Drei Klimaszenarien nach Corona und Folgen für Investments
Wie wird die Politik die Belange des Klimawandels in ihre Konjunkturprogramme einbeziehen? Wird der Privatsektor bereit und in der Lage sein, sich auf nachhaltigere Geschäftsmodelle umzustellen? Und welche Überlegungen zum Klimawandel sollten Investoren treffen? Denn nicht der Klimawandel selbst steht in Frage, sondern vielmehr die globale Fähigkeit, seine schädlichen Auswirkungen zu reduzieren und widerstandsfähiger zu werden. Wir gehen dabei von drei möglichen Szenarien aus.
Das gute Szenario: der grüne Schwung
Im „guten“ Szenario umfassen die Konjunkturprogramme auch die Klimaschutzpolitik. Unternehmen verstärken ihre Bemühungen zu nachhaltigeren Geschäftsmodellen. Die Entscheidungsträger unterstützen und verpflichten Unternehmen, ihre Aktivitäten stärker an den Zielen des Pariser Abkommens auszurichten. Sie fördern nachhaltiges Wachstum und saubere Arbeitsplätze. Subventionen werden an Institutionen vergeben, die in klimafreundliche physische Infrastruktur, Produkte und Dienstleistungen investieren. Auf der internationalen Bühne werden die Lehren aus der Pandemie im Hinblick auf die mangelnde Koordination in Sachen Klimawandel gezogen. Daher werden die Verhandlungen wieder aufgenommen und führen zu bedeutenden Fortschritten. Die Europäische Union und China stehen dabei am Steuer. Die Europäische Kommission setzt den Green Deal durch.
Die Unternehmen integrieren ESG-Praktiken, um die mit dem Klimawandel verbundenen Risiken zu mindern. Die ESG-Berichterstattung ist standardisiert. Integration der Nachhaltigkeit wird für Anleger zur Treuepflicht. Messgrößen, Transparenz und die Verfügbarkeit von Daten werden dabei eine immer wichtigere Komponente. In einem solchen Umfeld dürfte sich der Trend zu nachhaltigen Investitionen verstärken.
Das schlechte Szenario: Zusammenbruch der Klimapolitik
Im „schlechten“ Szenario blenden die Konjunkturmaßnahmen nach der Pandemie den Klimawandel aus. Der Privatsektor kämpft ohne Rücksicht auf Nachhaltigkeit und Klimaschutz um sein Überleben. Es gibt weniger internationale Zusammenarbeit und mehr Protektionismus. COVID-19 bremst die Bemühungen der politischen Entscheidungsträger um die Erreichung der Klimaziele erheblich. Maßnahmen gegen den Klimawandel werden verzögert, so dass die Risiken unkontrolliert zum Tragen kommen. Langfristig, wenn die Klimaauswirkungen deutlich spürbar werden, wird ein brutaler politischer Gegenschlag zu einer realen Möglichkeit. Wie reagieren Autohersteller, wenn die Regulierungsbehörden bis 2030 alle nicht-elektrischen Fahrzeuge verbieten würden? Welche sozialen Folgen gäbe es bei einem radikalen, ungeordneten Ausstieg aus der Kohleförderung?
In diesem Szenario müssten Investoren hauptsächlich schwerwiegende Verluste vermeiden, die durch den massiven Klimawandel und dessen physische Risiken verursacht werden könnten. Sie sollten nach "sicheren" grünen Anlagen suchen. So wird das aktive Engagement von Investoren in Unternehmen wichtig, um sicherzustellen, dass diese auch ohne strengere Klimabestimmungen Nachhaltigkeit in ihre Geschäftsmodelle einbeziehen.
Wir halten dies für das unwahrscheinlichste Szenario.
Das Status-quo-Szenario
Im Status-Quo-Szenario werden die durch den Klimawandel induzierten Risiken nicht vollständig in die Wiederaufbaupläne integriert. Die politischen Entscheidungsträger pflegen in ihre Konjunkturpakete nur eine lauwarme Klimapolitik ein. Als Reaktion auf COVID-19 konzentrieren sich einige Unternehmen auf das kurzfristige Überleben, während andere ihre nachhaltigen Übergangspläne beschleunigen.
In einem solchen Szenario wäre es für die Anleger wichtig, die Risiken des Klimawandels im Portfolio zu berechnen und diese über geografische und sektorale Grenzen hinweg zu streuen. Einige Länder werden vorpreschen, andere sich nur darauf konzentrieren, das Feuer von COVID-19 zu löschen. Auch hier sollte das aktive Engagement ein wichtiger Hebel für mehr Nachhaltigkeit in den Geschäftsmodellen der Unternehmen sein. Im "Status quo"-Szenario erwarten wir, dass die internationale Zusammenarbeit nach dem extremen Jahr 2020 wieder in Gang kommt, auch wenn spürbare Fortschritte schwer zu erzielen sein werden. Die Klimapolitik erreicht keine kraftvolle Regulierung.
In allen Szenarien werden Investoren den Klimawandel weiterhin in ihre Entscheidungsprozesse integrieren müssen, da die mit dem Klimawandel verbundenen Risiken und Chancen nicht verschwinden werden – selbst im "guten" Szenario nicht. Sollte es nicht gelingen, diese Krise zu nutzen, um einen nachhaltigeren Weg einzuschlagen, werden sich Investoren darauf einstellen müssen, dass immer mehr Klimarisiken Realität und die politischen Gegenreaktionen extrem ausfallen werden.“
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