Auch Biomilch ist deutlich mehr wert
Gegenüber dem Wirtschaftsjahr 2018/2019 haben sich die Kosten für den allgemeinen Betriebs- und Materialaufwand insgesamt kaum verändert, die höchsten Ausgaben hatten die Biomilchviehbetriebe wie auch im Vorjahr für Futter, Abschreibungen, Energie sowie Unterhaltung von Gebäuden und Maschinen. Der Einkommensansatz für die Bio-Milchbauern und –bäuerinnen lag bei 24,53 Cent, er beruht auf den aktuellen landwirtschaftlichen Tarifen.
Die Einnahmen aus den Direktzahlungen und Zuschüssen (ohne sonstige Zahlungen aus den Agrarumweltmaßnahmen, aber mit der Bioprämie) betrugen 13,55 Cent pro Kilogramm. Der Auszahlungspreis für Biomilch betrug 2019/20 47,17 Cent und deckt damit nur 73 Prozent der Erzeugungskosten. Im Schnitt der letzten fünf Jahre lagen die Erzeugungskosten nach Abzug der Direktzahlungen und der Bioprämie bei 64,79 Cent pro Kilogramm und die Unterdeckung bei 26 Prozent. Mit dem Berichtsjahr 2020 wurde der Bio-MMI auf Basis der neuesten Daten zur wirtschaftlichen Lage der Biomilcherzeugungsbetriebe (Testbetriebsnetz) und zur Preisentwicklung bei den wichtigsten Betriebsmitteln (AMI, Destatis) berechnet. Das bisher veröffentlichte Trendergebnis vom Wirtschaftsjahr 2018/2019 verliert seine Gültigkeit.
64,13 Cent ist ein fairer Preis für Erzeuger/innen
Dass es Unterschiede in der Milchpreisauszahlung zwischen biologischer und konventioneller Milcherzeugung geben muss, ist klar. Der Aufwand und die Auflagen sind höher und der Ertrag niedriger. Um eine größere Zahl von Milcherzeugern/innen zu einer Umstellung zu motivieren, mussten die Molkereien vor einigen Jahren die Biozuschläge deutlich erhöhen. Seit dem Jahr 2012 halten sich die Biomilchpreise relativ konstant und schwanken im Bundesschnitt zwischen 47 und 49 Cent je Kilogramm. Auffallend war, dass der Biomilchpreis nicht den extremem Schwankungen des konventionellen Milchpreises gefolgt ist. Zurückzuführen ist dies auf den kontinuierlichen Anstieg der Nachfrage nach biologisch erzeugten Milchprodukten und dem Fakt, dass mit 47 Cent pro Kilogramm Biomilch offensichtlich die Grenzerlöse erreicht sind. Ab da ist eine Biomilchproduktion unmöglich, die Bäuerinnen und Bauern würden sonst wieder auf konventionelle Milchproduktion umstellen. Aber ist der Biomilchpreis auch ein fairer Milchpreis? Diese Frage beschäftigt auch die MEG Milch Board, und sie lässt deshalb die Biomilcherzeugungskosten in regelmäßigen Abständen auf wissenschaftlicher Basis berechnen.
64,13 Cent je Liter Bio-Milch müssten die Erzeuger/innen erhalten, wenn alle Kosten eingerechnet werden würden. Die Molkereien zahlen im Bundesschnitt aktuell aber nur 47,17 Cent aus. Die Unterdeckung beträgt 27 Prozent oder knapp 17 Cent. Viel Geld, welches auf den Betrieben fehlt, um in eine nachhaltigere und umweltfreundlichere Milchproduktion zu investieren.
Frank Lenz, der 1. Vorsitzende der MEG Milch Board, stellt dazu fest. „Es ist klar, dass die meisten Produkte, unter anderem auch Biomilchprodukte in Deutschland viel zu billig sind und dass eine nachhaltige und sozial verträgliche Biomilchproduktion einen höheren Milchpreis für die Produzenten voraussetzt.“
Die MEG Milch Board w. V. ist die im Jahre 2007 gegründete Erzeugerorganisation der Milchbauern in der Bundesrepublik. Grundlage ist das Agrarmarktstrukturgesetz (AgrarMSG), welches in wesentlichen Teilen Eingang in die Satzung gefunden hat. Staatlich genehmigt wurde die Gemeinschaft von der Bayerischen Landesanstalt für Landwirtschaft (LfL).
Aufgabe der Erzeugerorganisation ist unter anderem die Aufstellung von Verkaufs- und Vermarktungsregeln für die Mitglieder. Ziel ist es, die Bündelung der Milchbauern weiter voranzutreiben, um diesen den Zugang zum Wettbewerb innerhalb der Lebensmittelkette zu ermöglichen. Unterstützung erfährt dieses wichtige Vorhaben durch das Bundeskartellamt (Sektorbericht Milch), die Europäische Kommission, den Rechnungshof der Europäischen Union und viele andere Organisationen. Alle befürworten die Bündelung der Milchbauern, damit diese einen die Produktionskosten deckenden Rohmilchpreis und damit ein angemessenes Einkommen erzielen können.
Besondere Satzungsaufgabe ist die Ermittlung der Produktionskosten unter Einbeziehung eines plausiblen Einkommensansatzes und unter Berücksichtigung des eingesetzten Kapitals für Boden und Pacht.
Die MEG Milch Board w. V. stellt somit ein wichtiges Instrument dar, um die Milchbauern aus der Umklammerung von privaten und genossenschaftlich organisierten Molkereien zu lösen. Letztere haben es bis heute nicht vermocht, die Wertschöpfung aus dem gelieferten Rohstoff an die Erzeuger weiterzugeben. Folge sind unzureichende Einkommen der Landwirte. Da insbesondere die Produktionskosten in den letzten Jahren exorbitant angestiegen sind, der Rohmilchpreis aber eher stagnierte, ist es zentrales Anliegen der MEG Milch Board w. V., den Milchbauern die wichtige Teilnahme am Markt zu eröffnen.
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