Verkehrslösung oder Technikhype? Mehrheit der Deutschen lehnt Lieferdrohnen und Flugtaxis ab
Für die von forsa durchgeführte Umfrage wurden im Herbst 2019 zunächst fünf Fokusgruppen in Berlin, Stuttgart und Erfurt befragt, um einen ersten qualitativen Einblick in die Einstellung der Bevölkerung zu erhalten. Im Anschluss erfolgte vom 20. bis 29. Januar 2020 eine telefonische Umfrage mit 1.000 Befragten.
Ausschlaggebend in der Bewertung von unbemannten Luftfahrzeugen sind für die meisten Befragten Aspekte wie Sicherheit und Umweltfreundlichkeit. 75 Prozent der Befragten befürchten „eher“ oder „voll und ganz“, dass Lieferdrohnen zu Unfällen führen könnten, bei denen Menschen verletzt werden. Bei Flugtaxis glauben dies 81 Prozent. 79 Prozent der Befragten geben an, dass es ihnen wichtig ist, dass Lieferdrohnen umweltfreundlich sind, für Flugtaxis sehen dies 83 Prozent der Befragten als wichtig an.
Ein Mehrwert der Drohnentechnologie für die Lieferung von Paketen und für den Personenverkehr wird von zwei Dritteln der Befragten bezweifelt. 21 Prozent der Befragten können sich vorstellen, selbst Lieferdrohnen zu nutzen. 18 Prozent wären bereit, Flugtaxis für ihre individuelle Mobilität zu nutzen.
Große Bedenken rufen insbesondere durch Lieferdrohnen und Flugtaxis verursachter Lärm und Stress sowie potenzielle Jobverluste hervor. Insgesamt zeigt sich, dass unter den Befragten die angenommenen Nachteile von Transportdrohnen gegenüber möglichen Vorteilen überwiegen.
Auch Geschlecht und Alter spielen eine Rolle in der Bewertung von Lieferdrohnen und Flugtaxis: So sind Frauen durchschnittlich skeptischer gegenüber Transportdrohnen als Männer. Befragte der Altersgruppe zwischen 30 und 39 Jahren würden dreimal so häufig Flugtaxis für ihre persönliche Mobilität nutzen wie Befragte über 60 Jahren.
Die Ergebnisse des vom Bundesministerium für Bildung und Forschung (BMBF) im Rahmen der Innovations- und Technikanalyse (ITA) geförderten Forschungsprojekts Sky Limits beruhen auf einer zweistufigen Einstellungsforschung, in der die Einstellung gegenüber der Technologie und die individuelle Nutzungsbereitschaft von Transportdrohnen im Fokus standen. „Während Hersteller und Politik derzeit auf eine baldige Einführung von Transportdrohnen drängen, zeigt unsere Studie, dass die Akzeptanz in der Bevölkerung gegenüber der Technologie mehrheitlich nicht gegeben ist“, sagt Nico Dannenberger, Projektleiter von Sky Limits bei Wissenschaft im Dialog. „Auffällig war, dass die Akzeptanz im Vergleich zu Ergebnissen vorheriger Studien in den letzten Jahren noch weiter abgenommen zu haben scheint. Überraschend war zudem das Ausmaß, wie wichtig der Bevölkerung bei dieser neuen potentiellen Verkehrsart der Faktor Umweltfreundlichkeit wäre“, so Robin Kellermann, Projektkoordinator von der Technischen Universität Berlin.
Sky Limits ist ein gemeinsames Projekt von Wissenschaft im Dialog (WiD) und der Technischen Universität Berlin (TU Berlin), in dem Chancen und Herausforderungen durch Transportdrohnen systematisch erfasst und aufgedeckt werden sollen. Es verbindet Literaturanalysen, Einstellungsforschung und die Durchführung partizipativer Formate mit Expertinnen und Experten sowie der Bevölkerung. Das interdisziplinäre Forschungsteam bewegt sich dabei im Schnittfeld von Technikfolgenabschätzung, Zukunftsforschung und sozialwissenschaftlicher Mobilitätsforschung. Ziel ist es, die Grundlage für eine öffentliche Auseinandersetzung zu schaffen und konkrete Handlungsempfehlungen für Politik, Wirtschaft und Planung zu entwickeln.
Ergebnisse und Materialien der Befragung stehen zum Download bereit unter: www.skylimits.info/ergebnisbericht-umfrage
Nähere Informationen zum Projekt Sky Limits finden Sie unter www.skylimits.info
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