Es braucht neue Geschäftsmodelle als Antwort der Automobilbranche auf die Klima-Frage
Welche Strategie braucht es, um die Pariser Klimaziele zu erreichen? – Die übergeordneten Klimaziele aus dem Pariser Abkommen sind: die CO2-Emissionen im Verkehrssektor bis 2030 um 40 Prozent (im Vergleich zu 1990) zu senken, und bis 2050 möglichst CO2-frei zu wirtschaften. Der Beitrag des Verkehrssektors in Deutschland in den letzten 30 Jahren war allerdings gleich Null. In Baden-Württemberg sind die CO2-Emissionen des Verkehrssektors seit 1990 sogar um 12 Prozent gestiegen. Für 2020 hatte die Landesregierung zwar eine Senkung auf 15,7 Millionen Tonnen CO2 angestrebt – zuletzt (2018) lagen die Werte allerdings bei 23,5 Millionen Tonnen CO2 pro Jahr.
Gleichzeitig hat die Corona-Pandemie die Schwachpunkte des exportorientierten und auf internationalen Lieferketten basierenden Geschäftsmodells der Automobilwirtschaft aufgezeigt und die Skepsis gegenüber einem „Weiter so“ verstärkt. Hinzu kommt die Umstellung der Antriebstechnik. In verschiedenen Ländern wie beispielsweise den Niederlanden, Norwegen und Großbritannien greifen in wenigen Jahren Verkaufsverbote für PKWs mit Verbrennungsmotoren. Schon jetzt prägen Kurzarbeit und Entlassungen die Automobil- und Zulieferbranche.
Der Handlungsdruck in den nächsten Jahren ist also enorm.
In der Studie „Mobiles Baden-Württemberg“ (der BW Stiftung und des BUND Landesverband BW) aus dem Jahre 2017 wird ein Szenario vorgestellt, das unter anderem mit Vertreter*Innen der Automobilwirtschaft entwickelt wurde und den Weg zu einer klimafreundlichen und nachhaltigen Mobilitätskultur beschreibt: kürzere Wege und flexible Systeme sind die Grundvoraussetzung. Die kürzeren Strecken werden zu Fuß oder mit dem Rad zurückgelegt, längere per Bus und Bahn. Sharing Modelle in der Fläche können – kombiniert mit einem besseren ÖPNV Angebot – auch im ländlichen Bereich zur Reduktion des MIV beitragen. Dadurch werden im Zieljahr 2050 in Baden-Württemberg nur noch knapp eine Million private PKW benötigt statt derzeit knapp sechs Millionen. Das wiederum reduziert den Flächenverbrauch deutlich. Stattdessen werden zusätzliche Fahrzeuge für den öffentlichen Verkehr, besonders für die „letzte Meile“ benötigt. Zusammen mit dem dafür notwendigen Infrastrukturumbau ist das eine gigantische Herausforderung für die Automobilbranche und unsere Gesellschaft.
Es braucht eine neue Strategie, die sich an diesem Ziel orientiert und eine Transformation voranbringt, die andere, gute und qualifizierte Arbeitsplätze möglich macht – besonders im Bereich des öffentlichen Verkehrs mit Bussen und Bahnen. Die Geschäftsmodelle der drei großen Premiumhersteller im Südwesten müssen sich verändern: es braucht kleinere und leichtere Fahrzeuge, andere Antriebstechnik und mehr Mobilitätsdienstleistungen.“ Unsere Städte und Kommunen können noch mehr und immer größere Fahrzeuge nicht verkraften. Unsere Städte müssen wieder mehr Lebensraum für Menschen bieten statt Abstellplätze für Stehzeuge. Unsere Kommunen brauchen Innovationskraft für eine grundlegend neue Mobilitätskultur. Die Allianz Mobilitätswende für Baden-Württemberg fordert deshalb eine Milliarde Euro pro Jahr mehr für Bahn, Bus, Rad- und Fußverkehr.
Über die Allianz
Die Mobilitätswende für Baden-Württemberg ist eine breite Allianz von umwelt- und verkehrspolitischen Nichtregierungsorganisationen, Gewerkschaften, kirchlichen Institutionen und Einzelpersonen. Mit der Kampagne möchte die Allianz in den kommenden Monaten die Politik in Baden-Württemberg dazu auffordern, sich zu den Klimazielen von Paris zu bekennen und alles zu tun, um diese zu erreichen. Die Allianz Mobilitätswende für Baden-Württemberg ist organisatorisch angegliedert an den VCD Baden-Württemberg e.V.
Alle bisherigen Bündnispartner sowie die Forderungen im Detail finden Sie unter www.mobilitaetswende-bw.de
VCD Landesverband Baden-Württemberg e.V.
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