Energie- / Umwelttechnik

Wild West-Manier beim Wolfsmanagement in Niedersachsen

In der Nacht zum Donnerstag wurde eine Fähe des Herzlaker Rudels abgeschossen, wie das Umweltministerium gestern mitteilte. Wie Minister Lies gestern Abend öffentlich darlegte, lag anscheinend eine Abschussgenehmigung für den Rüden des Rudels vor. Nun wurde jedoch die Fähe geschossen.

„Wir sind hier nicht im Wilden Westen, wo nach Gutdünken Wölfe abgeschossen werden, bis man den richtigen Wolf irgendwann trifft. Diesen Eindruck erweckt jedoch das Umweltministerium, indem es geheime Abschusslisten von Wölfen führt. Wir fordern das Umweltministerium auf, die Abschussgenehmigungen endlich öffentlich zu machen und transparent darzulegen, weshalb einzelne Wölfe entnommen werden sollen“, fordert Dr. Buschmann, Landesvorsitzender des NABU Niedersachsen.

Der Wolf ist durch internationale und nationale Gesetze streng geschützt. In der Europäischen Union unterliegt er den Anhängen II, IV und V der Fauna-Flora-Habitat-Richtlinie. Auf Bundesebene ist der Wolf durch das Bundesnaturschutzgesetz streng geschützt. Er hat damit den höchstmöglichen Schutzstatus.

„Wir wissen nicht, wie dieser Abschuss sich auf die Rudelstruktur auswirken wird, denn ein Elternpaar bleibt meist lebenslang zusammen und besetzt gemeinsam ein Revier. Darin dulden sie außer ihrem eigenen Nachwuchs keine anderen Wölfe. Sollte es sich um die Leitwölfin gehandelt haben, so war sie zu dieser Jahreszeit vermutlich trächtig. An dieser Stelle wird es nun tierschutzrechtlich schwierig“, so Dr. Buschmann weiter.

Der NABU Niedersachsen fordert das Umweltministerium weiterhin auf, vermehrt auf Herdenschutzmaßnahmen statt auf Wolfsabschuss zu setzen. An flächendeckendem, fachgerechtem Herdenschutz in Wolfsgebieten führt kein Weg vorbei.

Hintergrundinformationen Projekt „Herdenschutz Niedersachsen“

Ein Nebeneinander von Mensch und Wolf ist möglich. Konflikte zwischen Wolf und Weidetierhalter können entschärft werden. Das zeigen Projekte wie „Herdenschutz Niedersachsen“. Es hat sich zur Aufgabe gemacht, für die Umsetzung von wirkungsvollen Herdenschutzmaßnahmen ein Netzwerk aufzubauen. Weidetierhalter*innen erhalten professionelle Unterstützung: Ob Vor-Ort-Beratung, praktische Unterstützung beim Bau wolfsabweisender Zäune mit geschulten Ehrenamtlichen, wertvolle Netzwerkarbeit oder Wissenstransfer. Ziel ist dabei die Erhaltung von Beweidung bei Wolfspräsenz. Das setzt die flächendeckende fachgerechte Anwendung entsprechender Maßnahmen voraus. 2017 vom NABU Niedersachsen ins Leben gerufen, beteiligt sich seit 2021 sich auch der WWF daran. Das Niedersächsische Umweltministerium sowie die Deutsche Postcode Lotterie beteiligen sich an der Kofinanzierung. Weitere Informationen unter: www.herdenschutz-niedersachsen.de

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