Firmenintern

Der Diamant unter den Großwerkzeug-Maschinenbauern

Vor 100 Jahren wurde WALDRICH COBURG gegründet. Seinen Erfolg verdankt das Unternehmen seinen neuen Serienmaschinen.

TAURUS Gemini soll die Zukunft erobern.

Seit 100 Jahren gibt es die Maschinenfabrik Waldrich in Coburg. Hubert Becker, ehemaliger Geschäftsführer und inzwischen Chef der Jingcheng Holding Europe, hat mehr als die Hälfte dieser Zeit miterlebt: Am 2. September 1968 fing er als 14jähriger bei WALDRICH COBURG als Maschinenbaulehrling an. Heute ist Hubert Becker Geschäftsführer in der Jingcheng Holding Europe, zu der WALDRICH COBURG zu 100% gehört.

Am 10. Februar, dem Gründungsdatum, feierte WALDRICH COBURG den Grundstein der Erfolgsgeschichte im Europäischen Museum für modernes Glas bei Schloss Rosenau.

Der Beginn

Nicht zufällig: Ohne den langjährigen Inhaber und Geschäftsführer von WALDRICH COBURG, Otto Waldrich, gäbe es dieses Museum nicht. 2017 war Otto Waldrich gestorben. Otto Waldrich hatte mit seinem Schwager Bernhard Kapp die Führung des Unternehmens übernommen, nachdem sein Vater und Gründer Adolf Waldrich am 5. März 1950 einem Schlaganfall erlegen war. Adolf Waldrich hatte 1919 zusammen mit dem Ingenieur Emil Hardt eine kleine Fabrik mit 20 Beschäftigten in der Coburger Gerbergasse übernommen. Von dort aus gründeten sie am 10. Februar 1920 die Globuswerke. 1926, nach dem Umzug in den Hahnweg, schied Hardt aus, und das Unternehmen hieß fortan Maschinenfabrik Adolf Waldrich. Der Siegener stammte aus einer Unternehmerfamilie – er war vorher Teilhaber der Firma H.A. Waldrich gewesen. Die Entwicklung des ölhydraulischen Antriebs brachte der Firma den Durchbruch; die Folge war die Entwicklung von Hobelmaschinen und Führungsbahn-Schleifmaschinen, erläuterte Hubert Becker.  Mit der Übernahme durch Otto Waldrich begann die zweite Epoche bei Waldrich: Fräsmaschinen wurden entwickelt, das Unternehmen wuchs, in den 70er-Jahren wurden die ersten Großfräsmaschinen mit numerischer Steuerung ausgeliefert. Becker blickte in seiner Festrede stolz auf diese Jahre: „Ein weiterer Meilenstein in der Firmengeschichte war der Bau der ersten Gantry-Portalfräsmaschinen Anfang der 70er Jahre für Siemens Mülheim. Ich selbst habe an dieser Maschine als Lehrling im 4. Lehrjahr mitgearbeitet. Das war auch der Zeitpunkt, wo alle Maschinen auf NC-Steuerung umgestellt wurden. In den folgenden Jahren forderte der Markt speziell im Fräsbereich immer größere Maschinen. So zum Beispiel für die Bearbeitung von 2-Takt-Dieselmotorengehäusen.“ Anfang der 80er Jahre begann das Automatisierungszeitalter.

Einschneidende Erlebnisse

1985 hatte Waldrich rund 1050 Mitarbeiter, und Otto Waldrich verkaufte das Unternehmen an die Ingersoll-Gruppe, zu der auch die H. A. Waldrich in Siegen gehörte. „Ich sehe heute noch die Mitarbeiter mit Tränen in den Augen vor mir stehen“, sagte Hubert Becker. „Von da an ging es 20 Jahre bergab. In Coburg wurden keine strategischen Entscheidungen mehr getroffen.“ 2003 meldete die amerikanische Ingersoll Konkurs an, Waldrich wurde von der Herkules-Gruppe (Siegen) ersteigert. Doch „Siegen ist weit weg, und wir waren ein fremdes Produkt“, sagt Hubert Becker. Als Retter erwies sich im Oktober 2005 eine Kooperation in China, die Waldrich 1984 eingegangen war: Bejing No. 1 übernahm den Maschinenbauer. „Die Chinesen haben uns versichert: WALDRICH COBURG bleibt WALDRICH COBURG“, sagte Becker. „Wir konnten die Firma führen wie ein traditionelles deutsches Maschinenbau-Unternehmen.“ Der Auftragseingang stieg von 60 Millionen im Jahr 2006 auf 250 Millionen im Jahr 2008; dank der Bestellungen war WALDRICH COBURG teilweise drei Jahre im Voraus ausgelastet.

Die Zukunft

Am Standort wurde investiert, insgesamt über 60 Millionen Euro, wie Becker zusammenfasste. Bis 2012 dauerte diese Hochphase, dann gingen die Aufträge zurück. Waldrich, das bislang fast jede Maschine für den Kunden individuell geplant und gebaut hatte, orientierte sich um und entwickelte die „Taurus“, die 2016 präsentiert wurde. „Es gibt keine bessere und schönere Fünfachsenfräsmaschine“, schwärmte Becker. „Wenn es  Taurus nicht gegeben hätte, wäre WALDRICH COBURG nicht mehr da.“ Trotzdem musste 2016 neu strukturiert werden, Personal wurde abgebaut. Heute hat Waldrich weltweit 540 Mitarbeiter, nach eigenen Angaben rund 500 am Standort Coburg. 2019 sei eine schwarze Null geschafft worden, sagte Becker. Für 2021 stimmt ihn optimistisch, dass die „Taurus Gemini“ präsentiert werden soll. „Das wird wieder eine hervorragende Maschine und wäre ein toller Start ins zweite Jahrhundert von Waldrich Coburg“, ist sich auch Falk Herkner sicher, als Geschäftsführer Vertrieb, Mitglied der aktuellen Geschäftsführung. „Gleichzeitig bleibt WALDRICH COBURG Hersteller der größten Maschinen der Welt und Weltmarktführer bei Maschinen zur Dieselmotorenbearbeitung.“

Die Gratulanten:

Zu den Gratulanten zählte Coburgs Oberbürgermeister Norbert Tessmer. WALDRICH COBURG sei ein die Region prägendes Unternehmen. Das gelte in wirtschaftlicher, gesellschaftlicher und kultureller Hinsicht.  Mit hochwertiger Ausbildung leiste Waldrich seinen Beitrag zur Zukunft des Coburger Landes. Mit Blick auf den früheren Firmeninhaber Otto Waldrich, der 2017 verstorben war, fügte er an „Ich bin mir sicher, er schaut von oben zu.“

Persönlich und im Namen der IHK zu Coburg sprach der Präsident Friedrich Herdan höchsten Respekt für die unternehmerische Leistung und großen Dank für Standorttreue, Sicherung von Arbeits- und Ausbildungsplätzen sowie umfangreiche Investitionen an die Geschäftsführung und insbesondere auch an die chinesischen Gesellschafter aus. Man habe bei Waldrich „auch stets die gesellschaftliche Verantwortung im Blick, die nicht am Werkstor endet“, freute er sich.

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