Energie- / Umwelttechnik

Gut geklettert, kleine Bärin

Es hat ein wenig gedauert und eine große Portion Kraft, Geduld und einige Versuche gebraucht: Das kleine Eisbär-Weibchen im Erlebnis-Zoo Hannover ist aus seiner Wurfbox herausgeklettert! Mit einer Nasenlandung ins weiche Einstreu absolvierte das Jungtier von Eisbärin Milana ihren ersten erfolgreichen Kletterversuch hinaus aus der Wurfbox und erkundet nun den Mutter-Kind-Bereich im Stall hinter den Kulissen.

Schon seit einiger Zeit konnte das Zoo-Team über die in der Wurfbox installierten Kameras beobachten, dass die kleine Bärin und auch Mutter Milana immer aktiver wurden, viel und ausgiebig miteinander spielten. Wenn ihr Nachwuchs schlief, verließ Milana aber auch immer mal wieder die Wurfbox, bewegte sich im Mutter-Kind-Bereich des Stalls oder nahm Kontakt zu ihren Tierpflegern auf.

Auch ihr Jungtier zeigte immer mehr Interesse an dem Geschehen außerhalb der Wurfbox. Um die restliche Wurfhöhle zu erkunden, musste die fast 16 Wochen alte Eisbärin (geboren am 20. November) allerdings zunächst über eine Barriere am Eingang der Wurfbox klettern: „Sozusagen als erste Hürde für die Ausflüge nach draußen“, erklärt Eisbären-Kurator Fabian Krause die Installation. „Erst, wenn das Jungtier selbstständig über die Barriere klettern kann, ist es auch bereit, auf der Außenanlage Steine und Baumstämme zu überwinden und alleine aus der Hafenbucht zu klettern. Und seiner Mutter auf Schritt und Tritt zu folgen.“  Dafür brauchte es neben der entsprechenden Körpergröße auch ausreichend Muskelkraft und Geschick.

Mehrere Tage lang übte die kleine Eisbärin immer wieder und unermüdlich, zog sich am Rahmen der Wurfbox hoch, versuchte das Bein hinüber zu strecken. Bis es ihr endlich gelang und sie mit der Nase voran auf der anderen Seite der Barriere landete, wo sie von Mutter Milana in Empfang genommen wurde. „Die zwei spielen und raufen jetzt auch außerhalb der Wurfbox“, berichten die Tierpfleger. „Das Spiel zwischen den beiden wird schon wilder, die Kleine beißt ihrer Mama ins Fell, zieht ihr an den Ohren.“ 

Auf ihren ersten Erkundungstouren durch den Mutter-Kind-Bereich im Stall lernt das Jungtier nun auch die Tierpfleger kennen und beginnt, Futter zu fressen. „Das ist aber noch eher ein Ausprobieren und Knabbern“, erklären die Pfleger. „Hauptsächlich ernährt sie sich noch von Milanas fetthaltiger Muttermilch.“ Aber auch Haferbrei-Bällchen, Salat, kleine Fischstücke, gekochtes Rindfleisch, Äpfel und Karotten schmecken dem Nachwuchs schon.

Nach den ersten Erkundungstouren ziehen sich Mutter und Jungtier weiterhin in die Wurfbox zurück, schlafen und ruhen sich aus. Auf die ersten Ausflüge auf die Außenanlage werden die Zoo-Besucher nun allerdings nicht mehr allzu lange warten müssen.

Hintergrund:

Eisbärin Milana (10) hat am 20. November erstmals Nachwuchs bekommen und kümmert sich vorbildlich um ihr Jungtier, das bei der Geburt nur ungefähr so groß wie ein Meerschweinchen war. Milanas Nachwuchs ist der erste Eisbär-Nachwuchs im Erlebnis-Zoo Hannover. Eisbär-Vater Sprinter hält sich übrigens lehrbuchmäßig fern von der Wurfhöhle. Wie auch in der Wildnis hat er als Männchen nichts mit der Jungenaufzucht zu tun und ist dafür weiterhin für Besucher auf der Außenanlage in Yukon Bay zu sehen.

Stark bedroht

Seit 2006 steht der Eisbär auf der Roten Liste der Naturschutzorganisation IUCN. Der Bestand ist als „gefährdet“ eingestuft. In der Arktis leben nur noch etwa 20.000-25.000 Eisbären. Nach Einschätzung der IUCN wird die Bestandsentwicklung des Eisbären als rückläufig eingestuft.

Hilfe vor Ort

Seit über zehn Jahren unterstützt der Erlebnis-Zoo die Artenschutz-Organisation Polar Bears International. Das Team aus renommierten Wissenschaftlern erforscht das größte Landraubtier der Welt. Beim sogenannten „Bear Tracker“-Projekt werden weibliche Tiere mit Peilsender-Halsbändern ausgestattet. Dank der modernen Technik können die Wissenschaftler so nachverfolgen, bis wohin sich das Verbreitungsgebiet der Bärinnen erstreckt, wie die Wanderrouten verlaufen und wo die Weibchen ihren Nachwuchs bekommen. Mittels der Daten können die Artenschützer herausfinden, wo notwendige Schutzzonen errichtet werden sollen. Denn das Eis schmilzt den arktischen Tieren buchstäblich unter den Pfoten weg und nimmt ihnen ihre Lebensgrundlage: die Jagdmöglichkeit auf fettreiche Robben an deren Atemlöchern im Packeis. Die Eisbären weichen immer öfter zur Nahrungssuche auf das Festland aus, Mensch-Tier-Konflikte sind die Folge, die durch Schutzzonen verhindert werden sollen.

Europäisches Erhaltungszuchtprogramm

Der Erlebnis-Zoo Hannover beteiligt sich am Europäischen Erhaltungszuchtprogramm (EEP) für Eisbären, um die Tierart langfristig zu erhalten und für den Schutz des Lebensraumes zu sensibilisieren.

Auf seiner Internetseite unter www.zoo-hannover.de/eisbaer berichtet der Erlebnis-Zoo über die Neuigkeiten bei den Eisbären.

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