Neue Gentechnik in Natur und Landschaft ?
- Neue Anwendungen der Gentechnik werden zunehmend im Zusammenhang mit Biodiversität und Naturschutz diskutiert
- Diese stellen grundsätzliche Herausforderungen für die Risikobewertung, den Naturschutz und die Gesellschaft dar
- Schwerpunktausgabe der Fachzeitschrift „Natur und Landschaft“ setzt sich mit diesen Themen auseinander
Neue Formen ausgestorbener Arten wieder zum Leben erwecken oder gefährdete Arten gentechnisch gegen Krankheiten ausrüsten? Oder invasive Arten mit Hilfe von gentechnisch veränderten Artgenossen effektiv bekämpfen? Immer häufiger werden gentechnische Anwendungen in Zusammenhang mit der biologischen Vielfalt und dem Naturschutz diskutiert. In der aktuellen Schwerpunktausgabe der Fachzeitschrift „Natur und Landschaft“ werden diese Vorschläge vorgestellt, eingeordnet und aus Sicht des Naturschutzes bewertet.
Seit der ersten Freisetzung eines gentechnisch veränderten Organismus (GVO) vor mehr als 30 Jahren hat der Anteil gentechnisch veränderter Nutzpflanzen in der Landwirtschaft außerhalb Europas beständig zugenommen. Freisetzungen von GVO außerhalb von Agrarökosystemen kommen hingegen bisher nur sehr vereinzelt vor. Der aktive Einsatz von Gene-Drives (GVO, mit denen sich die natürlichen Regeln der Vererbung außer Kraft setzen lassen) wird als Instrument im Naturschutz von einzelnen Stimmen aus der Forschung jedoch bereits vorgeschlagen. Dies würde ein Novum darstellen und gleich auf zwei Ebenen zu großen Herausforderungen führen: „Schon aufgrund der Komplexität der aufnehmenden Ökosysteme würde eine Umweltrisikoprüfung von GVO schnell an ihre Grenzen stoßen“, erklärt Prof. Dr. Beate Jessel, Präsidentin des Bundesamtes für Naturschutz. „Zudem gilt es zunächst ganz grundlegende Fragen für den Naturschutz und die Gesellschaft zu erörtern und offen zu legen welche Wertvorstellungen und immanenten Leitbilder derartigen Anwendungen zugrunde liegen.“
Vor einer Anwendung „neuer Gentechniken“ in der Natur sind entscheidende Fragen zu klären: Ist es beispielsweise legitim, eine geschützte Art gentechnisch zu verändern? Und inwieweit hat dies Einfluss auf deren Schutzstatus? Solche Fragen werden bislang kaum öffentlich diskutiert. „Es ist wichtig, nicht nur die Techniken als solche im Blick zu haben. Mindestens genauso wichtig ist es, einen interdisziplinären Diskurs im Naturschutz über das Verständnis und die Anwendungen ,neuer Gentechniken‘ mit den Gesellschafts- und Geisteswissenschaften zu initiieren und voranzutreiben“, betont Prof. Dr. Beate Jessel. In der neuen Schwerpunktausgabe widmen sich daher Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler verschiedenster Disziplinen dem Themenkomplex der neuen Gentechniken. Die Beiträge laden dazu ein, sich zu informieren und aktiv an künftigen Diskussionen teilzunehmen.
Über die Zeitschrift
„Natur und Landschaft“ ist die älteste Fachzeitschrift für Naturschutz und Landschaftspflege im deutschsprachigen Raum, herausgegeben vom Bundesamt für Naturschutz (BfN). Die Monatszeitschrift richtet sich an Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler, Fachbehörden, Gutachterinnen und Gutachter, Planungsbüros, Studierende, Verbandsangehörige, Politikerinnen und Politiker und die interessierte Öffentlichkeit. Jede Ausgabe enthält begutachtete Original-Aufsätze von Fachautorinnen und -autoren zu aktuellen Themen aus Naturschutz und Landschaftspflege. Dazu erscheinen zahlreiche Kurzbeiträge und weitere Nachrichten in verschiedenen Rubriken. Außerdem gibt es in jedem Jahrgang Schwerpunktausgaben zu Themen von besonderem Interesse. Die Zeitschrift erscheint im Verlag W. Kohlhammer.
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Link zur Schwerpunktausgabe "Neue Gentechnik in Natur und Landschaft?"
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