Energie- / Umwelttechnik

Deutsche Bank bewegt sich nach Paris, hinkt Konkurrenz weiter hinterher

  • – Bank will Kohle-, Öl- und Gasfinanzierung reduzieren
    – Ab 2025 keine Geschäfte mehr mit auf Kohlebergbau fokussierten Konzernen
    – Kohleriesen wie Glencore und RWE könnten dennoch Kunden bleiben

Deutschlands größte Privatbank hat heute Richtlinien im Kohle-, Öl- und Gasbereich veröffentlicht, um ihre Geschäfte mit fossilen Energieträgern zu reduzieren.

Regine Richter, Energie-Campaignerin bei urgewald, kommentiert: 
„Dass die Bank fossile Geschäfte begrenzen will, ist ein Schritt nach vorne, den wir begrüßen. Aus Klimasicht ist er jedoch bei weitem nicht groß genug. Im Jahr 2020 ist deutlich mehr Ehrgeiz nötig.“

Am klarsten sind die neuen Regeln für Kohlebergbaukonzerne. Die Bank will sich bis 2025 von solchen Kunden verabschieden, bei denen Kohle über 50 Prozent ihres Umsatzes oder ihrer Rohstoffreserven ausmacht. [1] Große, aber diversifizierte Kohleproduzenten wie BHP Billiton, Anglo American und Glencore wären laut urgewald-Recherchen davon nicht betroffen. Der Norwegische Pensionsfonds hat diese Firmen kürzlich wegen ihrer klimaschädlichen Geschäfte aus dem Portfolio entfernt. [2]

Bei Kohlestromerzeugern legt sich die Bank noch nicht darauf fest, welche Unternehmen sie ausschließt, sondern will zunächst bis Ende dieses Jahres deren Anpassungspläne an die Energiewende prüfen. [3] Dies tut sie außerdem nur bei Konzernen mit einem Kohleanteil von über 50 Prozent an der Stromerzeugung oder der Kraftwerkskapazität. Unternehmen wie Uniper sind damit nicht betroffen. Große Kohlekraftwerksbetreiber wie RWE und Polens größter Kohlekonzern PGE dürfen darauf hoffen, die Bank von ihren Umbauplänen zu überzeugen. Von den Regeln der Deutschen Bank ebenfalls nicht betroffen sind Firmen, die trotz der Klimakrise nach wie vor neue Kohlekraftwerke, -minen, -häfen oder -bahnlinien bauen und planen.

Zur ausländischen Konkurrenz kann die Deutsche Bank damit nicht aufschließen. Die Großbank BNP Paribas hat zum Beispiel kürzlich starke Kriterien für Unternehmensfinanzierungen verkündet. [4] Wer neue Kohlekraftwerke oder -minen plant, der wird ausgeschlossen. Einen Kohleausstiegsfahrplan bis 2030 (für Firmen in EU/OECD) bzw. 2040 (weltweit) müssen alle Kohlekraftwerks- und -minenbetreiber vorlegen. Kohlebergbaufirmen werden bei einer Jahresproduktion von 10 Millionen Tonne Kohle oder einem Kohleanteil am Umsatz von mehr 20% ausgeschlossen. [5] Die Royal Bank of Scotland will bis 2030 aus komplett der Kohle aussteigen. Firmen mit einem Kohleanteil am Umsatz von über 15%, müssen seit diesem Jahr einen Ausstiegsplan vorlegen, um Kunden der RBS zu bleiben. [6]

Im Bereich Öl und Gas schließt die Deutsche Bank die Projektfinanzierung von neuen Ölsand-Projekten, neuer arktischer Ölförderung sowie Öl- und Gasförderung mittels Fracking-Verfahren in Ländern, die von extremer Wasserknappheit betroffen sind, aus. Darüber hinaus wird sie bis Ende des Jahres alle Öl- und Gasunternehmen prüfen, mit denen sie Kundenbeziehungen hat und deren Kohlenstoff-Einsparpläne evaluieren. Auf der Grundlage will sie sich in einem zweiten Schritt Reduktionsziele für solche Unternehmen setzen.

Richter sagt: „Wenn die Reduktionsziele gut werden, sind die neuen Öl- und Gas-Richtlinien ein echter Anfang. Ein ernsthafter Ausstiegsfahrplan muss dazu führen, dass klimaschädliche Geschäftsmodelle wie die von RWE, Glencore und Exxon keinen Platz mehr haben bei der Deutschen Bank.“

Notizen:

[1] https://www.db.com/cr/de/docs/DB-ES-Policy-Framework-German.pdf
[2] https://urgewald.org/medien/norways-pension-fund-drops-rwe-glencore-and-ten-other-fossil-fuel-companies
[3] Kunden mit Sitz in Asien und ausgewählten Entwicklungsmärkten will die Deutsche Bank ab 2022 prüfen
[4] https://reclaimfinance.org/site/en/2020/07/02/bnp-paribas-exits-the-coal-power-sector/
https://reclaimfinance.org/site/en/2020/07/22/coal-bnp-paribas-adopting-global-exit-policy/
https://group.bnpparibas/uploads/file/csr_sector_policy_internet_pdf_cfpg_010720.pdf
https://group.bnpparibas/uploads/file/csr_sector_policy_mining.pdf
[5] Entsprechend den Kriterien der neuen Global Coal Exit List im November 2020, wird Firmen mit folgende Schwellenwerte enthalten:
•    Jahresproduktion Kohle: 10 Millionen Tonnen
•    Kohleanteil am Umsatz: 20%
•    Installierte Kohlekapazität: 5 Gigawatt
•    Kohleanteil an Stromproduktion/Kapazität: 20%
•    Ausbau neuer Kohleinfrastruktur (Kraftwerke, Minen, Häfen,…)
[6] https://www.bloomberg.com/news/articles/2020-02-14/rbs-plans-to-cut-fossil-fuel-loans-be-climate-positive-by-2025
RBS Geschäftsbericht 2019, S.8: https://investors.rbs.com/~/media/Files/R/RBS-IR/results-center/annual-report-2019.pdf

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