moderator Helge Thomsen vom „Youngtimer Duell“ und Thorsten Brückner für einen kurzen Gastauftritt auf der Bühne stand. Dennis Epping, Manager Retail Operations (GDHS), hatte sich das Veranstaltungsmotto zum Thema gemacht und referierte über die Entwicklung der Fahrzeugtechnik und die Zukunft der Mobilität. Als wesentliche Treiber für die Veränderung des Fahrzeug- und Servicemarktes nannte Epping die fortschreitende Digitalisierung innerhalb der Branche einhergehend mit den neuen Technologien. Daneben werde ein verändertes Kundenverhalten, das sich vor allem in einem immer größeren Umweltbewusstsein widerspiegele, gemeinsam mit dem Thema „Nachhaltigkeit“ immer größere Bedeutung erlangen. Als Vertreter der Marke Goodyear war auch Holger Rehberg, Produktmanager (GDTG), in Bremen dabei. Nach einer kurzen Vorstellung der Produktneuheiten aus dem Hause Goodyear, befasste Rehberg sich mit den brisanten und aktuellen Themen „Entsorgung von Sealant-Reifen“ und „Reifen für Elektrofahrzeuge“.
„Die Entscheidung für Elektromobilität ist vor mehr als zehn Jahren gefallen, leider hat Deutschland das nicht mitbekommen“, so die klaren Worte von Prof. Friedbert Pautzke, Deutschlands erster Professor für Elektromobilität an der Hochschule Bochum. Der Gastredner malte in seinem Vortrag über die Zukunft der Elektromobilität verschiedene Szenarien aus, stellte aber ganz klar heraus, dass die Frage schon lange nicht mehr laute, ob sich Elektromobilität durchsetze, sondern wann und wie sie dies tut. Nach einem Rückblick auf die Entwicklung des Elektroautos beleuchtete Pautzke unter anderem die Frage nach der Umweltbelastung durch Elektromobilität von der Fertigung über den Betrieb bis hin zum späteren Recycling. Pautzke veranschaulichte diesen Punkt an einem so genannten Life Cycle Assessment (LCA), der systematischen Analyse der Umweltwirkungen von Produkten während ihres gesamten Lebensweges. Für die Meister im Publikum zeichnete Pautzke ein sehr reales Bild dessen, was sich im Werkstattbetrieb ändern wird, welche neuen Arbeiten auf die Meister und ihre Teams in Zukunft zukommen und welche Tätigkeiten schon bald nicht mehr benötigt werden. Pautzke prognostizierte eine Verlagerung des Arbeitsfeldes auf vorwiegend informationstechnische Aufgaben. Doch er gab auch leichte Entwarnung, denn wer die Entwicklungstrends rechtzeitig erkenne, brauche sich um die Zukunft nicht zu sorgen.
Um die digital vernetzte Werkstatt und was damit heute ganz konkret gemeint ist, ging es im ersten Teil des Vortrags von ASA-Livestream Geschäftsführer Frank Beaujean. Wenn die digitale Technik bequem, einfach und kostengünstig in der Anschaffung sei und im Alltag Erleichterung bringe, würde sie auch erfolgreich sein und Ressourcen in den Betrieben schonen. So gehöre laut Beaujean die Archivierung der Daten in elektronischer Form bei Klimaservice, Achsvermessung oder Radwuchten in vielen Betrieben längst zum digitalen Werkstattalltag. Was es genau mit dem ASA-Livestream auf sich hat, welche gesetzlichen Vorgaben es zu beachten gilt und was auf einen Betrieb zukommt, der noch immer nicht über die vorgeschriebene Spezial-Schnittstelle verfügt, erläuterte der Fachmann im Anschluss. Dem an Bedeutung immer weiter gewinnenden Thema „Klimaanlage“ widmete sich Andreas Lamm (Würth GmbH & Co. KG). Denn gerade bei Hybrid- und Elektrofahrzeugen sei die Klimaanlage zusammen mit dem passenden Check eine Dienstleistung nur für speziell ausgebildete Experten. Hier gäbe es für Betriebe und Werkstätten, die top-geschult sind, gute Verdienstmöglichkeiten, berichtete Lamm.
In den Workshops ging es von der Theorie zur Praxis
Eine Kostprobe des neuen GDHS-Teilekatalogs, der seit Jahresbeginn live ist, gab Marco Heitmann, Business Process Principal bei den GD Handelssystemen. Moderner, strukturierter aufgebaut und besser vernetzt, erleichtere die neue Version den Systempartnern den Arbeitstag und sorge durch direkte Hersteller-Verknüpfungen und ein besseres Zusammenspiel mit der hauseigenen Warenwirtschaft tiresoft 3 für einen reibungslosen Arbeitsablauf. Echtes Zusatzwissen über moderne Assistenz- und Bremssysteme der neuesten Generation bekamen die Teilnehmer von Michael Schindler (Auto-Teile-Pöllath Handels GmbH). Profi-Tipps zu den Themen „Bremsbelagswechsel“ und „Welche europäischen Normen haben Bremsscheiben zu erfüllen?“, hatte Schindler auch parat. Wie der Ölwechsel beim Automatikgetriebe richtig gemacht wird und wie ein reibungsloser Umgang mit Hybridtechnik in der Werkstatt erreicht werden kann, waren zwei der Themen, die Gerd Endriss (ZF Aftermarket) zum Gegenstand seines Workshops machte. Automatikgetriebe seien ein großes Thema, mit dem man sich schnellstmöglich auseinandersetzen müsse, warnte er die Teilnehmer. Wiederum digital wurde es bei Holger Naumann (Hella GmbH & Co. KGaA). Er gab Einblicke in die Zukunft der Fahrerassistenzsysteme und Lichttechnik. Im Bereich der Fahrerassistenzsysteme sei die letzte Entwicklungsstufe „fahrerlos“ zwar erreicht, doch verhindere ein Gesetzeskonflikt bislang noch den endgültigen Live-Gang. Ähnlich weit fortgeschritten sei die Technik auch beim Thema „Licht“. „Wir stehen am Anfang einer neuen Ära der Lichttechnologie“, so Naumann. Bislang ging die digitale Vernetzung nur im Auto vor sich, sie beginne aber nun verstärkt nach außen zu greifen. „Digitale Verbindungen des Fahrzeugs direkt mit dem Hersteller sind schon heute möglich, da werden aber weitere Entwicklungen auf uns zukommen“, berichtete Naumann.
Die Workshops in kleinerer Runde ließen genügend Raum für Fragen, die von den Teilnehmern zahlreich gestellt wurden. So kam ein erfolgreicher Informations- und Erfahrungsaustausch zustande und die Teilnehmer sind für 2020 und darüber hinaus bestens gewappnet.
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