Zwei ERC Starting Grants an DKFZ-Nachwuchswissenschaftler
Mit seinen ERC Starting Grants fördert der Europäische Forschungsrat (European Research Council, ERC) talentierte junge Wissenschaftler. Die Mittel von 1,5 Millionen Euro für bis zu fünf Jahre sollen beim Aufbau einer eigenen Arbeitsgruppe an einer anerkannten Forschungsinstitution in der EU unterstützen. Wer einen der ERC Starting Grants erhält, wird in einem hochkompetitiven Verfahren entschieden. Nur einer von zehn Antragstellern ist erfolgreich.
Darunter die gebürtige Taiwanerin Pei-Chi Wei. Sie erhält die ERC-Fördermittel, um die Rolle von DNA-Brüchen bei der Entwicklung und bei Erkrankungen des Gehirns zu untersuchen. Unter dem Stress einer raschen und häufigen Zellteilung kann die DNA einer Zelle wortwörtlich zerbrechen – und um die 80 Milliarden Neuronen des menschlichen Gehirns zu bilden, müssen sich Stamm- und Vorläuferzellen zehntausende Male teilen. Zwar erhöhen Veränderungen in der DNA die genomische Vielfalt im Gehirn, sie können aber auch die Ursache für Krankheiten sein. Wei möchte die Entstehung von DNA-Brüchen besser verstehen und herausfinden, ob ihr Schaden oder Nutzen überwiegt. Ihre Experimente sollen zeigen, wie sich zellteilungsbedingter Stress auf neuronale Vorläuferzellen auswirkt, ob er DNA-Brüche auslöst und welchen Einfluss diese Brüche auf die Entwicklung des Gehirns haben. Wei will mit diesen Versuchen Einblicke in neuropsychiatrische Störungen und die Entstehung von Hirntumoren erhalten.
Wei studierte Zoologie und Immunologie in Taiwan, bevor sie am Taiwan National Defense Center promovierte. Anschließend forschte sie an der Academia Sinica in Taipeh, Taiwan, dem Boston Children’s Hospital und an der Harvard Medical School. Seit 2019 leitet sie als Helmholtz Young Investigator eine Nachwuchsgruppe am DKFZ.
Der Humanmediziner Darjus Tschaharganeh plant, die Auswirkungen von veränderten Kopienzahlen in Tumorgenomen auf den Verlauf der Krebsentwicklung zu erforschen. Bei diesem häufig auftretenden Phänomen sind ganze Chromosomenarme gelöscht oder vervielfältigt. Dies kann hunderte Gene gleichzeitig betreffen und die biologischen Eigenschaften sowie auch die Therapie des Tumors beeinflussen. Bislang mangelte es an geeigneten Methoden, um solche Genomveränderungen zu untersuchen. Tschaharganeh will nun die Genschere CRISPR nutzen, um sich dem Thema von zwei Seiten zu nähern. Zum einen plant er, in Leber-Organoiden ganze Chromosomenabschnitte zu löschen. Bei Organoiden handelt es sich um dreidimensional wachsende Zellen, die in der Kulturschale eine "Miniatur-Leber" formen, die das Organ in ihrer Struktur und Funktion nachbildet. Zum anderen sollen neuartige Mausmodelle Aufschluss über die Auswirkungen einer Vervielfältigung von krebstreibenden Genen geben.
Tschaharganeh studierte Humanmedizin in Rostock und Aachen. Nach Forschungsstationen am Memorial Sloan-Kettering Cancer Center in New York und den Unikliniken in Heidelberg und Aachen leitet er seit 2016 eine Nachwuchsgruppe als Helmholtz Young Investigator am Deutschen Krebsforschungszentrum (DKFZ) und dem Pathologischen Institut der Universitätsklinik Heidelberg.
Das Deutsche Krebsforschungszentrum (DKFZ) ist mit mehr als 3.000 Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern die größte biomedizinische Forschungseinrichtung in Deutschland. Über 1.300 Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler erforschen im DKFZ, wie Krebs entsteht, erfassen Krebsrisikofaktoren und suchen nach neuen Strategien, die verhindern, dass Menschen an Krebs erkranken. Sie entwickeln neue Methoden, mit denen Tumoren präziser diagnostiziert und Krebspatienten erfolgreicher behandelt werden können.
Beim Krebsinformationsdienst (KID) des DKFZ erhalten Betroffene, interessierte Bürger und Fachkreise individuelle Antworten auf alle Fragen zum Thema Krebs.
Gemeinsam mit Partnern aus den Universitätskliniken betreibt das DKFZ das Nationale Centrum für Tumorerkrankungen (NCT) an den Standorten Heidelberg und Dresden, in Heidelberg außerdem das Hopp-Kindertumorzentrum KiTZ. Im Deutschen Konsortium für Translationale Krebsforschung (DKTK), einem der sechs Deutschen Zentren für Gesundheitsforschung, unterhält das DKFZ Translationszentren an sieben universitären Partnerstandorten. Die Verbindung von exzellenter Hochschulmedizin mit der hochkarätigen Forschung eines Helmholtz-Zentrums an den NCT- und den DKTK-Standorten ist ein wichtiger Beitrag, um vielversprechende Ansätze aus der Krebsforschung in die Klinik zu übertragen und so die Chancen von Krebspatienten zu verbessern.
Das DKFZ wird zu 90 Prozent vom Bundesministerium für Bildung und Forschung und zu 10 Prozent vom Land Baden-Württemberg finanziert und ist Mitglied in der Helmholtz-Gemeinschaft Deutscher Forschungszentren.
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