Lockdown steigert Online-Musiknutzung und verdeutlicht die zwingende Notwendigkeit belastbarer Rahmenbedingungen im digitalen Raum
Die erhebliche Dynamik im Streaming-Bereich hat das Digitalgeschäft 2020 insgesamt um 20,3 Prozent wachsen lassen, die Umsätze mit physischen Tonträgern haben um 11,7 % deutlich nachgegeben, abgemildert durch den Erfolg der Schallplatte.
Dr. Florian Drücke, Vorstandsvorsitzender des BVMI: „Es bestätigt sich, was sich schon im Sommer abgezeichnet hat: Die gute Digitalaufstellung unserer Mitgliedsfirmen über die vergangenen Jahre führt dazu, dass unsere Branche am Gesamtumsatz gemessen aktuell gut durch die Krise kommt – mehr noch, durch die pandemiebedingten Einschränkungen des öffentlichen Lebens haben sich die Fans nolens volens zunehmend im digitalen Raum mit Musik versorgt, was uns ein Gesamtwachstum von 9 Prozent beschert hat. Das ist ohne jeden Zweifel erstmal eine sehr gute Nachricht. Sie darf jedoch über zwei Dinge keinesfalls hinwegtäuschen: Zum einen sind die Künstler:innen und unsere Schwesterbranchen, allen voran das Live-Geschäft, bekanntlich in dramatischem Ausmaß von den Lockdowns betroffen und die Spätfolgen der Konzertausfälle innerhalb unserer eng verzahnten Branchenwelt noch nicht absehbar.“
Drücke weiter: „Zum anderen bedeutet der zunehmende Digitalanteil von derzeit 71,5 Prozent zwingend auch eine deutlich zunehmende Dringlichkeit hinsichtlich belastbarer Rahmenbedingungen im Netz. Ebenso wichtig ist für uns ein besseres Verständnis des digitalen Spielfelds, das die wirtschaftlichen Realitäten unserer Branche nicht ausblendet! Die deutsche Umsetzung der Urheberrechtsrichtlinie darf nicht dazu führen, dass die filigrane Lizenzarchitektur für Musikfirmen und Künstler:innen beschädigt wird – denn der europäische Kompromiss will das Gegenteil: Kreative und ihre Partner sollen besser an den Umsätzen von User-Upload-Plattformen wie YouTube partizipieren. Video-Streaming gehört zu den beliebtesten Online-Nutzungswegen, trägt aber noch nicht einmal 4 Prozent zum Gesamtumsatz in Deutschland bei! Gerade in dem schnellen und wettbewerbsintensiven Umfeld darf der Gesetzgeber das nicht vergessen. Letztlich stellt sich bei der Ausgestaltung des Rechtsrahmens in Deutschland dieselbe Frage wie bei der Bekämpfung der Pandemiefolgen, nämlich: Welchen Wert hat die Kultur- und Kreativwirtschaft in unserem Land?"
[1] Umsatz bewertet zu Endverbraucherpreisen inkl. Mehrwertsteuer
Der Bundesverband Musikindustrie (BVMI) vertritt die Interessen von rund 200 Tonträgerherstellern und Musikunternehmen, die mehr als 80 Prozent des deutschen Musikmarkts repräsentieren. Der Verband setzt sich für die Anliegen der Musikindustrie in der deutschen und europäischen Politik ein und dient der Öffentlichkeit als zentraler Ansprechpartner zur Musikbranche. Neben der Ermittlung und Veröffentlichung von Marktstatistiken gehören branchennahe Dienstleistungen zum Portfolio des BVMI. Seit 1975 zeichnet er die erfolgreichsten Künstler:innen in Deutschland mit GOLD und PLATIN aus, seit 2014 auch mit DIAMOND und seit 1977 werden die Offiziellen Deutschen Charts im Auftrag des BVMI erhoben. Zur Orientierung der Verbraucher bei der Nutzung von Musik im Internet wurde 2013 die Initiative PLAYFAIR ins Leben gerufen.
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