Essen & Trinken

Was der Frechling zum Tag der gesunden Ernährung sagt

Frechling spricht:

"Mensch – der du dich selbst betrügst. Dich jeden Tag aufs Neue belügst!
Die Gurke hier soll Buße bringen? Du willst dem Gemüsegott ein Loblied singen?
Was glaubst Du – war das Stück Torte eben gesund? Gierig stecktest du es in deinen Schlund!
Die Finger hast du dir noch abgeschleckt und Sahne aus deinem Mundwinkel geleckt.
Kopfschüttelnd schaue ich mir das an seit einem Jahr. So wird das nichts, ich hoffe dir ist das klar!
Du willst dich gesund ernähren, Zucker, Fetten den Rücken kehren. Es schadet dir sicher nicht – bei deinem extremen Übergewicht! Nicht einmal zwei Stunden hast du dir zugemutet! Mit Cola und Bier deinen Bauch geflutet. 
Das Wasser in den Beinen ist ja krankheitsbedingt. Auch das der Kopf schmerzt, das Gedächtnis etwas hinkt. Die Augen werden immer schlechter, von den Anti-Doktor-Bewegungen bist du ein Verfechter. Du glaubst ganz fest daran, dass man sich gesundes Essen nicht leisten kann. Der Burger mit der Fritte hier, der passt doch eh viel besser zu dir. Und den Menschen um dich rum ist es egal, ob du bist wie eine Gazelle oder strandest nach einer Welle wie ein Wal.
Komm, ich mach mit dir einen Einkauf. Vielleicht kommst du ja drauf!
Das Päckchen Suppe kostet knapp 50 Groschen. Für das Geld hat man sich früher gedroschen.
Heute ist es so viel mehr wert, vor allem, wenn du kannst bedienen den Herd.
Da steht: Reicht für drei Teller. Satt wird man davon nicht- der Hunger kommt schneller.
Zu deinem Familien – Clan, gehören auch die vier Kinder, die Oma und dein Mann.
Also einen Euro bist auf jeden Fall los. Hier wäre das Geschrei aber noch sehr groß!
Braucht doch der liebe Ehemann zu seinem Glück, Fleisch auf dem Teller, ein gewaltiges Stück!
Natürlich willst du nicht so weit laufen – dann musst du es halt überteuert kaufen. Bewegung ist nicht gut für dich, alles klar- ich verstehe dich.
Denk ich zurück, was du hast gesagt: Weil wir es uns nicht leisten können haben wir dem gesunden Zeug entsagt.
Da ist eine Portion Fleisch, für acht Euro und eine Person, fast schon so etwas wie urkomischer Hohn.
Nun hast du hier in dieser Tasche, Lebensmittel für wieviel Euro? Moneten? Asche?
Um sicher zu gehen hast du noch zwei Päckchen Suppe dazu gelegt. Mit erstaunlichem Automatismus alles aufs Band gefegt.
Dazu gesellen sich auch: Schokolade, Chips und, so ist es Brauch,
Tabak, Filter, das Sixpack Bier. Achselzuckend blickst du zu mir:
Na, ja- nun sind wir schon hier. Ich kann kaum noch stehen, geschweige denn gehen. Sicher mach ich mich morgen nicht nochmal auf den Weg hier hin.  Darum pack ich alles gleich ein- macht doch Sinn.“
Die Kinder stürmen uns schon entgegen, wollen sich am liebsten in ein Schokobett legen. Noch vor dem Abendbrot wird die Süßigkeit gegessen. Und dabei nicht ein einziges Stückchen vergessen.
Du kochst nun diese Nudelsuppe mit Wasser und der Tüte. Oh du, meine Güte.
Gerade ein Schöpfer konntest du pro Person in die Teller lehren, na wenigstens kann sich dein Mann nicht beschweren.
Ich bin nun so frei und mach dir eine Rechnung auf.
Und hoffe, du schaust da mal drauf.
Sechs Euro ist wirklich Geld. Dafür arbeiten Menschen oft Wochen im Feld.
Was genau hast du eigentlich gekauft damit? In den Hintern bekommen solltest du einen Tritt!
Fleisch für den Gatten und Brühe mit Einlage für die kleinen Ratten, die erst so viel Hunger hatten, gute Mutter, du hast ihn gestillt, zumindest warst du gewillt Aber warum gabst du ihnen nicht gleich ein Stück Butter?
Du wirst sehen, es wird keine Stunde vergehen, da stehen sie hier und betteln dich an um Essen. Uups, und wieder den Vorsatz vergessen.
Geht es doch schnell, die Pizza in den Ofen zu schieben.
Das bedeutet also, die Kinder von Herzen lieben. Wie sehr du doch einen Blick auf ihre Gesundheit riskierst, du willst schließlich nicht, dass ihnen etwas passiert. Ich spreche extra mit dieser Ironie zu dir. Aber du bist gerade faul auf dem Sofa und zeigst deinen Frust auch mir.
Oh, ja. Dicke haben es oft nicht leicht im Leben. Müssen sie sich doch tatsächlich auch bewegen. Sie sind den Blicken anderer ausgesetzt. Oftmals werden sie verbal verletzt. Doch anstatt sich damit auf Kurs zu bringen, zu erkennen, ein Umdenken führt dazu, zu gewinnen!
Stattdessen wird einfach weiter gegessen.
Ich schweife ab, will deinen Einkauf analysieren, dafür musste ich nicht mal studieren! Ich sah, setzte ne Memo an mich und halte hier fest: Das funktioniert so nicht.
Hättest du ein Bund Suppengrün gekauft, dazu ein Suppenhuhn, acht Liter Wasser drauf. Etwas Salz und Pfeffer dazu, hättest Du bis morgen deine Ruh‘.
Ich sag mal so. Das Huhn mit vier, zwei kostet das Gemüse hier, Wasser und Salz kaum der Rede wert, öfter mal selber kochen- gar nicht verkehrt.
Und das beste daran: Wie man dabei zusehen kann. Ohne Zusatz und frisch gemacht, hast du darüber mal nachgedacht? Schwierige Wörter, die man auf eine Fertigpackung druckt, schon mal gekuckt, was das alles ist?  Ungesundes Würzallerlei, Ekelprodukte der E-Reihe – lass sein!
Du hast dich selbst k.o geschlagen und musst nun diese gesundheitlichen Folgen tragen.
Dazu noch recht uneinsichtig und faul, gar nicht gut.
Mich packt dabei oft die Wut.
Wenn du deinen Körper willst zerstören, tu wenigstens der Kinder zu Liebe auf dein Gewissen hören!
Jetzt ist aber Schluss mit der Rede von mir.
Ich appelliere an dich und rate dir:
Nimm diesen Tag heute als Neuanfang in deinem Leben.
Das kann dir noch ein paar mehr schöne Jahre geben.
Auch deine Familie wird profitieren.
Das gebe ich dir schriftlich, wo muss ich quittieren."
 ©Silvia Siebler-Ferry, Geschäftsführung Angelnova Verlag
Spontanes Gedicht zum Tag der Ernährung am 07.03.2021
 

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Die Gründerin Silvia Siebler-Ferry und ihre Geschäftspartnerin, Mandy Meffert, leiten ein vielseitiges Team von Illustratoren, Coverdesignern, Lektoren und Übersetzern.

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