Bildung & Karriere

Wissenschaft braucht internationale Kooperationen und keine nationalen Alleingänge

Der Deutsche Hochschulverband (DHV) hat die Bedeutung internationaler Zusammenarbeit für die Wissenschaft auch unter den erschwerten Rahmenbedingungen der Covid-19-Pandemie und des Brexits hervorgehoben. "Der Wettbewerb um die besten Köpfe findet global statt und lebt vom Dialog und freien Fluss der Ideen über Disziplinen, Grenzen und Nationen hinweg", erklärte Professor Dr. Bernhard Kempen, Präsident des DHV sowie Direktor des Instituts für Völkerrecht und ausländisches öffentliches Recht der Universität zu Köln. "Darüber hinaus ist dieser grenzüberschreitende Dialog auch für das Bild Deutschlands in der Welt als Kultur- und Wissenschaftsnation von besonderer Bedeutung." Gerade die zügige Erforschung von SARS-CoV2, die Hoffnung auf ein baldiges Ende der Pandemie durch wirksame Behandlungsmethoden oder die rasche Entwicklung von Impfstoffen sei "die Frucht zahlloser Austausch- und Gastwissenschaftler-Programme, internationaler Konferenzen und Universitätskooperationen, die no
twendiges grenzüberschreitendes Vertrauen befördert haben, das sich jetzt auszahlt". Was sich in der Wissenschaft bewährt habe, gelte auch für die Politik: "Weltumspannende Herausforderungen lassen sich nur gemeinsam lösen. Die Politik muss Brücken für die Wissenschaft bauen, nur dann kann die Wissenschaft auch Brücken für die Politik bauen", so Kempen weiter.

Der DHV-Präsident forderte, die grenzüberschreitende Mobilität von Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftlern sowie Studierenden auch und erst recht während der Covid-19-Pandemie so weit wie irgend möglich aufrechtzuerhalten. Solange eine Test- und Quarantänepflicht für Personen bestehe, die aus Risikogebieten einreisen, spreche nichts dagegen, Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftlern sowie Studierenden auch aus Nicht-EU-Ländern einen Studien- und Forschungsaufenthalt zu ermöglichen. "In zweifellos schwierigen Zeiten wird dies die Weltoffenheit Deutschlands und seine Wettbewerbsfähigkeit als Wissenschafts- und Wirtschaftsstandort unterstreichen, ohne den notwendigen Infektionsschutz zu gefährden", ergänzte Kempen.

Angesichts der engen Vernetzung britischer Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler mit Kolleginnen und Kollegen aus den Mitgliedstaaten der EU, insbesondere aus Deutschland, bleibe es für den DHV auch nach dem Brexit im Interesse der europäischen Wissenschaft und sowohl für die EU als auch für Großbritannien sinnvoll und vorteilhaft, den bislang florierenden Austausch unvermindert und ohne allzu große Reibungsverluste fortzuführen. "Ohne eine weitere enge Zusammenarbeit Großbritanniens mit dem europäischen Hochschul- und Forschungsraum wird Europa als Ganzes verlieren. Die europäischen Hochschulen brauchen einander, um sich im Wettbewerb mit anderen Wissenschaftsregionen wie Nordamerika und Ost- wie Südostasien zu behaupten", betone Kempen. Die enge deutsch-britische Partnerschaft müsse auch nach dem Brexit bestehen bleiben. Dass sich Großbritannien weiterhin am Forschungsförderprogramm "Horizon Europe" beteiligen wolle, biete einen willkommenen Anknüpfungspunkt. Ernüchternd
bleibe aber, dass sich Großbritannien nach mehr als 30 erfolgreichen Jahren vom Mobilitätsprogramm "Erasmus+" verabschiedet hat. "Dies ist ein schwerer Verlust, den es mittelfristig zu revidieren oder wenigstens zu kompensieren gilt", so Kempen.

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