Zentralbanken bestimmen Inflation und somit die Optionen der Anleihe-Investoren
- · Inflationsgebundene Anleihen bieten beste Lösung bei höherer Inflation
- · Zentralbanken lassen eher höhere Inflation zu als zu restriktiven Maßnahmen zu greifen
- · Pandemie-Folgen könnten letztlich den lang erwarteten Inflationsanstieg auslösen
Zum ersten Mal seit vielen Jahren könnte die Welt an der Schwelle zu einem nachhaltigen Inflationsanstieg stehen. Die Auswirkungen der Corona-Pandemie in Verbindung mit zunehmenden inflationären Tendenzen und einem starken Geldmengenwachstum könnten die Inflation auf ein Niveau treiben, das seit der Weltfinanzkrise nicht mehr erreicht wurde. Wie sollten Fixed-Income-Investoren reagieren, wenn 2021 erneut eine hohe Inflation auftritt?
Wie Investoren reagieren, sollte weitgehend davon abhängen, ob die Zentralbanken eine höhere Inflation zulassen oder gegen sie offensiv mit restriktiven geldpolitischen Maßnahmen vorgehen, sagt NN Investment Partners (NN IP). NN IP hält das erste Szenario für das wahrscheinlichste.
Sollte die Inflation die Erwartungen übertreffen, dürften sich Nominal-Staatsanleihen schlecht entwickeln. Inflationsgebundene Staatsanleihen sind eine bessere Fixed-Income-Alternative, da der Kupon und die Kapitalrückzahlung an einen nationalen (oder Eurozonen-) Inflationsindex gebunden sind.
Inflationsindexierten Anleihen („Linkers“) werden besonders gut abschneiden, wenn die Zentralbanken die Leitzinsen unverändert auf niedrigem Niveau belassen, was den Anstieg der Realrenditen wahrscheinlich bremsen wird. Inflationsgebundene Anleihen werden weiterhin besser abschneiden als Nominalanleihen, sollte die Zentralbanken die Zinsen erhöhen. Die Gesamtrendite könnte jedoch durchaus negativ sein. In diesem Umfeld ist Liquidität die beste Fixed-Income-Alternative.
Jaco Rouw, Senior Portfolio Manager Fixed Income, NN Investment Partners, kommentiert: „Viele Investoren machen sich Sorgen darüber, was passieren wird, wenn die Bedrohung durch das Corona-Virus abnimmt und die wirtschaftliche Erholung in vollem Gange ist, unterstützt durch massive Lockerungen der Zentralbanken und der Finanzpolitiker. Eine wiederauflebende Inflation ist keineswegs gewiss, aber die Corona-Krise könnte durchaus zu ihrer Wiederkehr beitragen.
Erstens: Wenngleich die Globalisierung in den vergangenen 30 Jahren eine wichtige Rolle bei der Desinflation spielte, war dies bereits im letzten Jahrzehnt ins Stocken geraten. Die Pandemie könnte die Situation völlig umkehren, da sie die Anfälligkeit der internationalen Lieferketten offenbart. Dies wiederum führt zu mehr Produktionsrückverlagerung, was die Position der Arbeitnehmer in den westlichen Volkswirtschaften stärken und die Löhne nach oben drücken wird.
Zweitens: Die fiskal- und geldpolitische Reaktion auf die Corona-Krise erfolgte rechtzeitig, umfassend und insgesamt koordiniert. Während nach der globalen Finanzkrise der Kauf von Assets durch die Zentralbanken innerhalb des Bankensystems verblieb, werden die derzeitigen geldpolitischen Maßnahmen breitere Geldmengenaggregate durch direkte Finanzspritzen erhöhen. Diese Maßnahmen sind für die Realwirtschaft von größerer Bedeutung.
In einem solchen Umfeld sehen wir jetzt eine hohe Wahrscheinlichkeit, dass die Inflation auf den höchsten Stand seit der Weltfinanzkrise steigen wird.“
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*Stand: 30. September 2020
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