Gesundheit & Medizin

Wohin bei Beschwerden außerhalb der Sprechzeiten?

  • Jeder Vierte weiß außerhalb der Sprechzeiten nicht wohin wenden
  • Jüngere gehen im Zweifelsfall lieber in die Klinik
  • Facharzttermine frühestens nach vier Wochen
  • Sektorengrenzen verunsichern Patienten

24 Prozent der Deutschen ist unklar, an wen sie sich bei akuten, aber nicht lebensbedrohlichen Erkrankungen außerhalb der Sprechzeiten wenden müssen, in Hamburg wissen das sogar 28 Prozent nicht. Besonders jüngere Menschen sind da unsicher. Bei weniger akuten Beschwerden würden sich über 80 Prozent an einen niedergelassenen Arzt oder Facharzt wenden, 13 Prozent an den Ärztlichen Bereitschaftsdienst und 5 Prozent gingen auch dann grundsätzlich in die Kliniknotaufnahme. Außerhalb der Sprechzeiten würde das sogar jeder Vierte machen, weniger als die Hälfte würde sich an eine Notfallpraxis wenden oder den Ärztlichen Bereitschaftsdienst anrufen. Insgesamt verunsichert die Einteilung der Patientenversorgung in verschiedene Sektoren jedoch offensichtlich große Teile der Bevölkerung. Das ergab eine repräsentative Online-Befragung von 1.000 Bundesbürgern durch das Institut Toluna im Auftrag der Asklepios Kliniken, die noch vor der Corona-Krise durchgeführt wurde. ­

Knapp jeder Dritte ging schon einmal in eine Krankenhausnotaufnahme, obwohl ein niedergelassener Arzt am nächsten Tag hätte helfen können. Vor allem Jüngere bevorzugen die Klinik: Knapp die Hälfte von ihnen war schon mit einer weniger akuten Erkrankung in der Notaufnahme. „Die historisch gewachsenen Sektorengrenzen werden von vielen Menschen offenbar nicht verstanden und führen bei Patienten zur Verwirrung“, sagt Kai Hankeln, CEO der Asklepios Kliniken GmbH & Co. KGaA dazu. Möglicherweise spielen bei der Bevorzugung von Kliniken auch die langen Wartezeiten auf Facharzt-Termine eine Rolle. So berichteten die Befragten (vor Corona), bei Orthopäden, Gynäkologen, Hautärzten, Gastroenterologen und Kardiologen jeweils mindestens vier Wochen bis zum Termin gewartet zu haben, bei Neurologen über fünf, bei Augenärzten fast sechs und bei Psychiatern/Psychotherapeuten fast sieben Wochen. In Hamburg ist die Wartezeit teilweise noch länger. Während die Mehrheit vier Wochen für Vorsorgeuntersuchungen noch akzeptabel findet, erwarten die Befragten bei akuten Beschwerden einen Termin innerhalb einer Woche. Die Terminservicestelle der Kassenärztlichen Vereinigung haben gerade mal 8 Prozent schon einmal genutzt, darunter deutlich mehr Jüngere.

Der Facharzt in der Klinik als Alternative?

Gäbe es dort schneller einen Termin, würden 84 Prozent auch einen Facharzt im Krankenhaus konsultieren. Das gilt insbesondere für diejenigen, die in den letzten fünf Jahren in einer Klinik zur stationären Behandlung waren. Als Vorteile sehen die Befragten eine moderne medizinische Ausrüstung, eine mehr ganzheitliche Versorgung durch Einbeziehung anderer Fachbereiche, den neusten Stand der Wissenschaft und eine bessere Versorgung.

Einfacher ist es bei einem lebensbedrohlichen Notfall: Dann würden 9 von 10 Deutschen die 112 wählen oder in die Notaufnahme eines Krankenhauses gehen, wobei es jüngere Menschen stärker in die Klinik zieht. „Den Krankenhäusern wird zu Recht viel Vertrauen entgegengebracht“, so Hankeln weiter, „aber wenn sehr viele Patienten unsere Notaufnahmen aufsuchen, die gar keine Notfälle sind, müssen wir uns neue Konzepte der Versorgung überlegen.“ Dazu zählen das Prinzip der Capitation, bei dem die gesamte Versorgung einem Anbieter von der Prävention bis zur Behandlung übertragen wird. Ein anderer Ansatz, um die Notaufnahmen der Krankenhäuser vor zu vielen Patienten mit Bagatellerkrankungen zu schützen, sind so genannte Portalpraxen. Jeder zehnte Befragte kennt Krankenhäuser, an denen Portalpraxen angeschlossen sind. Mit zunehmendem Alter werden sie als sinnvoll erachtet, so steigt die Zustimmung im Alter von 18-29 Jahre von 31 Prozent kontinuierlich bis auf 55 Prozent bei Über-60-Jährigen.

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