Wasserstoff im Wärmemarkt: Hochaktuell in der Politik, praxisnah in Wasserstoff-KWK, Quartieren und Verteilnetzen
Bereits heute sind die meistens KWK-Anlagen für den Einsatz mit Wasserstoff geeignet. Damit kann die Effizienztechnologie einen entscheidenden Baustein zur Dekarbonisierung des Wärmemarktes und somit zur Erreichung der Klimaschutzziele leisten. Dennoch bedarf es einer starken Unterstützung seitens der Bundesregierung, wie in der politischen Keynote der energiepolitischen Sprecherin der Bundestagsfraktion BÜNDNIS 90/ die Grünen, Dr. Julia Verlinden, deutlich wurde.
Die Aussage Frau Verlindens wurde von Herrn Norbert Zösch, Geschäftsführer der Stadtwerke Haßfurt GmbH durch ein eigenes Praxisbeispiel untermauert. Die Zahlung der EEG-Umlage bei Wasserstoff-KWK-Anlagen (P-t-G-Anlagen) sei nicht zielführend, um die Klimaschutzziele im Wärmemarkt zu erreichen.
Prof. Dr. Norbert Fisch, Geschäftsführer der EGS-plan Ingenieursgesellschaft für Energie-, Gebäude- und Solartechnik mbH stellte heraus, dass die entstehenden 30 bis 40 Prozent Abwärme aus Elektrolyseuren bei Wasserstoffherstellung am Stadtrand einen wichtigen Beitrag für die Wärmeversorgung in Städten liefern könne. präsentierte anhand des Neubauquartiers Neue Weststadt Esslingen, wie die Herstellung grünen Wasserstoffs innerhalb eines Quartiers effizient eingebunden werden kann, in dem eine in die Gebäudeheizung integrierte Elektrolyseanlage die darin sonst üblichen Wirkungsgradverluste durch die Nutzung der Abwärme in einem Wärmenetz wettmacht. Der vor Ort synthetisierte Wasserstoff wird, neben der Rückverstromung über eine effiziente KWK-Anlage, ebenfalls vom anliegenden Gewerbe weiter utilisiert.
Anschließend wurde das Diskussionspanel durch einem Vortrag über den Einsatz regenerativer Gase in bestehenden Verteilnetzen von Herrn Jan Schymassek, Leiter Netzentwicklung der Avacon Netz GmbH, um eine weitere wichtige Perspektive bereichert. Er stellte ein Praxisbeispiel aus Sachsen-Anhalt vor, bei dem 20 Prozent Wasserstoffbeimischung bis 2022 vorgesehen sind.
Auch durch das gerade veröffentlichte Konjunkturprogramm der Bundesregierung erhält das Thema Wasserstoff im Wärmemarkt eine weitere zusätzliche Aktualität. Die im Zukunftspaket Nummer 36 thematisierte „Nationale Wasserstoffstrategie“ verlautet: „Die Förderung von „Wasserstoff-ready“ Anlagen über das KWK-Gesetz wird geprüft.“ Claus-Heinrich Stahl, Präsident des B.KWK, sagte dazu: „Diese Aussage ist für den B.KWK ein gutes Zukunftszeichen und zeigt, dass die Bundesregierung bei der technischen Entwicklung hinterherhinkt, wie es der Beitrag der Stadtwerke Haßfurt zeigt.“ Umfragen innerhalb des B.KWK bei den Herstellern von motorischen-, Turbinen- und Brennstoffzellen-KWK hätten ergeben, dass die gasbetriebenen KWK-Anlagen heute Wasserstoff-ready sind oder entsprechend auch für 100 % Wasserstoff nachgerüstet werden können.
„Grundsätzlich begrüßen wir eine Förderung durch das zukünftige KWKG für eine geförderte Marktdurchdringung wasserstofffähiger KWK-Anlagen. Gerade diese dienen auch der Stromnetzstabilität und Residuallast-Abdeckung bei der Abschaltung der Kohlekraftwerke und Sicherung der Schwarzstartfähigkeit als Partnerin der Erneuerbaren Energien.“ betonte Claus-Heinrich Stahl. Forschungen für eine weitere Wasserstoffwirtschaft und Verwendung gehörten in die Finanzierung des Bundesforschungsministeriums und nicht ins privatwirtschaftlich getragene KWKG, so Stahl weiter.
Der angeregte Austausch zwischen und die vielen Rückfragen der zwischenzeitlich über 400 Teilnehmer machten klar, das Thema Wasserstoff im Wärmemarkt ist so aktuell wie nie und fußt auf drei Säulen: Dem Einsatz von Wasserstoff für Mischgase, der Abwärmenutzung bei der Elektrolyse und der Rückverstromung in stromgeführten KWK-Anlagen mit großen Wärmespeichern zur Residuallastabdeckung. Denn ohne KWK-Anlagen zur Rückverstromung kann das energetische Potential des erneuerbaren Gases nicht voll ausgeschöpft werden. Um diese Vorteile der KWK auch für Verbraucher sichtbar und erlebbar zu gestalten, vergibt der B.KWK zur Kennzeichnung hocheffizienter KWK- und KWKK-Anlagen unter der Marke „BLAUE ENERGIE“ die Zertifikate für BLAUEN STROM, BLAUE WÄRME und BLAUE KÄLTE. Durch die BLAUE ENERGIE erhält die Hocheffizienztechnologie Kraft-Wärme-Kopplung endlich ein einheitliches Gesicht in der Öffentlichkeit und kann sich als ideale Partnerin der Erneuerbaren Energien in der Energiewende für die Zukunft positionieren.
Die digitale Veranstaltung von GASAG, ASUE und B.KWK im Rahmen des Wasserstofftags kann als Aufzeichnung in kompletter Länge auf Youtube angesehen werden.
Der Bundesverband Kraft-Wärme-Kopplung e.V. (B.KWK) ist eine branchenübergreifende Initiative von Herstellern, Betreibern und Planern von KWK-Anlagen aller Größen und beliebigen Brennstoffen, ferner von Stadtwerken, Energieversorgern, wissenschaftlichen Instituten und verschiedensten Unternehmen und Einzelpersonen. Sie alle vereint das Ziel, die KWK in Deutschland voranzubringen und die damit verbundenen Chancen für Wirtschaft und Umwelt zu nutzen.
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