Ein Reitpferd für Damen, Kursänderung im Weltraum und ungeahnte Folgen eines Briefs aus Malta – Fünf E-Books von Freitag bis Freitag zum Sonderpreis
Kosmische Ausflüge in einer nicht allzu fernen Zukunft können wir mit den SF-Episoden von Carlos Rasch unter dem übergreifenden Titel „Raumlotsen“ erleben, in dem auch wieder mehrere Bücher stecken.
Um merkwürdige Post aus Malta und sich daraus ergebende geheimnisvolle Folgen geht es in dem Thriller „Erbe ohne Todesfall“ von Ingo Kochta, in dem man übrigens ganz nebenbei tatsächlich auch viel über Malta erfahren kann – und über die geheimnisvollen Tempel-Ritter.
Mit einem ganz ungewöhnlichen Protest gegen ihren Vater beginnt die mehrteilige Sex-and-Crime-Geschichte von Martina in dem Erotikthriller „Sie liebt ihn zu Tode“ von St. Harman, die hier zu einem E-Book zusammengefasst ist. Thema, Genre und Schreibstil dieses unter Pseudonym schreibenden Autors muss man allerding mögen und passen nicht ins Verlagsprofil. Eine Gefälligkeit einem erfolgreichen Autor gegenüber?
Und damit sind wir wieder beim aktuellen Beitrag der Rubrik Fridays for Future angelangt. Jede Woche wird an dieser Stelle jeweils ein Buch vorgestellt, das im weitesten Sinne mit den Themen Klima, Umwelt und Frieden zu tun hat – also mit den ganz großen Themen der Erde und dieser Zeit. Und da hat die Literatur schon immer ein gewichtiges Wort mitzureden und heute erst recht. „Hoffnung“ – so heißt ein Planet, der für Raumfahrer zur Rettung wird. Rettung wovor? In dem heutigen Buch geht es um neue Perspektiven für das Überleben der Menschheit und um die Zusammenarbeit mit anderen intelligenten Wesen aus den Weiten des Alls, die nicht ohne Schwierigkeiten, Konflikte und Konfrontationen abläuft. Und man kann sich ein wenig an die gegenwärtige Situation auf der Erde erinnert fühlen. Gibt es trotzdem Hoffnung? Und was machen unsere Leute in der Zukunft? Wie gehen die künftigen Raumfahrer mit diesen interstellaren Konflikten und Konfrontationen um? Lässt sich aus der Zukunft vielleicht sogar etwas für die Gegenwart lernen?
Aus den sechziger und achtziger Jahren des vorigen Jahrhunderts stammt die Centauren-Trilogie von Alexander Kröger: Erstmals 1969 erschien im Verlag Neues Leben Berlin „Sieben fielen vom Himmel“, 2003 im KRÖGER-Vertrieb Cottbus sowie in einer überarbeiteten Auflage 2008 im Projekte-Verlag Cornelius Halle.
Erstmals 1983 erschienen ebenfalls im Verlag Neues Leben Berlin „Das Kosmodrom im Krater Bond“ und „Energie für Centaur“. Den beiden E-Books liegen wiederum die überarbeiteten Auflagen zugrunde, die 2008 und 2009 im Projekte-Verlag Cornelius Halle veröffentlicht wurden: Sieben Astronauten gelingt es nach der Havarie des Mutterschiffes, sich auf einen Planeten, den sie „Hoffnung“ nennen, zu retten. Doch dort müssen sie mitten im Dschungel überleben. Die technisch hochstehenden Bewohner der Welt, die ihnen vielleicht helfen könnten, sind zunächst nicht zu finden. Doch wer sind eigentlich diese Astronauten?
Jul Roth hat sich auf diesen Tag gefreut; er selbst leitet die erste Landung eines Raumschiffes im neuen Kosmodrom auf dem Mars. Dazu die Aussicht, bald Urlaub zu haben, Urlaub mit Betty auf der Erde … Plötzlich jedoch schrillt die Alarmanlage. Eine große Raumflotte außerirdischer Herkunft nähert sich unserem Sonnensystem. Doch die Fremden sind gar keine Unbekannten, sie kommen aus dem System Alpha Centauri, und vor vielen Jahren waren sieben von ihnen in Südamerika notgelandet. Diesmal aber ist die Begegnung nicht freundschaftlich. Die Centauren fordern von der Menschheit den Mars zur Besiedlung und lehnen Verhandlungen ab … Ein fieberhaftes Treiben beginnt, Menschen werden evakuiert, und Jul Roth wird zum Verantwortlichen auf dem Mars ernannt. Er soll versuchen, die Fremden zur Umkehr zu bewegen. Aber darf man die Centauren, die anscheinend einen neuen Heimatplaneten dringend benötigen, einfach wegschicken? Jul Roth macht sich die Entscheidung nicht leicht. Sein Handeln wird noch erschwert, als die attraktive Editha van Vorst auftaucht …
Sechs Jahre lang sind dreihundert Menschen zum fernen Planeten Centaur geflogen, um dort mit einheimischen Ingenieuren eine gewaltige Energieerzeugungsanlage zu errichten, denn der Planet scheint ohne diese dem langsamen Untergang geweiht. Der Empfang der Gäste von der Erde ist jedoch alles andere als herzlich, und bald gibt es auch Schwierigkeiten bei der gemeinsamen Arbeit. Da wird die Transportkolonne mit dem Orbitalflugzeug von einer Gerölllawine verschlungen, erheben sich schwere Lastfahrzeuge plötzlich in die Luft, tauchen unvermittelt seltsame Bauten auf, die dann spurlos wieder verschwinden. Die Expedition soll deshalb vorzeitig beendet werden. Doch Gernot Wach, ein junger Wissenschaftler, will nicht aufgeben und glaubt einen Weg gefunden zu haben, das Projekt zu retten. Zunächst aber muss er sich mit Josephin versöhnen, die zusammen mit ihm den Schlupfwinkel des geheimnisvollen Lim entdeckt hat.
Hier der Beginn der drei Bücher:
„Sieben fielen vom Himmel
- Kapitel
Langsam kroch die Kälte in alle Räume. Zunächst war sie in den Arbeitsräumen spürbar, breitete sich aber rasch bis zur Mitte des Schiffes aus, bis sie schließlich alles Leben den eisigen Hauch eines ewigen Schattens ahnen ließ.
Min kauerte auf ihrer Liege. Sie fror. Sie fror schon seit Stunden, schon seit sie wieder in ihrer Kabine war und obgleich zu diesem Zeitpunkt das Thermometer noch die normale Bordtemperatur anzeigte. Sie lag bereits einige Zeit, als die Heizaggregate abgeschaltet wurden. Ausruhen sollte sie, sie und die anderen – bis auf den Wachhabenden. ‚Wenn ich einschlafen könnte! Schlaf täte wirklich gut’, überlegte Min. ‚Die letzten Tage boten wenig Gelegenheit dazu. Oder bewegen müsste ich mich.’ Min gab den Gedanken sogleich wieder auf. Vielleicht ist ohnehin bald alles vorbei …’ Sie starrte an die gegenüberliegende Wand der Kabine und zuckte nur leicht zusammen, als das Hauptlicht erlosch. Im Schein der Notbeleuchtung wirkte die Zweckeinrichtung des Raumes kalt, gespenstisch. Min lächelte. ‚Es wird angenehmer sein’, dachte sie, ‚wenn es in den letzten Stunden nicht so hell ist.’ Dann richtete sie sich mit einem Ruck auf. ‚Ist es überhaupt gerechtfertigt, dass ich resigniere? Ich lebe, und mit mir noch sechs. Der Kommandant und die Ingenieure sind zuversichtlich. Und gerade Chalo! Er hätte Grund, niedergeschlagen, ja sogar verzweifelt zu sein – aber er ist es, der uns aufmuntert, uns Hoffnung gibt. Schluss mit den Grübeleien!’ Min stand auf. ‚Es sind noch Analysen zu machen. Chalo wird verstehen, dass ich nicht ruhe, nicht ruhen kann, dass ich auch nach dem Dienst noch arbeiten möchte. Aber – ob es wirklich noch einen Sinn hat? Sind tatsächlich die anderen so zuversichtlich, oder geben sie sich nur so? Habe nur ich diese unbestimmte Angst vor dem Kommenden? Unsinn! Eines Tages werden die Unsrigen unsere Spur finden. Und schon dafür lohnt es sich, alles zusammenzutragen, was nur möglich ist.’
Min betrat den Kommandoraum. Chalo blickte auf.
„Nanu, Min“, sagte er, „du müsstest doch schlafen.“
„Ja“, antwortete sie. „Bitte, Chalo, ich weiß, dass du auch nicht immer schläfst, wenn du frei hast. Und ich könnte noch einige Analysen machen. Die Stürme gestern gingen bis in die Hochatmosphäre. Vielleicht gelingt mir eine genauere Aussage über die Bodenbestandteile der Wüstengebiete.“
„Es ist doch zu kalt“, sagte Chalo.
„Es wird schon gehen“, antwortete sie. „In den Kabinen ist es auch ungemütlich – dazu das trübe Licht.“
„Ich denke, dass die Heizanlagen in einigen Stunden repariert sein werden“, sagte Chalo nach einem Blick auf den Zeitautomaten. Min trat an ein Bordfenster und sah hinaus. Schwarze Nacht. Wie weißglühende Funken gleißten die Sterne. ‚Ob einer unsere Sonne ist?’ Sie blickte flüchtig zum Kursanzeiger, ging, ohne dessen Angabe zu erfassen, zum nächsten Fenster und legte den Kopf an die Scheibe. In ihren Augen erglomm ein rötlicher Schein. Min blinzelte. Nur langsam überwand sie die Blendung. Unverändert das Bild des Planeten: riesige Wüsten, langgestreckte Gebirgsgrate, aus der Entfernung wie mit dem Lineal gezogen, öde, einförmige blau-grün-graue Flächen. ‚Und du gabst uns Hoffnung, hast uns, nur weil du ein wenig Sauerstoff in deiner Atmosphäre hast, annehmbare Lebensbedingungen vorgegaukelt und empfängst uns mit Sandstürmen und Dürftigkeit. Nein, du bekommst uns nicht. Lieber bleiben wir hier im Schiff …‘
Chalo trat neben Min an das Fenster. „Traurig?“
„Nein“, antwortete sie. „Ich habe Angst, Chalo.“
Chalo schwieg. Er schaute mit hinüber zu der leuchtenden Scheibe. Dann sagte er leise: „Wenn wir dort gelandet wären, Min, wie wir ursprünglich wollten, dann müssten wir fürchten, dass weder wir uns selbst noch dass andere uns retten könnten. Aber jetzt – es ist alles vorbereitet. Wir haben die Chance zu leben. Der Dritte Planet, nicht der Vierte, bietet Leben. Du weißt das! Und sind wir nicht besser dran als unsere Gefährten von der GALAX zwei? Wir haben eine Hoffnung, aber sie?“ Chalo blickte starr aus dem Fenster. „Ob sie überhaupt leben?“, fügte er leise, wie zu sich selbst, hinzu.
Min schaute geradeaus. Sie wusste, dass sich der Mann neben ihr schon tausend Mal diese Frage gestellt hatte, dass er dabei an seine Gefährtin dachte, die mit 27 Kameraden und dem interstellaren Schiff, der stolzen GALAX 2, verschollen war. Und Min kam sich in diesem Augenblick mit ihrer Angst und ihren Zweifeln kleinmütig vor angesichts des stillen Schmerzes Chalos, der trotz persönlichen Leids anderen den Glauben an die Zukunft erhielt.“ Und damit zu den ausführlicheren Vorstellungen der anderen vier Sonderangebote dieses Newsletters.
Dreimal lässt Autor Wolfgang Schreyer seinen Kriminalkommissar Wendt ermitteln: Erstmals 1988 veröffentlichte er in der bekannten und beliebten DIE-Reihe (Delikte, Indizien, Ermittlungen) des Verlages Das Neue Berlin „Unabwendbar“ (Mitarbeit: Ingrid Mittelstrass). Im selben Verlag erschien erstmals 1991 „Nebel“. Und erstmals 1994 veröffentlichte Schreyer jetzt in der neuen Verlagskonstruktion Eulenspiegel – Das Neue Berlin Verlagsgesellschaft mbH „Das Quartett“:
„Unabwendbar“: Kriminalkommissar Wendts erster Fall: In einem Dorf an der Ostsee wird innerhalb kurzer Zeit in Datschen wohlhabender Leute eingebrochen; kostbare Antiquitäten und technische Ausstattungen werden entwendet. Die Kriminalpolizei ahnt: Hier sind Kenner am Werk. Doch gemessen an Hauptmann Wendts früherer Tätigkeit scheint diese Einbruchsserie banal. Bis ein Mensch zu Tode kommt. Und – bis Wendt sich in die schöne und selbstbewusste Jenny verliebt. Für Hauptmann Wendt entsteht eine ungewöhnliche Situation: Seine Arbeit und seine Liebe beginnen einander zu zerstören.
„Nebel“: Kriminalkommissar Wendts zweiter Fall: „Wer mit Sprengstoff hantiert, der fliegt leicht selber in die Luft“, hatte der Schriftsteller Richard Nebel kurz vor seinem plötzlichen Tod zu dem Kriminalisten Wendt gesagt. Hatte er da vielleicht auch an den Stoff für seinen geplanten Politthriller gedacht? Dann hätte ihm das Wissen um die Gefahr allerdings wenig genützt. Christian Wendt jedenfalls hat Zweifel an einem Unfalltod Nebels und mit einem Mal den Verdacht, dass in dem Land, dem er mit Leib und Seele dient, das staatlich organisierte Verbrechen längst eine feste Größe ist. Christian Wendt, mit Leib und Seele Polizist, schließt ein Verbrechen nicht aus und gerät bei dem Versuch, zwei Herren zu dienen – der Wahrheit und seinem „Staat“ -, in ein Netz von Erpressung und Betrug, Lüge und Mord, von Bestechung und Angst und schließlich in die Fänge jener Organisation, der womöglich auch Nebel zu nahe gekommen ist.
Schließlich „Das Quartett“: Kriminalkommissar Wendts dritter Fall: Ein verfilzter Fall für Kriminalkommissar Wendt: Mehr als zwanzig Jahre nach dem Abitur muss er gegen seine früheren Schulfreunde ermitteln. Der gewaltsame Tod des ehemaligen Zeichenlehrers hat aus dem Quartett von damals ein Trio gemacht, und jedes der Mitglieder ist auf seine Art in den Mordfall verwickelt. Kommissar Wendt wittert ein Wirtschaftsdelikt im ganz großen Stil …
Hier zur Einstimmung ein Auszug aus dem ersten der drei Wendt-Krimis, in dem der Kriminalkommissar gleich zu Beginn etwas Großartiges tut:
„3. Kapitel
Zwei Wochen darauf, am 5. Juni, war Jennys Geburtstag. Sie wurde 31 und hatte so, aus Wendts Sicht, das ideale Alter erreicht. Die Frau sollte halb so alt sein wie der Mann, plus sieben Jahre; eben das war jetzt der Fall. Anlass für ihn, sein Sparbuch zu plündern, alte Beziehungen zu beleben und ihr eine exotische Reise zu schenken: Drei Wochen Kuba im September, nachdem ihm im Amt erklärt worden war, Jugoslawien oder Zypern komme für sie beide nicht infrage. Mehr als 13.000 Mark, er war ruiniert und freute sich riesig, als sie ihm um den Hals fiel. Legte er ihr doch, einmal im Leben etwas Großartiges zu Füßen, das ferne Tropenreich! (Von dem Nebel Hässliches behauptet hatte – nach wie vor kein Wort davon in den Medien, sicherlich ersponnen von dem Mann.)
Man feierte in kleinster Runde, zum Teil, er wusste es wohl, mit Rücksicht auf ihn. Von den Jugendfreunden vor ihrer Haft hatte Jenny sich so klar getrennt wie von der Näherei und den Modenschauen; einst ihre große Leidenschaft. Vergessen das Partyvolk von Cumin, der Berliner Kreis und die Mischpoke des Städtchens N.; ihre Ehe mit Jack Franke, dem Komplizen, und all den fidelen Bekannten. Kaum dass Jenny dort noch ihre Eltern sah. Und ihrer neuen Clique zu begegnen, das ersparte sie Wendt, so schien es stumm vereinbart zwischen ihnen. Der Klüngel, zu dem sie seit der Übersiedlung nach Rostock gestoßen war, was zum Teufel gab ihr der? Wenigstens brachte sie niemand davon mit ins Haus, junge, staatsverdrossene Leute, meist sogar jünger als sie. Menschen, die religiös gebunden waren oder sich doch – dies leuchtete mehr ein und zog den Graben tiefer – unter dem Dach der Kirche zum stillen Protest gegen die Ordnung versammelten, für die er täglich eintrat und geradestand.
Wer blieb übrig? Das Ehepaar Zelter, unterhaltsam, kultiviert und erstaunlich tolerant. Uta Zelter war in Jennys Klasse gegangen, ihre beste Freundin von der Erweiterten Oberschule in N., nun die Einzige in Rostock, die restlos akzeptabel war. Ihr Spitzname war Juno, nach der römischen Himmelsgöttin. Eine üppige, schwarzhaarige Schönheit – dichtes, seidiges, natürliches Schwarz. Sie hatte dunkle Augen, dramatisch geschminkt, volle Lippen und einen tiefen Schwerpunkt, wie Wendt fand, ohne dies je zu äußern. Mit ihrer langen Taille und den vergleichsweise kurzen Beinen eigentlich nicht sein Typ. Aber ihr Mienenspiel, die Kurven, das Gesicht! Es strahlte eine Sinnlichkeit aus, die ihn gelegentlich versengte. Er war ja nie ein Frauenheld gewesen. Utas Nähe machte ihn befangen.
„Was glotzt du die Lady so an?“, hatte Jenny zu Beginn der Bekanntschaft spät nachts im Bett einmal gefaucht. „Eine Augenweide, he?“
„Aus gutem Grund ist Juno rund“, gab er zurück. Der Spruch einer Zigarettenreklame aus der Vorkriegszeit. Aber sein Scherz erhielt nicht den verdienten Applaus, da er zufällig ins Schwarze traf.
„Mag sein, mein Lieber“, sagte Jenny mit einer Stimme, der man anhörte, dass sie in dem Punkt nicht mit sich spaßen ließ. „Aber falls du mit ihr ins Heu gehst, kratze ich euch die Augen aus! Erst dir, dann ihr.“
Er verkniff sich die Frage, weshalb in dieser Reihenfolge. Sie war zu ärgerlich gewesen. So schlug, war in ihr ein Nerv berührt, Jennys arglose, manchmal verträumte Art, mit ihm zu reden, abrupt in knallharte Sprache um. Wahrhaftig ein strenges Wort. Aber solche Ermahnungen führten, wie es schien, nur zu unerwünschten Gedankenspielen. Sie machten ihn empfänglich für Utas junonischen Reiz, befruchteten dauerhaft seine Fantasie.
Während Wendt ihr zuhörte am Kaffeetisch – Uta gab den Ton an, sie sprach wie ein Wasserfall von Theater und Literatur, über Leute, die er nicht kannte, geschweige denn gelesen hatte, Hein und Scherzer und Lambrecht, Männerbekanntschaften, freimütige Protokolle -, während das an ihm vorbeirann, rief er sich unwillkürlich ihr erotisches Vorleben ins Gedächtnis. Nein, er kam davon nicht los. Juno hatte zu den armen Kindern gehört, die unter ihrem Namen leiden. Als junges Mädchen hieß sie Huschebett, was unvermeidlich Gespött nach sich zog und in ihr den Wunsch weckte, durch Heirat einen Makel abzustreifen, der anders nicht zu tilgen war in einem Land, das sich mit Namensänderungen derart schwertat.
Aber die Namen der frühen Liebhaber Junos (laut Jenny hießen die ersten drei: Notdurft, Bauchrucker und Krokoschinski) waren so unerfreulich, dass die erweiterte Oberschülerin den Hilmar Zelter festhielt, als der in ihr Leben trat. Ein gut gebauter und strebsamer Mann. Elektroingenieur ursprünglich, nur zwei Jahre älter als sie. Dabei sei ihr ganz entgangen, hatte Jenny vermerkt, was ein Zelter wirklich war. Kein Campingfreund, wie man meinen könne, sondern ein speziell auf Passgang abgerichtetes Reitpferd für Damen. Die Wortbedeutung, sagte sie, sei dank der Motorisierung etwas in Vergessenheit geraten.
Eine klügere Frau, dachte Wendt, hätte dergleichen verschluckt. Man sprach nicht alles aus, was einem durch den Kopf ging, auch nicht zwischen Mann und Frau. Alle zwei Wochen nämlich, wenn die Zelters zu Besuch kamen oder man selbst zu ihnen ging, stellte er sich nunmehr, wenn auch nur manchmal, schwelgerisch vor, wie die Göttin auf ihrem Zelter ritt. Und malte sich ein bisschen aus, wie es mit Juno sein würde. Oft kam bei frechen Bemerkungen ja so etwas heraus.“
Die Raumlotsen-Texte von Carlos Rasch erschienen erstmals zwischen 2009 und 2011: „Zurück zum Erdenball“ und „Orbitale Balance“ erstmals 2009, „Daheim auf Erden“ 2010 und „Stern von Gea“ 2011 im Projekte-Verlag Cornelius Halle: Carlos Rasch zeichnet in episodenhaften Abenteuergeschichten eine nicht zu ferne Zukunft: den Raumfahreralltag im Sonnensystem, Bedrohungen aus der Tiefe des Alls, die Dinge, welche unsere Nachkommen bewegen könnten. Während die Science Fiction die Leser meist von der Erde weg in den Kosmos entführt, geht dieser Buchband in sechs Geschichten über RAUMLOTSEN den umgekehrten Weg: Sie erzählen mit „Und ringsum nur die Sterne“ von der Erkundung des Trümmergürtels zwischen Mars und Jupiter, in „Vandalus“ von treuer Kameradschaft bei einer Mission am Rande des Sonnensystems, und in „Diamanten von Pupurgrazia“ über die Beschaffung seltener Rohstoffe mit Hilfe von Mutanten. In den drei Geschichten „Verlobung im Orbit“, „Raumschlepper HERKULES“ und „Absturz beim Prüfungsflug“ treten die menschlichen Probleme erdnaher Raumfahrt in den Vordergrund. Die Hauptakteure sind ein Dreigestirn: Der legendäre Altraumfahrer Ben, die Raumfahrtpsychologin Cora und der Kadett der Raumflotte Jan.
Im Verlaufe des abenteuerlichen Geschehens in „Orbitale Balance“ bekommt es der Jungastronaut Jan mit einem geheimnisvollen Mann namens Puppmann zu tun. Verwilderte Roboter, die ihn für ein Gerät halten, das zu reparieren ist, machen ihm in „Hotel für Fabrikate“ zu schaffen. Ferner setzen ihm Raumpiraten zu. Astronauten machen auch Urlaub, natürlich auf Erden. Doch selbst dort bleiben sie nicht von Abenteuern verschont. Als Cora sich auf einer Meeresfarm in der Karibik bräunt, muss sie aus heiterem Himmel eine Invasion von Kraken abwehren.
In „Aktion Meteoritenstopp“ ist der Raketenfriedhof Umfeld für die beiden Handlungsorte Raumfahrtmuseum und dem Raumschiff der Piraten „Stern von Magreb“ als Plätze der Versöhnung eines uralten über 2000 Jahre anhaltenden Völkerstreites. Das geschieht während eines unplanmäßigen Meteorfalls, bei dem zum Erstaunen der Menschheit der legendäre und hochverehrte Altraumfahrer Ben die Fronten wechselt, um Raumpiraten beizustehen, die Gold aus Mondbergwerken zur Erde schmuggeln. Was steckt hinter dieser Fahnenflucht gerade bei Bens letztem Einsatz im Auftrag der Raumflotte vor Ausmusterung ins Rentenalter?
In „Daheim auf Erden“ erleben die drei Raumlotsen weitere Abenteuer auf der Erde, im Orbit, auf Merkur und Mond – und sogar in einer fernen Zukunft, in der es die Menschheit nicht mehr gibt.
Den Abschluss der Raumlotsen-Saga bildet ein Episodenroman, dessen Handlung auf der Siedlungswelt JUWELA spielt. In der Gesellschaft aus Nachkommen von Erdbewohnern, die in drei verschiedene Gruppen geteilt ist – die einfachen Siedler, über etwas moderne Technologie verfügende Orbitaner und die meist in Tiefschlaf liegenden Raumfahrer von der von Menschen verlassenen Erde – verschärfen sich nach zweihundert Jahren die Gegensätze bis zur offenen Auseinandersetzung.
Hier aber zunächst etwas über den Alltag im All und eine besondere Bewährungsprobe für die Raumfahrer:
„Drei Gongschläge hallten durch das Raumschiff. Alle schlüpften in Sicherheitsanzüge und eilten auf ihre Posten. Wenn auch die automatischen Anlagen an Bord alles Wesentliche regulierten, so musste doch der Mensch Befehle auslösen und die technischen Anlagen überwachen. Für Kioto Yokohata bedeuteten die Gongschläge, sich in das Regelzentrum des Gravitationskonverters zu begeben. Eine seiner Aufgaben war es nämlich, für künstliche Schwere zu sorgen und dieses Feld nur abzuschalten, wenn man sich in der Nähe von Trümmerschwärmen befand, um sie nicht auf das Raumschiff zu lenken. In der übrigen Zeit war es für die Besatzung recht angenehm, sich unter normaler Schwerkraft bewegen zu können. Das war bei längeren Missionen durchs All für die Gesundheit der Raumfahrer wichtig. Früher, bei veralteten Raumschiffen, wurde statt Schwerkraft die billiger erzeugbare Fliehkraft verwendet, indem die Raumschiffe hantelartig oder radähnlich gemächlich um eine Achse rotierten. Dann aber hatte man herausgefunden, wie Schwerkraft oder in Umkehrung auch Antischwerkraft zumindest lokal erzeugt werden konnte.
Als der Steuerraum und alle anderen Positionen im Raumschiff besetzt waren, teilte der Kommandant über Bordfunk mit: „Achtung Bahnkorrektur! Das dauert zwanzig Minuten. Wir steuern uns dabei auf die 520. Kreiskoordinate der Sonne ein. Sobald das geschafft ist, befinden wir uns in der Nähe von AJ-417. AJ-417 fliegt derzeit noch 130 000 Kilometer von uns entfernt.“
Die Frauen und Männer vertieften sich an ihren Monitoren in Zahlen, Kurven und Diagramme, die mit der Kursänderung auftauchten und sie über verschiedene technische und navigatorische Vorgänge informierten. Das U-förmige Pult des Pilotrons befand sich im Zentrum des Steuerraums. Außer den Monitoren gab es dort Skalen, Tasten und Kontroll-Lämpchen für den Fall, dass manuelle Eingriffe erforderlich werden sollten. Vor Konzentration wurde es in der Steuerzentrale still. Rastlos folgte die Elektronik ihren Parametern. Mit wispernder Beständigkeit summte die Klimaanlage. Die Beleuchtung verringerte sich. Natürlich war auch das Helicon, das den Laserbeschuss von Meteoriten steuerte, falls jene in Erscheinung traten und ihre Bahn kreuzten, eingeschaltet.
Auf dem großen Sichtschirm verfolgte Axel Kerulen, wie das Kursmanöver verlief. Das All blickte sozusagen von dort her in seiner ganzen schwarzen Unendlichkeit in das Raumschiff hinein. In der Tiefe dieses Abgrundes schwebten gestochen scharf Fünkchen Myriaden ferner Sterne, als seien sie ein zur Ewigkeit erstarrter Schleier: Ein Trugbild, wie jeder wusste, denn keiner dieser Himmelskörper stand an der Stelle, an der er leuchtete. Sie hatten sich alle schon fortbewegt zu unbekannten Positionen, denn ihr Licht war Jahrhunderte, gar Jahrtausende unterwegs gewesen. Die Sternenbilder entsprachen nicht mehr der Wirklichkeit.
Nach einer Weile signalisierte ein Klingen als Warnton im ganzen Raumschiff, dass die Kursänderung begann. Ein prickelndes Vibrieren breitete sich vom Haupttriebwerk über Rumpf und Spanten überall hin aus. Mit dem Heck voran bremste sich AJ-408 in sein Operationsgebiet hinein. Kleine Steuerdüsen an Bug und Heck änderten die Lage des großen Flugkörpers. Allmählich schwenkte dabei die starre, unbewegliche Sternenwelt herum. Die hellen, gut sichtbaren Sterne im Vordergrund, die bisher am unteren Rand des Sichtausschnittes gestanden hatten, verschoben sich zur Mitte, während jene aus der Mitte zum oberen Rand glitten und dort verschwanden. Sobald diese Bewegung aufhörte, waren bereits wieder Zehntausende Kilometer zurückgelegt.
„Messwerte bisher alle klar.“ – „Parameter eingehalten.“ – „Schwenkung vorgabeidentisch“, lauteten einige der kurzen Statusmeldungen.
Rai Raipur vom Radarpult teilte mit: „Partikel von 20 auf 27 pro Kubikkilometer erhöht, Tendenz steigend.“ Aus diesem Hinweis ging hervor, dass der kosmische Staub, also Mikrometeorite, etwas zugenommen hatte. Bedenklich war das nicht. 27 Zusammenstöße des Raumschiffes mit solchen Winzlingen rauten, wenn sie aufprallten, höchstens die Oberfläche des Rumpfes auf. Gelegentlich mochte darunter ein größeres Teilchen ähnlich einem Kiesel oder einem faustgroßen Stein sein, das dann aber geortet und vom Helicon mit Laserschüssen verdampft wurde, ehe es das Raumschiff mit explosionsartigem Einschlag beschädigen konnte.
Ein zweites helles Klingen zeigte allen das Ende der Kursänderung an. „Raumschiff auf den 520. Kreis eingesteuert. Neuer Kurs liegt an“, meldete der Navigator Ben.
Axel Kerulen hatte der Besatzung jedoch ein Ereignis verschwiegen, obwohl es logischerweise eintreten musste. Er wollte testen, wie seine Mannschaft reagierte. Nach wenigen Minuten nämlich würde das Radar voraus einen unregistrierten Körper wahrnehmen und einen Alarm auslösen. Gespannt wartete der Kommandant auf diesen Augenblick. Vor allem wollte er bei den vier Neulingen erfahren, ob sie erschrecken würden. Und schon schrillte der Alarm.
Ben als Navigator wusste natürlich Bescheid. Auf seiner Sternkarte zeichnete sich das schwache Band der Milchstraße deutlicher ab, als man es von der Erde aus sah. Für ihn waren helle Sterne wie die Wega in der Leier oder der Atair im Adler, die Sirrah im Andromeda, der Scheat in Pegasus und Fomalhaut im Sternbild des südlichen Fischs sozusagen vertraute Eckpfeiler des Universums, die ihm stets signalisierten, in welcher Richtung das Raumschiff flog oder in welcher Position es sich befand. Der fremde Stern, der da plötzlich aufging, als erblühe im All eine Nova, beunruhigte ihn ebenso wenig wie die schrille Warnung vor einer Annäherung. Alle schnallten sich an, stülpten die Helme ihrer Sicherheitsanzüge über den Kopf und ließen sie am Kragenwulst hermetisch einrasten.
Der Kommandant beobachtete seine Leute in der Steuerzentrale. Rai Raipur wehrte sich gegen den Schreck. Seine Augen verengten sich unwillkürlich zu schmalen Schlitzen. Er riss seinen Blick vom großen Bildschirm und richtete ihn auf seine Instrumentenkonsole. Die Skala des Radars zeigte eine Entfernung von 2 100 Kilometer zu einem Objekt an. „Was geht jetzt los, Intra?“, murmelte er im Selbstgespräch mit einem Gesicht in seiner Erinnerung von daheim auf Erden, in dem es große, langbewimperte Augen, glatt nach hinten gekämmtes schwarzes Haar zu brauner Haut und zierlicher Gestalt in weitem Gewand seiner indischen Heimat gab. Rai verbannte dieses innere Bild gleich wieder und teilte die gemessene Entfernung zu dem Objekt allen laut mit. Die Distanz dorthin verringerte sich je Sekunde um etwa einen Kilometer, denn man lag mit ihm fast auf gleichem Kurs.“
Erstmals 2012 veröffentlichte Ingo Kochta im Projekte-Verlag Cornelius Halle seinen Malta-Thriller „AMAS Mdina“. Seit 2019 liegt das Buch in einer leicht überarbeiteten Fassung sowie unter dem neuen Titel „Erbe ohne Todesfall“ vor: Ivo Tacht lebt beschaulich in geordneten Verhältnissen auf dem Lande in der Nähe von Leipzig. Ein Brief eines Anwalts aus Malta lässt ihn zu einer Reise ins Ungewisse aufbrechen. Er übernimmt die Führung der AMAS, einer Firma, die sich äußerlich mit Kunsthandel befasst, und taucht in eine ihm bis dahin unbekannte Welt ein, die beherrscht wird von Macht und Intrigen. Bald begreift er, dass in den Archiven der AMAS keine normalen Kunstgegenstände verwahrt werden. Neben wertvollen Artefakten lagern in den Stahlkammern düsterste Geheimnisse der Vergangenheit. Die Mystik Maltas zieht ihn magisch in ihren Bann und setzt in ihm bisher unbekannte geistige Kräfte frei. Gelingt es ihm gemeinsam mit seinen Freunden und Kollegen, die feindliche Übernahme der AMAS zu verhindern? Können sie seine Freundin aus den Fängen geheimnisvoller Entführer befreien? Gibt es das mysteriöse Templerschloss? Sind seine neu entdeckten mentalen Kräfte ein Fluch oder ein Segen? Bevor sich alle diese Fragen überhaupt stellen, erfahren wir erstmal, welche Post aus Malta die folgenden geheimnisvollen Geschehnisse überhaupt erst auslöst:
„Kapitel 1
Ivo fühlte sich überrollt. Sein Gesichtsausdruck zeigte ein gewisses Unbehagen. Dr. Massler bot ihm lächelnd einen Platz an.
„Sie sehen etwas verwundert aus, mein Lieber. Ich schlage vor, wir essen erst einmal und kommen dann zum Geschäft. Selbstverständlich sind Sie mein Gast.“
Er gab dem Kellner ein Zeichen und unverzüglich wurde die Karte gebracht.
„Wenn ich etwas empfehlen darf, der Rehrücken ist eine Delikatesse.“
Ivo überlegte noch, ob Fisch oder Wild. Er entschied sich für Wildforelle in Mandelkruste.
„Eine gute Wahl. Wenn Sie Fisch mögen, wird Ihnen das etwaige Reiseziel gefallen.“ Der Anwalt machte einen lockeren, entspannten Eindruck.
Im Laufe des Gesprächs fanden sie einige Berührungspunkte. Besonders interessiert war der Anwalt am beruflichen Werdegang Ivos. Das Essen wurde serviert. Die Forelle war zart und zerging regelrecht auf der Zunge. Danach wurden noch einige Belanglosigkeiten ausgetauscht und man merkte es dem Anwalt an, er wollte zum geschäftlichen Teil kommen.
„Nun also, mein Lieber. Sie werden sicher gespannt sein, was der Anlass für unser heutiges, zugegeben ungewöhnliches Treffen ist. Sie können aber beruhigt sein, es ist völlig unverbindlich und ohne eventuelle Nachteile für Sie.“ Er entnahm seiner abgewetzten Ledermappe einen Umschlag. „Ich habe den Auftrag, Ihnen dies zu übergeben. Sie müssen es in meiner Anwesenheit öffnen, indem Sie das unverletzte Siegel zerbrechen und mir die Entgegennahme bestätigen. Ich sehe schon, dass Sie dieses ganze Prozedere als lästig empfinden. Doch so sind nun einmal die Regeln. Ich weise daraufhin, dass Sie die Annahme ablehnen können. Damit wäre für Sie die Sache, was auch immer damit verbunden ist, erledigt. Die Entscheidung liegt bei Ihnen.“
In Ivos Kopf herrschte das absolute Chaos. Wer konnte etwas von ihm wollen, ausgerechnet von ihm, Ivo Tacht? Was sollte er tun? Am meisten beschäftigte ihn, dass er absolut keine Vorstellung hatte, worum es sich handeln könnte. Seine Mutter starb vor 18 Monaten und sein Vater war schon vor vielen Jahren bei einem Autounfall ums Leben gekommen. Alle anderen Verwandten waren entweder verstorben oder es waren Erben da. Strafrechtliche Aspekte schieden, nach Aussage des Anwalts, aus. Was hatte er schon zu verlieren?
„Nun gut, Herr Dr. Massler, ich nehme dieses Schreiben offiziell entgegen.“
„Ich bitte noch, mir den Empfang zu quittieren, und dann kann ich mich eigentlich verabschieden.“
„Moment bitte. Bleiben Sie noch, falls ich Fragen habe.“
„Selbstverständlich, doch entschuldigen Sie mich kurz, die Natur, Sie verstehen.“
Angespannt öffnete er das ominöse Kuvert. Auch hier ein imposanter Briefkopf, der Ivo sofort ins Auge sprang. Dr. Vogelt – Valletta – Malta. Der Hammer. Seine Verwirrung war perfekt. Das war fast am anderen Ende der Welt.
Sehr geehrter Herr Ivo Tacht,
mein Mandant, der momentan noch nicht benannt werden möchte, hat mich beauftragt, Sie zu bitten, unverzüglich nach Malta zu kommen. Sie erfahren hier alle näheren Umstände, die mit diesen für Sie sicherlich ungewöhnlichen Ereignissen der letzten Tage in Zusammenhang stehen und selbstverständlich auch, wer mein Mandant ist.
Mein Freund und Kollege Dr. Massler hat alle Vollmachten, Ihnen anfallende Kosten zu erstatten und Reisegelder auszuhändigen. Auch beantwortet er Ihnen eventuell bestehende Fragen. Er wird uns über den Zeitpunkt Ihrer Ankunft informieren. Für Sie wird hier alles entsprechend vorbereitet.
In der Hoffnung auf eine baldige, persönliche Bekanntschaft verbleibt
Unterschrift – nicht identifizierbar –
Wow! Das war der Hammer, nein, der Megahammer! Ivo fühlte sich wie in einen Actionfilm geraten, mit der Option auf eine der Hauptrollen. Fieberhaft versuchte er, das verworrene Geschehen zu begreifen.
„Sind es erfreuliche oder weniger gute Nachrichten?“
Wortlos schob er dem Anwalt das Schreiben über den Tisch und zuckte nur mit den Schultern.
„Heißt das, ich darf einen Blick in Ihre Post werfen?“
„Ja, natürlich und sagen Sie bitte, was ich davon halten soll.“
Nachdem er das Schreiben in Ruhe gelesen hatte, faltete er es zusammen und dachte einen Moment nach.
„Nun, ich kenne Wolfgang, Dr. Vogelt, seit der Studienzeit. Er hat sich vor Jahren auf Malta niedergelassen und ist mir als äußerst korrekt und integer bekannt. Auch wenn das alles etwas verworren ist, besteht meiner Ansicht nach kein Grund, beunruhigt zu sein.“
„Ich bin nicht ängstlich oder beunruhigt, nur die Umstände sind äußerst verwirrend. Vor allem weil ich nicht weiß, wer oder was mich dort erwartet.“
„Wenn Wolfgang ein derart allgemein gefasstes Schreiben an Sie richtet, wird er seine Gründe haben. Er ist ein äußerst gewissenhafter, schon fast pedantischer Typ. Ich habe einige Sachen für ihn abgewickelt, ohne dass es je Beanstandungen oder gar Unregelmäßigkeiten gegeben hätte.“
„Wenn ich das alles richtig verstehe, soll ich, so schnell wie möglich, nach Malta kommen. Ich müsste also klären, wann ein Termin möglich ist und …“
„Halt, halt lieber Freund. Da ich in groben Zügen vorab informiert wurde, habe ich ein wenig vorgearbeitet.“ Er entnahm seiner Mappe ein eng beschriebenes Blatt. „Sie könnten morgen oder kommenden Dienstag fliegen und sollten mindestens 14 Tage einplanen. Der Verdienstausfall und alle Kosten werden erstattet.“
„Werter Dr. Massler. Wer zahlt mir einen Urlaub und noch den Verdienstausfall, ohne auch nur die geringste Andeutung über seine Identität zu machen?“
„Sie scheinen ein netter und umgänglicher Typ zu sein. Lassen Sie uns zum Du übergehen, da redet es sich besser. Nenn mich einfach Max.“
„Okay, ich bin Ivo.“
„Da du kein normaler Klient bist und wir die nächste Zeit doch öfter miteinander zu tun haben werden, finde ich es so angenehmer. Nun zu deiner Frage. Bei dem Schreiben von Wolfgang Vogelt war ein Orderscheck über 10 000 Dollar, der für die ersten Unkosten gedacht ist.“
„Da es wie bereits gesagt sehr kurzfristig ist, muss ich mit meinem Chef reden. Urlaub oder eine Freistellung ist sicher kein Problem. Sorgen mache ich mir nur, wer sich in der Zeit um mein Grundstück kümmert. Die Pflanzen müssen versorgt werden und man müsste nach dem Rechten sehen.“
„Das ist kein Problem. Ich habe eine gute zuverlässige Sicherheitsfirma an der Hand, die für uns in Leipzig und Umgebung Immobilien und Geschäftsobjekte betreut. Die Juniorin ist ein Blumenfan. Wenn du ihr die Ansprüche der Pfleglinge erklärst, wird sie diese hegen und pflegen. Noch einen Vorschlag: Ich weiß nicht, ob du eine feste Beziehung hast. Wie auch immer, würde ich empfehlen, erst einmal allein nach Malta zu fliegen. Eine Begleitung ist unter Umständen etwas belastend, wenn man den Anlass und Hintergrund einer solchen Reise nicht kennt. Da Geld in diesem Fall keine Rolle spielt, wäre es sinnvoll, wenn du dir bei Bedarf noch einige Sachen zulegst. Eine meiner Kolleginnen könnte mit dir in Leipzig shoppen gehen. Die Damen kennen sich bestens aus und wissen genau, was angesagt ist und wo man die coolsten Klamotten bekommt. Ich bin bis übermorgen hier, sodass wir, wenn alles klappt, uns morgen Nachmittag über Details unterhalten könnten. Das Finanzielle regeln wir dann auch. Du könntest auch deine Einkäufe erledigen. Was immer du erreichst, ruf mich bitte morgen bis dreizehn Uhr an.“
Auf der Rückfahrt erfasste Ivo eine undefinierbare Unruhe, so ein irres Kribbeln.
Die Nacht war lang und der Schlaf wollte sich nicht recht einstellen. Das Telefon hatte er vorsorglich herausgezogen. Das Handy war abgestellt. Auf alles hatte er Bock, nur nicht auf eine Endlosdebatte mit Gabi. Seinen Chef hatte er nicht erreicht, ihm aber eine Nachricht hinterlassen.
Unbarmherzig rasselten seine drei Wecker. Es war sechs Uhr. Gerade wollte er duschen, da wurde die Klingel im Dauerton betätigt. Das konnte doch nur Gabi sein. Auf ihn entlud sich ein Trommelfeuer aus Worten.“
Erstmals 2014 veröffentlichte ein Autor, der unter dem Pseudonym St. Harman in der EDITION Sexcrime schreibt, den dreiteiligen Erotikthriller „Sie liebt ihn zu Tode“: Zu Beginn ist eine junge Frau nur nicht willens, nach der Pfeife ihres herrischen Vaters zu tanzen. Der Vater hat eine scheinheilige fromme Welt um seine Familie aufgebaut und richtet alles darauf aus, dass auch seine Töchter nach seinem Willen funktionieren. Er selbst erlaubt sich alle Freiheiten und setzt mit seinen Weibergeschichten ohne Skrupel die Familie aufs Spiel. Als die älteste Tochter zur Verlobung mit einem Freund aus Kindertagen gedrängt wird, weil diese dem Vater gut in seine Karrierevorstellungen passt, will die Tochter rebellieren. Dass der Verlobte Tage später mit einer Schulkameradin flirtet, lässt bei ihr das Fass überlaufen. Die streng katholisch erzogene Tochter will den Vater und den Verlobten auf eine ganz besondere Art bestrafen. Der Weg in die Prostitution erscheint ihr dafür angemessen. Dass sie dabei in eine Welt versinkt, die keine Menschlichkeit, keine Menschenwürde, keine Menschenrechte, erst recht keine Liebe kennt, muss sie schmerzlich erfahren. Sie wehrt sich und tötet die ersten Männer.
Die Polizei will nicht wahrhaben, dass eine junge intelligente Frau zu so grausamen Morden fähig sei. Konsequent nutzt Martina ihre Chance aus dem Versagen der Ermittlungsorgane zur Flucht aus Deutschland. Martina freut sich auf Venedig und den Segeltörn mit den drei jungen Deutschen. Mit Venedig verbindet sie Freiheit, Glück und die ganz große Liebe. Doch die Männer nutzen ihre Schönheit und die Tatsache, dass sie von der Polizei gesucht wird, schamlos aus. Im geeigneten Moment zögert sie keine Sekunde und beseitigt die Männer gnadenlos. Nun aber sucht sie nicht nur die Polizei, sondern auch die Mafia, die sich für die skrupellose und hemmungslos mordende Frau interessiert. Vor die Wahl gestellt, an die Polizei ausgeliefert zu werden, schlüpft sie in die Identität der Schwester des Mafiabosses und wird die reiche und angesehene Magdalena Garibaldi Pieno. Eigentlich könnte sie sich ihrem Familienglück und ihren beiden Kindern widmen. Die neue Identität bewahrt sie auch vor dem Zugriff der Polizei. Doch die Gier nach Macht, Rache und neuen amourösen Abenteuern lässt die Frau nicht los. Aber soweit sind wir längst noch nicht. Der folgende Ausschnitt berichtet vom Beginn der ungewöhnlichen Karriere von Martina – in einem recht aufreizenden Outfit. Und dann geht es auch ziemlich schnell und heftig zur Sache:
„Das erste Mal
Der Bus hält. Mit weichen Knien steigt Martina aus. Das Gehen auf ihren hohen Stöckelschuhen macht ihr den Weg zu den Huren doppelt so lang. Sie hat das Gefühl, wie ein Artist auf einem Hochseil zu gehen. Sie hätte vorher das Laufen in diesen hohen Schuhen üben sollen. Fällt sie damit auf? Egal, sie muss da durch. Jetzt wird durchgestanden, was längst beschlossene Sache ist. Sie muss es tun. Jörg, das Schwein, vögelt Bea Wagner. Sie ist sich sicher, dass er fremdgeht. Dafür lässt sie sich eben mit zahlenden Männern ein.
Sie geht an zwei Huren im Minirock vorbei. Dabei tut sie, als sei sie nur zufällig hier auf dem Weg. Aus den Augenwinkeln heraus beobachten sie die Frauen argwöhnisch, sagen aber noch nichts. Hinter der dritten Frau bleibt sie mutig stehen.
Prompt hält ein großer schwarzer Wagen, direkt neben ihr. Ein Mann schaut aus dem Seitenfenster und fragt: „Kommt die hübsche Hure auch mit, wenn ich ihr ins Arschloch ficken will?“
Dass sie sofort als Hure angesprochen wird, tut jetzt doch weh. Verdammt, noch ist sie keine. Schon hat sie eine giftige Antwort auf der Zunge. Doch was tut sie wirklich? Betont geschäftsmäßig, ohne in diesem Moment zu begreifen, was der Mann überhaupt von ihr will, erwidert sie: „Kein Problem mein Süßer, doch das kostet extra!“
Der Mann im Auto: „Okay, für hundert Ficken in den Arsch, mit Gummi oder ohne?“
„Was für eine Frage? Für hundertfünfzig Euro auf die Hand, logisch nur mit Gummi, kannst du für eine volle Stunde alles mit mir machen. Okay?“, erwidert Martina und beugt sich zu ihm hinunter. Dabei verrutscht ihre Bluse und eine Brust fällt ganz aus dem Dekolleté. Etwas verlegen schiebt sie die entblößte Brust zurück an ihren Platz und lächelt dabei den Mann gewinnend an.
Der Mann beobachtet interessiert, wie sie gelassen die Brust erneut verpackt und sabbert schon geil: „Okay Baby, hundertfünfzig Euro mit Gummi. Los steig schon ein, du geiles Luder!“
Sie nickt und steigt schnell ein, denn die anderen Frauen schauen sie schon böse an.
Der Mann drückt ihr drei Fünfzigeuroscheine in die Hand und fährt los.
„Schiebe deinen Rock hoch und zeige mir deine blanke Fotze!“, fordert der Mann von ihr, wobei er seinen Wagen beschleunigt.
Soll er doch haben, was er sehen will. Sie hebt ihren kurzen Rock hoch und zieht dabei ihren String aus. Ohne Slip zeigt sie ihm ihre heute früh frisch rasierte Muschi.
„Oh, geil, du bist frisch rasiert!“, jubelt der Mann begeistert.
Martina betrachtet ihren ersten Freier. Er muss ein erfolgreicher Geschäftsmann sein, so um die vierzig. Sein betont gepflegtes Äußeres lässt sie das glauben.
Nach einer rasanten Fahrt durch die Stadt biegen sie auf einer Landstraße in einen Waldweg ab. Nach wenigen Metern ist die Fahrt zu Ende.
Im Wald wurden schon viele Frauenleichen gefunden, schießt es ihr durch den Kopf. Quatsch, der Bock will nur ficken. Ihr wird schon nichts passieren.
Der Wagen hält und er befiehlt: „Zieh dich ganz nackt aus. Ich will dich geiles Stück Fleisch erst einmal ganz betrachten!“
„Wie der Herr es wünscht“, erklärt sie betont geschäftsmäßig und steigt aus. Der Mann steigt auch aus dem Wagen und kommt auf sie zu. Martina baut sich breitbeinig vor ihm auf und hebt mit den Händen ihre Brüste.
„Los ausziehen, geiles Miststück!“, fordert er jetzt schon erregt.
Martina nickt und gehorcht. Sie braucht nur ihr Kleid auszuziehen, schon steht sie splitternackt auf ihren hohen Hackenschuhen vor dem Mann. Der Mann ist von ihrer Schönheit überwältigt. Erste Momente aufkommender Scham verfliegen bei ihr schlagartig, als sie den fassungslos gaffenden Mann vor sich sieht.
Kehren wir aus dem Waldstück zurück und erfreuen wir uns an dem noch immer schönen und goldenen Herbst und freuen wir uns auf die vielen schönen Bücher, die wir jetzt in der wieder etwas dunkleren Jahreszeit verköstigen dürfen – je nach literarischer Vorliebe. Viel Vergnügen beim Lesen, bleiben Sie weiter gesund und vorsichtig und bis demnächst.
Ach, ehe wir es vergessen: Ein Zelter, das ist … aber lesen Sie doch selbst.
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