Görig: „Wir müssen unsere Bevölkerung vor zweitem Lockdown bewahren“
„Wir sind gehalten, die Bevölkerung vor einem zweiten Lockdown zu bewahren“, macht der Landrat deutlich. Bei einer Häufung nicht erkannter falsch-positiv Testungen könne es aber genau zu einer solchen Situation kommen – und zwar ohne jegliche Grundlage. „Falsch-positive Ergebnisse können in der Konsequenz zu Schließungen von Geschäften und Betrieben, von Schulen oder Kitas führen. Die wirtschaftlichen Folgen eines zweiten Lockdowns wären verheerend“, so der Landrat. „Zudem müssten erneut strenge Kontaktaktbeschränkungen ausgesprochen werden, wie wir das aus dem Frühjahr kennen“, ergänzt Gesundheitsdezernent Dr. Jens Mischak und fragt: „Sollen wir das alles unseren Bürgerinnen und Bürgern erneut zumuten? Ohne Grundlage? Nur weil wir alle Testergebnisse ohne Wenn und Aber akzeptieren? Und selbst in nicht nachvollziehbaren Fällen nicht nachfragen? Da kann es nur eine Antwort geben: nein.“
Seit Wochen wisse die Kassenärztliche Vereinigung, dass es bei Corona-Testungen in einigen Laboren zu diesen nicht nachvollziehbaren Testergebnissen gekommen ist. „Auf unsere Hinweise aber hat sie bislang nicht reagiert“, erklärt Landrat Manfred Görig und weist auf Schriftverkehr vom 20. Mai – also vor mehr als fünf Wochen – hin, der dem Vogelsbergkreis vorliegt. Darin hatte ein Fachreferent in einer Mail an den stellvertretenden Vorsitzender der KV, Dr. Eckhard Stracke, erklärt, dass es Hinweise gibt, dass ein Labor „je nach Verfügbarkeit nur das E-Gen nachweist, was tatsächlich nicht ausreichend wäre“.
„Das alles war also bekannt, nichts ist geschehen. Der Amtsleiter unseres Gesundheitsamtes hat in mehreren langen Telefonaten mit der KV auf die nicht nachvollziehbaren Ergebnisse nach den ersten beiden Fällen hingewiesen. Es gab keine Reaktion daraufhin. Mir jetzt öffentlich den schwarzen Peter zuzuschieben und mir vorzuwerfen, ich hätte die komplette Liste der falsch-positiven Testungen nicht vorgelegt, ist eine Unverschämtheit“, sagt Landrat Görig.
„Wenn diese Fälle noch einmal überprüft werden sollen, dann von einer unabhängigen Stelle, nicht von der KV selbst“, fährt Manfred Görig fort. „Diese unabhängige Stelle muss beurteilen, was im von der KV beauftragten Labor untersucht wurde, und was im Labor, das wir beauftragt hatten, getestet wurde.“
Insgesamt, so betonen Landrat Görig und Erster Kreisbeigeordneter Dr. Mischak, „hätten wir erwartet, dass die KV die Angelegenheit ernst nimmt, die verbalen Entgleisungen der KV haben niemanden geholfen.“ Es müsse schließlich darauf ankommen, die Bevölkerung in dieser schwierigen Situation nicht zu verunsichern. „Wir brauchen Tests, die unseren Ansprüchen genügen“, erklärt der Landrat. Daher habe er das Testcenter der KV nicht weiter empfehlen können. Seit dem heutigen Montag werden die Abstriche daher in den Krankenhäusern in Alsfeld und Lauterbach durchgeführt. „Vor dem Hintergrund der ganzen Irritationen der vergangenen Wochen, der Unsicherheit und der Ängste der Betroffenen und ihrer Angehörigen muss ich sogar sagen, dass ich die Schließung begrüße“, findet Görig sehr deutliche Worte. „Unsere Bürgerinnen und Bürger brauchen schließlich eine hinreichende Sicherheit bezüglich der Testergebnisse.“
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