Zwei BR-Koproduktionen im Wettbewerb der Filmfestspiele Venedig
Bettina Ricklefs, BR-Programmbereichsleiterin Spiel-Film-Serie:
"Ich freue mich außerordentlich, dass auch dieses Jahr wieder zwei BR-Koproduktionen nach Venedig eingeladen sind. Dies zeigt, wie wichtig es ist, dass der öffentlich-rechtliche Rundfunk Kino fördert. Die polnische Regisseurin Małgorzata Szumowska erzählt in ‚Never Gonna Snow Again‘ von einem Mann, der in Warschau als Masseur arbeitet und dabei tief in die Seelen und Abgründe der Menschen blickt. Ein Porträt über das Leben, die Täuschung und den Drang nach sozialem Aufstieg. Mit ‚Und morgen die ganze Welt‘ ist Julia von Heinz ein außergewöhnlicher Film gelungen: Kino, das thematisch auf der Höhe der Zeit ist, das die Kontroverse nicht scheut und den Finger in gesellschaftliche Wunden legt; zugleich ist dieser Film aber auch ein sehr persönliches und authentisches Werk, das durch ein großartig aufspielendes Ensemble junger Schauspielerinnen und Schauspieler begeistert und im Rahmen einer Milieustudie drängende gesellschaftliche Fragen formuliert, wie sie aktueller nicht sein könnten."
"Never Gonna Snow Again"
Regie: Małgorzata Szumowska
Drehbuch: Małgorzata Szumowska, Michał Englert
Darsteller: Alec Utgoff, Agata Kulesza, Maja Ostaszewska, Weronika Rosati, Katarzyna Figura, Boris Szyc u.a.
Redaktion: Cornelia Ackers (BR), Carlos Gerstenhauer (BR), Monika Lobkowicz (BR/ARTE)
Produktion: Match Factory Productions (Produzenten: Michael Weber, Viola Fügen) in Koproduktion mit Lava Films (Polen) und Nowhere (Polen), gefördert von Film und Medienstiftung NRW, FFA deutsch-polnisches Entwicklungsfonds, MBB, deutsch-polnisches Produktionsförderung, DFFF
Inhalt: In den gesichtslosen, turbokapitalistischen Wohnsiedlungen der ambitionierten Mittelschicht Warschaus scheint der Masseur Xhenia (Alec Utgoff) das einzige Verbindungsglied zwischen den von Einsamkeit, Materialismus und Leistungsdruck entkernten Menschen zu sein. Während er Witwen, Exsoldaten und Krebspatienten massiert, dringt er tief in die Schichten der Verzweiflung und Hoffnungen dieser Menschen ein. Mit seiner leisen, sinnlichen Präsenz, vor allem aber mit seinen magischen Händen, versucht er ihnen ihre verlorene Lebendigkeit wiederzugeben. Xhenia erlöst seine Klienten für kurze Momente der Absencen von sich selbst. Diese magischen Räume füllt er mit kindlicher Neugierde, federleichten Tänzen, aber auch mit seiner erotischen Energie bevor er die Menschen in ihr Leben zurückholt.
"Und morgen die ganze Welt"
Regie: Julia von Heinz
Drehbuch: Julia von Heinz und John Quester
Darsteller: Mala Emde, Noah Saveedra, Tonio Schneider, Luisa-Céline Gaffron, Andreas Lust, Nadine Sauter, Victoria Trauttmannsdorff, Michael Wittenborn, Ivy Lißack u.a.
Redaktion: Katharina Dufner (SWR), Andrea Hanke (WDR), Andreas Schreitmüller (ARTE), Harald Steinwender (BR)
Produktion: Seven Elephants (Produzenten: Fabian Gasmia, Julia von Heinz) in Koproduktion mit Kings & Queens Filmproduktion (Produzenten: Julia von Heinz, John Quester) und Ha"ku Films (Produzent: Thomas Jaeger) im Auftrag von SWR, WDR, ARTE, BR, gefördert von FFF, DFFF, FFA, MFG, MBB, Dt.-frz. Minitraité
Kinostart: 29. Oktober 2020
Inhalt: Eine Welle rassistischer Gewalt rollt über Deutschland hinweg. "Besorgte Bürger" demonstrieren, es kommt zu gewaltsamen Übergriffen und Brandanschlägen auf Flüchtlingsunterkünfte, rechtsradikale Parteien finden zunehmend Akzeptanz in der Bevölkerung. Die Jura-Studentin Luisa (Mala Emde) will da nicht tatenlos zusehen. Sie schließt sich einer Antifa-Gruppe an, bei der sich ihre Freundin Batte (Luisa-Céline Gaffron) engagiert. Zu den Mitgliedern der Gruppe zählen auch Lenor und Alfa (Tonio Schneider, Noah Saveedra). Während Lenor vor allem Namen und Netzwerke von Neonazis recherchiert, will Alfa militant gegen Rechtsextreme vorgehen und deren Aufmärsche mit allen Mitteln verhindern. Auch Luisa sieht zunehmend in Gewalt ein akzeptables Mittel. Als nach einer gefährlichen Aktion die Polizei ermittelt und Luisa erkennt, dass der militante Kern der Gruppe doch nicht konsequent dem bürgerlichen Leben den Rücken kehren möchte, muss sie sich entscheiden.
Der Bayerische Rundfunk als Förderer des künstlerischen Films
Seit Jahren ist der Bayerische Rundfunk mit seinen Kinoproduktionen regelmäßig Gast auf allen internationalen A-Festivals und zeigt damit eine sichere Hand für den künstlerischen Film – sowohl fiktional wie dokumentarisch. Unter anderem war der Programmbereich Spiel-Film-Serie 2018 im Wettbewerb der Berlinale mit der BR-Koproduktion "Mein Bruder heißt Robert und ist ein Idiot" und auf dem Filmfestival Venedig mit "Werk ohne Autor" von Florian Henckel von Donnersmarck sowie "Isis, Tomorrow. The Lost Souls of Mosul" vertreten. In Cannes wurde 2019 die Kinoproduktionen “Little Joe“ ausgezeichnet. Im gleichen Jahr erhielt Luca Marinelli in Venedig für „Martin Eden“ den Preis in der Kategorie "Bester Hauptdarsteller". Zuletzt wurde Oskar Roehlers "Enfant Terrible" in die "offizielle Selektion" der Filmfestspiele von Cannes 2020 aufgenommen.
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