#gipfelstürmer: Corona ist Zäsur für Einkauf, Logistik und SCM
„Austausch, Gemeinschaft und Weiterentwicklung stehen bei uns auch 2020 im Fokus der Verbandsarbeit. Da die Sicherheit aller Teilnehmenden für uns erste Priorität hat, haben wir uns in diesem Jahr für eine digitale Durchführung des BME-Symposiums entschieden. Damit wir den mehr als 1100 Teilnehmern eine stabile Leitung, einen reibungslosen technischen Ablauf und ein qualitativ hochwertiges Vortragserlebnis ermöglichen können, haben wir uns für eine virtuelle Veranstaltungs-Location entschieden. Die User dieser Event-Plattform brauchen sich nur mobil von ihrem Lieblingsplatz einloggen“, erläuterte Grobosch das diesjährige Konferenz-Konzept.
Der BME als Europas führender gemeinnütziger Fachverband für Supply Chain, Einkauf und Logistik habe „#gipfelstürmer“ zum zentralen Veranstaltungsmotto des diesjährigen Symposiums erklärt. Grobosch: „Dass Einkäufer wahre #gipfelstürmer sind, haben sie in den vergangenen Monaten einmal mehr bewiesen. Ihnen ist es seit Ausbruch der COVID-19-Pandemie erfolgreich gelungen, die Beschaffung von Rohstoffen und Produktionsmaterialien nicht abreißen zu lassen. Gleichzeitig haben sie durch ihr vorausschauendes Risiko- und Lieferantenmanagement eine dauerhafte Störung der globalen Supply Chains verhindert. Deshalb wird eine der zentralen Fragen des diesjährigen Symposiums digital sein, wie auch und gerade in Zeiten der Corona-Krise der Aufbau stressfester Lieferketten gelingen kann.“
Aktuelle Trends in Einkauf und Supply Chain Management aus Sicht des BME:
Konjunktur:
Die COVID-19-Pandemie hinterlässt deutliche Spuren in der deutschen Wirtschaft und trifft diese härter als noch im Frühjahr angenommen. Das wird bei einem Blick in das Herbstgutachten der fünf führenden Wirtschaftsforschungsinstitute klar. Darin revidieren die Konjunkturexperten von DIW, ifo, IfW, IWH und RWI ihre Prognose für 2020 und 2021 um jeweils gut einen Prozentpunkt nach unten.
Sie erwarten nun für dieses Jahr einen Rückgang des Bruttoinlandsproduktes um 5,4 Prozent (bislang -4,2 Prozent) und für 2021 einen Zuwachs um 4,7 Prozent (5,8 Prozent). 2022 dürfte die Wirtschaftsleistung dann um 2,7 Prozent zulegen.
Das Vorkrisenniveau der Wirtschaftsleistung wird voraussichtlich erst Ende 2021 erreicht. Die Wirtschaftsleistung liegt dann 2,5 Prozent unter dem Niveau, das ohne die Pandemie hätte erbracht werden können. Erst Ende 2022 dürfte die deutsche Wirtschaft wieder normal ausgelastet sein.
Das größte Risiko für die Prognose bleibt der ungewisse Pandemieverlauf. Die Institute nehmen an, dass die Infektionsschutzmaßnahmen im Verlauf des kommenden Sommerhalbjahrs soweit gedrosselt werden können, dass sie die ökonomische Aktivität nicht mehr nennenswert beeinträchtigen.
Rohstoffe:
Noch im Sommer schien es, dass die COVID-19-Pandemie den internationalen Rohstoffmärkten nichts anhaben könnte. Dort hellte sich die Stimmung quer über alle Warengruppen merklich auf. Nun schlägt das Virus zurück und spielt den Herbstblues.
Die zweite Corona-Welle ist an den Rohstoffmärkten angekommen – zumindest was die Stimmung und die Preisentwicklung angeht. Von Preisrückgängen waren nach Einschätzung von Marktbeobachtern in den vergangenen Wochen nicht nur die konjunktursensitiven Bereiche Energie und Industriemetalle betroffen, sondern auch die Edelmetalle. Bei Letzteren habe wohl die Aufwertung des US-Dollars den Ausschlag gegeben, während die restlichen Rohstoffmärkte eher von den Sorgen um einen nochmaligen Nachfrageeinbruch im Zuge der anrollenden zweiten Corona-Welle beeinflusst wurden.
Eine genaue Einschätzung der Lage ist zurzeit schwierig. Auf der einen Seite zieht die weltweite Industrieproduktion inzwischen schon wieder spürbar an und reicht fast an das Vor-Corona-Niveau an. Das bestätigt beispielsweise der IHS Markit/BME-Einkaufsmanagerindex (EMI) für das Verarbeitende Gewerbe in Deutschland, der seit Juli dieses Jahres wieder deutlich über der 50-Punkte-Wachstumsgrenze liegt. Auf der anderen Seite sind die Risiken für weitere wirtschaftliche Einschränkungen aufgrund der zweiten Corona-Welle in den vergangenen Wochen gestiegen.
Trotz dieser Unwägbarkeiten rechnen Analysten aber weiterhin damit, dass die Rohstoffpreise in den nächsten Monaten moderat zulegen werden. Die Kurse dürften auch durch die wieder Schwung aufnehmende chinesische Volkswirtschaft und den damit einsetzenden Rohstoffbedarf im Reich der Mitte befeuert werden. Die Experten erwarten zudem, dass die Volksrepublik schon bald wieder ihre Rolle als globale Konjunktur-Lokomotive spielen könnte.
Die genannten Prognosen gelten aber nur unter der Annahme, dass es weder zu länger anhaltenden Lockdowns noch zu einer weiteren globalen Rezession kommt. Klar ist angesichts der volatilen Märkte und dem unsicheren wirtschaftlichen Umfeld, dass sich die Abwärtsrisiken für die Rohstoffpreisentwicklung erhöht haben.
Logistik/Supply Chain Management:
Das lückenlose Managen von Risiken entlang der gesamten Lieferkette ist bisher nur in wenigen Unternehmen fest verankert. Häufig gibt es dort keine eigene Organisationseinheit für „Supply Chain Risk Management“ (SCRM). Mit Risiken beschäftigt man sich eher nebenbei – oder anscheinend gar nicht. Das sind zentrale Ergebnisse der gemeinsamen Online-Erhebung des BME und der Hochschule Fulda. Angesprochen wurden 214 Supply Chain Manager und Führungskräfte aus Industrie, Handel und Dienstleistung. Die Fragestellung lautete, welchen Stellenwert das SCRM in den Unternehmen des deutschsprachigen Raumes hat und welche Stärken, aber auch Schwächen bei dessen Implementierung sichtbar werden (mehr dazu entnehmen Sie bitte unserer BME-Pressemitteilung).
Fehlendes Material, Container unter Quarantäne, stark schwankende Nachfrage: Für Supply Chain Manager bedeutet die COVID-19-Pandemie eine immense Herausforderung. Die ungewöhnliche Situation der globalen Corona-Krise erfordert neue logistische Ansätze. Dabei zeigt sich als größtes Problem, dass Wertschöpfungsketten nicht mehr ineinandergreifen. Denn zum einen verändern sich Bestände unkontrolliert durch Produktionsstopps, andererseits entstehen Engpässe innerhalb der Supply Chains in Regionen, in denen die Pandemie versetzt eingetreten ist. Gleichzeitig kommt es teilweise zu starken Nachfrageinbrüchen oder einem sehr starken Anstieg der Nachfrage.
Mehrere im ersten Halbjahr 2020 durchgeführte BME-Mitglieder-Umfragen haben ergeben, dass die Bildung spezieller Task Forces unter Führung des SCM ein wirkungsvolles Instrument zur Krisenabwehr darstellen. Diese Sonderteams setzen sich analog zu den Unternehmensbereichen zusammen. Innerhalb dieser Einheit sollten Kollegen aus Vertrieb/Marketing, Logistik, Beschaffung, Produktion, Finanzen, Personal und IT alle wichtigen Informationen zu Kapazität, Losgrößen, Bestände, Workflow und Mitarbeitereinsatz bewerten und entscheiden.
BME:
Wie viele andere Unternehmen und Institutionen ist auch der BME von den negativen Auswirkungen der Corona-Krise betroffen. Mit Ausbruch der Pandemie im Frühjahr 2020 konnten keine Präsenzveranstaltungen mehr durchgeführt werden. Der BME hat darauf aber sehr schnell mit digitalen Angeboten für Mitglieder und Partner des Einkäuferverbandes reagiert.
Der Bereich International des BME musste sich Corona-bedingt ebenfalls neu aufstellen, konnte dennoch interessante Online-Events, Kooperationsprojekte und Initiativen starten. Dazu gehör(t)en unter anderem:
- AHK Industrial Suppliers Forum digital (19.11.20)
- Auf einer virtuellen Messe-Plattform können deutsche Einkäufer unter Führung von 13 AHKs die Ausstellungsstände von 130 Industriebetrieben aus insgesamt 16 europäischen Ländern besuchen. Der Bereich International des BME unterstützt das Pilotprojekt und beteiligt sich aktiv an Vorbereitung und Durchführung der Premierenveranstaltung.
- PubProc4EU: BME unterstützt grenzüberschreitende Beschaffung
- Mit „Open Public Procurement for Europe“ gehen Einkäuferverband und EU-Kommission gemeinsam neue Wege in der Zusammenarbeit zwischen öffentlichen Beschaffern und privaten Anbietern.
- Einkaufsinitiative Westbalkan erstmals mit digitalen B2B-Matchmakings
- 34 Einkäufer aus 28 deutschen Industrieunternehmen sprachen vom 8. bis 28. September mit 156 qualifizierten Lieferanten aus der Westbalkan-Region online über konkrete Geschäfts- und Kooperationsmöglichkeiten.
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