Digitalität ist eine kulturelle Gestaltungsaufgabe
Digitale Räume eröffnen Kindern und Jugendlichen unzählige Möglichkeiten, sich auszudrücken und zu positionieren. Zugleich werden diese Räume vielfach von Algorithmen gesteuert, von kommerziellen Interessen dominiert und als Plattform für Radikalisierung genutzt. Sowohl die Potenziale als auch die Risiken der Digitalisierung bedürfen gesellschaftlicher Antworten und pädagogischer Aufmerksamkeit. Künstlerische Fähigkeiten wie das Inszenieren, Interpretieren, Erzählen und Hinterfragen von Geschichten, ebenso wie die Fähigkeit, Informationen und Mechanismen kritisch bewerten zu können, sind elementare Grundlagen, um gestalterisch mit digitalen Techniken umgehen zu können. Darauf weist die BKJ in einem neuen Positionspapier hin und hebt die zentrale Rolle der Kulturellen Bildung für ein gelingendes Aufwachsen in der digitalen Gesellschaft hervor.
„Digitalität ist selbstverständlicher Teil jugendlicher Lebenswelten und unserer Gesellschaft. Eine kulturelle Bildungspraxis, die dieser Tatsache gerecht wird, greift neu entstehende Praxen und Ausdrucksformen auf und integriert sie in ihre Angebote. Aufgabe von Kultureller Bildung ist es, für kommerzielle Mechanismen zu sensibilisieren und Kinder und Jugendliche darin zu unterstützen, Digitalität selbstbestimmend zu gestalten und zu nutzen. Das sind entscheidende Faktoren für Bildung und Teilhabe. Politik ist gefordert, diesen Zusammenhang stärker zu berücksichtigen und zu fördern.“ Prof.in Dr.in Susanne Keuchel, Vorsitzende der BKJ
Nicht erst seit Beginn der Corona-Pandemie betont das bundesweite Netzwerk der Träger Kultureller Bildung die Relevanz der kulturellen Medienbildung als Querschnittsaufgabe und hat in vielen Bereichen bereits entsprechende digitale und digital-analoge Angebote entwickelt. Daran gilt es nach Ansicht der BKJ anzuknüpfen und die digitale Professionalisierung von Jugendarbeit und Kultureller Bildungspraxis systematisch und experimentierfreudig weiterzuentwickeln. Das Handlungsfeld muss in die Lage versetzt werden, in allen Sparten und spartenübergreifend neue vernetzte und digital-analoge Formate mit Kindern und Jugendlichen experimentell zu entwickeln und ergebnisoffen zu erproben. Dazu braucht es eine breit aufgestellte Digitalallianz für eine nachhaltig abgesicherte fachliche, politische und finanzielle Unterstützung.
In Ergänzung zum DigitalPakt Schule fordert die BKJ deshalb einen Digitalpakt 2.0 – Kultur.Jugend.Gerecht, der den Auf- und Ausbau von öffentlich geförderten Programmen, Konzepten und Projekten ermöglicht und die Vernetzung unterschiedlicher Akteur*innen für eine moderne Bildungspraxis im digitalen Zeitalter unterstützt. Eine Programmatik und konkrete Umsetzungsschritte für einen „Digitalpakt 2.0“ und damit für einen kind- und jugendgerechten digitalen Wandel sollen daher bei einem Zukunftslabor der BKJ am 15. und 16. Dezember 2020 fundiert werden.
Ausführlich legt die BKJ ihre Sicht auf die digitale Transformation und deren Auswirkungen auf Jugend und Kulturelle Bildung in ihrem neuen Positionspapier „Digitalität gestalten. Jugendgerechte Kulturelle Bildung in der digitalen Gesellschaft“ dar. Darin verpflichtet sie sich u. a., der digitalen Spaltung und sozialen Ungleichheit im Netz entgegenzuwirken. Außerdem formuliert sie weitere Handlungsempfehlungen an die Politik.
Die Bundesvereinigung Kulturelle Kinder- und Jugendbildung e. V. (BKJ) ist der Dachverband der kulturellen Kinder- und Jugendbildung in Deutschland. Sie ist ein Zusammenschluss von 55 bundesweit agierenden schulischen und außerschulischen Institutionen, Fachverbänden und Landesdachorganisationen der Kulturellen Bildung. Die Mitgliedsorganisationen repräsentieren die unterschiedlichen Künste, Kultursparten und kulturpädagogischen Handlungsfelder. Ihr Ziel ist die Weiterentwicklung und Förderung der Kulturellen Bildung: gesellschaftlich sensibel, nachhaltig, möglichst für jeden Menschen zugänglich, von Anfang an und ein Leben lang.
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