Finanzen / Bilanzen

Kundenschnittstelle Bargeld – im Zweifel für den Wettbewerb

Der Rückgang der Bargeldnutzung beschleunigt sich aufgrund der Corona-Krise. Immer mehr Händler und Dienstleister bieten ihren Kunden unterschiedlichste unbare Zahlungsmöglichkeiten an. Diese werden von den Kunden angenommen.

Trotzdem gilt: Aufgrund der hohen Nachfrage der Kunden kommt kaum ein Händler daran vorbei, Barzahlung anzubieten. Dieser Zustand ist aber nicht in Stein gemeißelt.  

Das Bankengeschäft

Die Banken haben offensichtlich ein Interesse daran, Bargeld zurückzudrängen. Für sie ist Bargeld vorrangig ein Kostenfaktor. Wenn Kunden anstelle von Bargeld Kreditkarten nutzen, erzielen Banken zusätzliche Einnahmen. Hinzu kommt, dass Banken zunehmend ihr Filialnetz ausdünnen. Das trifft all die Kunden besonders hart, die vor Ort Bargeld einzahlen oder es ausgezahlt bekommen möchten. Wenn die Bargeldnutzung zurückgeht, werden Banken in Zukunft auch seltener mit Kundenwünschen nach Bargeld konfrontiert.    

Aber tun sich die Banken überhaupt damit einen Gefallen, wenn sie ihr Bargeldangebot und damit auch die Frequenz der Kundenkontakte reduzieren? Schließlich drängt die Konkurrenz in die Kundenschnittstellen. Die Big Techs (Amazon, Apple, Google, Facebook) sind alle mit eigenen Bezahlangeboten präsent. Sie haben bereits heute viel bessere Kundenkontakte als die Banken.

Es ist nur eine Frage der Zeit, bis sie dieses ausnutzen, um sich ein noch größeres Stück aus dem Privatkundengeschäft der Banken abzuschneiden. Dem können die Banken entgegenwirken, indem sie mit attraktiven Angeboten in der Fläche Präsenz zeigen. 

Der Handel

Was für die Banken gilt, gilt in noch stärkerem Ausmaß für den Handel. Zahlungsdaten eröffnen einen passgenauen Einblick in das Konsumverhalten von Kunden. Selbst wenn nicht die Warenkörbe übertragen werden, eröffnen die Daten neue Einblicke. Diese Einblicke müssen nicht zwangsläufig von den Big Techs selbst genutzt werden. Neue Konkurrenten können diese Daten ebenfalls nutzen.  

Wer einmal selbst Online Werbung geschaltet hat, weiß wie gut und genau sich diese auf Zielgruppen zuschneiden lässt. Bereits die Verknüpfung von Verbindungsdaten mit Geo-Daten eröffnet genaue Einblicke auf den Kunden. Wo hält sich der Kunde auf. Nutzt er ein vermeintlich teures IPhone oder ein preisgünstiges Android-Telefon? Wenn ich dann noch weiß, wann und für welchen Betrag der Kunde eingekauft oder Dienstleistungen in Anspruch genommen hat, kann ich ihm attraktive Angebote unterbreiten.   

Bargeld abschaffen?

Das Gerücht hält sich hartnäckig, dass die Parteien, die Zentralbanken oder Regierungen das Bargeld abschaffen wollen. Dafür gibt es – zumindest in Deutschland – keine Belege.

Ein Argument, dass immer fällt, ist die Bekämpfung von Kriminalität und Schattenwirtschaft. Nun ist es unüblich seinen schwarzarbeitenden Putzmann mit Bitcoins zu bezahlen. Bei Kriminellen haben sich Kryptowährungen und damit unbare Zahlungsmethoden aber längst etabliert.

Ein anderer Punkt, der sich in Zeiten von Niedrig- und Negativzinsen nicht entkräften lässt, ist die Wirksamkeit der Geldpolitik von Zentralbanken. Auf Bargeld werden keine Negativzinsen fällig. Das infolgedessen Staaten und Zentralbanken eine Abschaffung des Bargeldes anstreben, damit Negativzinsen ihre Wirkung entfalten können, ist dann aber doch recht weit hergeholt.

Regelmäßig machen sich Politiker dafür stark, dass unbare Zahlungsmittel in bestimmten Bereichen (zum Beispiel Berliner Flughafentaxen) angenommen werden müssen. Warum eigentlich?

Was tun?

Unbare Zahlungsmittel sind nicht auf politische Unterstützung angewiesen. Das ist beim Bargeld anders. Darum ist ein Recht auf Barzahlung notwendig.

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