Reisen & Urlaub

Deutsche Spuren im Schmelztiegel USA

In wenigen Wochen wäre das Oktoberfest in München gestartet, eines der beliebtesten Volksfeste der Welt. Das Zelebrieren mit Bier und Breze hat sich zum echten Exportschlager entwickelt: Weltweit feiern dutzende Nationen ein typisch-deutsches Oktoberfest mit Tracht und Blasmusik – darunter auch die Vereinigten Staaten von Amerika. Die USA sind als Schmelztiegel der Kulturen bekannt. Was viele aber nicht wissen: Rund 45 Millionen Amerikaner mit deutschen Wurzeln leben in den USA, die Deutschamerikaner bilden bis heute die größte Einwanderergruppe. Das hat Spuren hinterlassen, vielerorts in den Vereinigten Staaten finden sich deutsche Traditionen. Visit The USA empfiehlt zehn Destinationen mit einem Hauch „good old Germany“.  

 

Torrance, Kalifornien: Fundgrube für alles rund um Deutschland

 

Das Alpine Village Center in Torrance bringt ein Stück Bayern in das sonnige Kalifornien. Seit 1968 lockt das Shopping- und Unterhaltungszentrum mit allem, was Deutschland-Fans in Amerika begehren: Der Alpine Market sieht aus wie ein bayerisches Dorf und besitzt ein breites Sortiment an importierten Köstlichkeiten und Produkten. In der hauseigenen Metzgerei werden typisch-deutsche Würstchen hergestellt, die sogar preisgekrönt sind, in der Bäckerei wird köstliches Bauernbrot nach deutschem Rezept gebacken. Zudem gibt es Themenshops für deutsche Kosmetik, Spielsachen, Bücher oder Reisezubehör. Alle, die ganz besondere Deutschland-Memorabilien und Produkte suchen, werden bei der Tauschbörse fündig. Es finden zudem regelmäßig Veranstaltungen wie Konzerte und Ausstellungen statt.

 

Leavenworth, Washington: Ein Bergdorf wie in Bayern

 

Tief in den Cascade Mountains im Staat Washington befindet sich Leavenworth, ein Stück Bayern in den USA. Eine Initiative kam in den 1960er Jahren auf die Idee, den charmanten Ort in den Bergen mit deutscher Kultur, Kunst und Architektur anzureichern, um die Wirtschaft und den Tourismus anzukurbeln. Das Ergebnis sind Gebäude im alpinen Stil, kulinarische Anlaufstellen wie das Rhein Haus, Ludwig’s sowie das München Haus, das deutsche Bratwürste und Bier serviert. Romantisch wird der Ausflug in die Berge Washingtons bei einem Besuch im Nussknacker-Museum. In der näheren Umgebung locken erstklassige Skipisten und Radwege. Selbstverständlich hat Leavenworth auch ein eigenes Oktoberfest, das zwar 2020 nicht stattfindet, für 2021 aber wieder fest eingeplant ist.

 

New Ulm, Minnesota: „Germans have more fun“

 

New Ulm in Minnesota brüstet sich mit der höchsten Konzentration von Deutschen im gesamten Staat. Gegründet wurde New Ulm 1854 durch deutsche Einwanderer. Die Stadt feiert den deutschen Einfluss mit dem Maskottchen „Hermann, the German“ und propagiert: „Germans have more fun“. Dieser Aussage macht New Ulm, die sich als „deutscheste Stadt Amerikas“ betitelt, alle Ehre. Zu den Highlights von New Ulm zählt einer der ältesten Brauereien der USA: die Schell Brewery. Sie wurde 1860 von den Deutschen August Schell und Jacob Bernhardt gegründet und kann heute besichtigt werden. Das Wahrzeichen der Stadt ist das Hermann Heights Monument, das dem Hermannsdenkmal bei Detmold im Teutoburger Wald nachempfunden ist. New Ulm frönt deutschen Traditionen wie „Oktoberfest“, „Fasching“ und der „Weihnachtsparade“. Die wohl bekannteste Tochter der Stadt ist die Hitchcock-Ikone Tippi Hedren („Die Vögel“), die 1930 mit deutschen und skandinavischen Wurzeln in New Ulm auf die Welt kam.

 

Hermann, Missouri: Weinanbau nach Rheinland-Pfälzischer Art

 

Zwischen Kansas City und St. Louis befindet sich über dem Missouri River ein Ort namens Hermann. Deutsche Einwanderer fanden hier Mitte des 19. Jahrhunderts ein Klima vor, das an das die beliebten Weinlagen rund um den Rhein in ihrer Heimat erinnert. Die logische Konsequenz: Die Deutschen nutzten ihr Weinwissen und begannen mit dem Anbau rund um Hermann. Noch heute ist Hermann bekannt für seine Weine, sieben Weinbaubetriebe produzieren hervorragende Tropfen. Die Herkunftsbezeichnung „Hermann AVA“ war eine der ersten ihrer Art in den USA. Auch abgesehen vom Weinbau frönt Hermann deutschen Traditionen: Jedes Jahr finden sowohl ein „Wurstfest“ als auch ein „Maifest“ und natürlich auch ein Oktoberfest statt. Die charmante Kleinstadt befindet sich am Highway 50, der zu vielen versteckten Juwelen Missouris führt.

 

Bristol, Rhode Island: Yacht-Imperium mit deutschem Unternehmergeist

 

Zwischen 1850 und 1870 kamen 6.700 Deutsche nach Rhode Island. Die Einwanderer arbeiteten insbesondere in der florierenden Textil- und Schmuckindustrie und prägten die Kultur und Architektur entscheidend. Die Nachwirkungen sind bis heute spür- und sichtbar. Einer der großen Namen der damaligen Zeit ist Charles Herresshoff, der von Berlin über New York City nach Bristol, Rhode Island, auswanderte und seine Kinder mit typisch-deutschen Tugenden wie Zielstrebigkeit, Unternehmergeist und Fleiß aufzog. Mit Erfolg: Seine Nachkommen etablierten Herreshoff Manufacturing, einen Hersteller von Schiffen. Nate Herresshoff, einer der Gründer, nahm vier Mal erfolgreich am America’s Cup teil – er war der erfolgreichste Konstrukteur von Yachten in der Geschichte der prestigeträchtigen Regatta. Heute erzählt das Herreshoff Museum in Bristol von dem Lebenswerk der Familie Herresshoff. Neben herausragenden Holz-Yachten beherbergt es die America’s Cup Hall of Fame.

 

La Crosse, Wisconsin: Das beste Oktoberfest der USA

 

Das Oktoberfest von La Crosse in Wisconsin bezeichnet sich selbstbewusst als „Das Beste“. Sicher ist, dass es das am längsten stattfindende Fest seiner Art im Mittleren Westen ist. Seit 1960 feiert La Crosse die bayerische Tradition mit Brezen, Bier und Trachten. Eigentlich sollte nur ein Herbstfest gefeiert werden, zwei deutsche Mitarbeiter einer lokalen Brauerei schlugen vor, das Kult-Fest aus München nach Wisconsin zu importieren. Mit Erfolg: Die Stadt fiebert jedes Jahr auf das Oktoberfest hin. La Crosse nimmt die Tradition sehr ernst und hält sich hinsichtlich Paraden, Musik und Tracht an das bayerische Original. Zum Auftakt schallt somit unter anderem „Ein Prosit der Gemütlichkeit“ durch das Festzelt – die Besucher des Festes sind sogar textsicher. Ähnliche Oktoberfeste finden auch in Frankenmuth, Michigan oder Fredricksburg, Texas, statt.

 

Columbus, Ohio: Ein Viertel mit deutscher Kultur

 

Zeitweise bildeten Deutsche ein Drittel der Bevölkerung in Columbus, Ohio. Kein Wunder, dass sich ein ganzes Viertel den Deutschen widmet. Das „German Village“ wurde 1820 von deutschen Immigranten erbaut. Das Viertel hat eine bewegte Geschichte hinter sich: Während des Ersten Weltkrieges richtete sich die Stimmung in den USA gegen Deutschstämmige, sämtliche Spuren deutscher Kultur wurden verboten. Während der Prohibition mussten zudem alle Brauereien schließen. Das Viertel verlor seine Identität, in den 60er Jahren wurde es teilweise dem Erdboden gleichgemacht. Dagegen regte sich Widerstand, eine Initiative von Bewohnern führte zur Gründung der „German Village Society“ und der „German Village Commission“, die es sich zur Aufgabe machten, mit privaten Mitteln das Viertel auf Vordermann zu bringen. Die Unternehmung gelang: Rund 1.600 restaurierte Gebäude und eine vitale urbane Szene hauchten dem Viertel neues Leben ein, es werden Traditionen wie das Oktoberfest gepflegt. Rekordverdächtig: „German Village“ kann sich heute rühmen, der größte historische Distrikt der USA im „National Register of Historic Places“ zu sein, dessen Erhalt aus privaten Mitteln finanziert wird.

 

Ogletown, Delaware: 1.000 Musiker im Sängerbund

 

Nahe Newark treffen sich regelmäßig bis zu 1.000 Mitglieder des deutsch-amerikanischen „Delaware Sängerbunds“, einem aktiven Chor. Er wurde 1853 von 16 deutschen Männern als Gesangsverein gegründet und etablierte sich sehr schnell als Ort der Begegnung für Einheimische und Einwanderer. Neben dem Gesang widmet sich der Bund auch dem Volkstanz mit der „Enzian Volksgruppe“, dem Jugendfußball mit den „DSB Kickers“, der Ahnenforschung und bietet Deutschkurse für Erwachsene und Kinder. Der Delaware Sängerbund organisiert Feste wie das „Volksfest“ seit 1883, seit 1978 – zum 125. Geburtstag des Bundes – findet zudem ein jährliches Oktoberfest statt.

 

New York City: Von Steuben Parade

 

Allein in New York City leben etwa 500.000 Deutschstämmige. Um Baron Steuben, einen preußischen Offizier und US-amerikanischen General aus Magdeburg, zu ehren, riefen deutsche Einwanderer 1957 die Steuben Parade ins Leben, eine der größten Festparaden an der Ostküste der Vereinigten Staaten. Sie wird jährlich im September von mehreren tausend Menschen besucht, im Kalender der deutsch-amerikanischen Veranstaltungen nimmt sie einen bedeutenden Platz ein. Auch in anderen Städten, zum Beispiel Philadelphia, gibt es solche „events of German pride“. Nach Steuben, der die Kontinental-Armee im US-amerikanischen Unabhängigkeitskrieg reorganisierte, wurden zudem Städte in Maine, New York, Wisconsin und Ohio benannt. In Washington D.C. steht seit Dezember 1910 zudem eine Bronzestatue von Steuben im Lafayette Park.

 

Spotsylvania County, Virginia: 300 Jahre Eisen

 

Kommendes Jahr hat Spotsylvania County einen Grund zu feiern: Der Bezirk wird 300 Jahre alt. Berühmt wurde Spotsylvania durch Eisen: Alexander Spotswood, Lieutenant Governor von Virginia, führte den Eisenerzbau vor Ort ein und gründete 1725 die Spotswood’s Iron Mine Company. Für seine Unternehmung suchte Spotswood nur die besten Arbeiter – und stellte kurzerhand hunderte Deutsche ein, die er in das Land holte. Mit Erfolg: Das Unternehmen florierte, es gilt als Zünder der Eisen- und Stahlindustrie in den USA. Noch heute haben viele Einwohner in und um Spotsylvania County deutsche Wurzeln.   

Weitere Informationen über Reisen in den USA unter www.visittheusa.de.

Über Brand USA

Brand USA, die offizielle touristische Marketingorganisation der Vereinigten Staaten von Amerika, wurde gegründet, um die USA weltweit als erstklassiges Reiseziel zu vermarkten. Die Aufgabe von Brand USA ist es, internationale Reisen in die USA zu fördern, um so den touristischen Beitrag an der Wirtschaftsleistung zu erhöhen. Eine weitere Aufgabe der Public-Private-Partnership-Organisation ist es, das Image der Vereinigten Staaten weltweit zu verbessern. Gegründet als Corporation for Travel Promotion im Jahre 2010, begann die Organisation Brand USA ihre Arbeit im Mai 2011. Laut Studien von Oxford Economics konnten durch die Marketinginitiativen von Brand USA in den letzten sechs Jahren mehr als drei Millionen zusätzliche Besucher in den USA begrüßt werden, woraus eine wirtschaftliche Auswirkung von 21,8 Milliarden US-Dollar und durchschnittlich jährlich 52.000 zusätzliche Arbeitsstellen resultieren.

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