Kindernotfälle im Fokus – systematisches Training für Rettungshelfer
Das kritisch kranke Kind steht im Mittelpunkt der diesjährigen Rhein-Neckar-Pädiatrietage, dabei geht es um medizinische Notfälle im Kindesalter. Was können Sie zu den Schwerpunkten des Kongresses sagen?
Prof. Schaible: Wir haben praxisrelevante Themen aus allen Altersgruppen und häufige interdisziplinäre Szenarien ausgesucht, von denen wir hoffen, dass sie uns beim Lernen und Reflektieren Kindernotfällen wirksam unterstützen. So möchten wir zum Beispiel schon das optimale präklinische Vorgehen bei Notfällen in der Praxis und im Rettungsdienst aufzeigen.
Welches Thema liegt Ihnen dabei besonders am Herzen?
Prof. Schaible: Mir geht es besonders um die Weitergabe des Wissens von Spezialisten an unsere jungen Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter, an Pflegekräfte und an das beteiligte Personal in einem Krankenhaus und anderen medizinischen Einrichtungen, welches mit potentiell kritisch kranken Kindern in Kontakt kommt.
Häufig ist ja bei den medizinischen Notfällen vom ABCDE-Schema die Rede. Was ist damit gemeint? Und vor allem, was ist das Besondere bei Notfällen im Kindesalter?
Prof. Schaible: Das ABCDE-Schema heißt: A wie Airway (Atemweg), B wie Breathing (Beatmung), C wie Circulation oder Kreislauf, D wie Disability (neurologischer Zustand) und E wie Environment (Umgebung). Und das Besondere ist: Je kleiner ein Patient, umso größer und anspruchsvoller ist es, das passende technische Equipment einzusetzen, und es kommt auch auf das handwerkliche Geschick des Anwenders an. Deshalb ist ein systematisches Training nach dem ABCDE-Schema, angepasst an Kinder, erforderlich. Zum adäquaten Umgang mit den kleinen Patienten gehört auch die Einschätzung der Entwicklung in den unterschiedlichen Altersstufen – eine Beurteilung von großer Bedeutung, um altersentsprechende therapeutische Maßnahmen einzuleiten.
Sind alle Ärzte genügend qualifiziert für solche Notfälle? Auch die anderen Rettungskräfte? Gibt es genügend spezialisierte Zentren? Welche Probleme gibt es?
Prof. Schaible: In der Regel kommen in Notfällen die Rettungskräfte mit Patienten ab dem Schulalter gut zurecht. Aber für Neugeborene und Säuglinge sowie für Kleinkinder braucht es spezielle Schulungen und gezieltes Wissen. Und selbst auch Kinderärzte müssen immer wieder üben, um sicher handeln und entscheiden zu können. Gerade weil kritische Notfälle nicht so häufig sind und kleine Fehler einen großen nachteiligen Effekt haben können.
Können Sie einen Fall aus der Praxis schildern, bei dem es entscheidend war, dass der Arzt eben genau das Spezifische des Kindes beachtet?
Prof. Schaible: Ein so genannter Klassiker ist der hochfiebernde Säugling, der sich im Bewusstsein rasch verändern oder gar einen Krampfanfall bekommen kann. Hier kommt es darauf an, auch einfache Dinge, wie die Gabe eines Fieberzäpfchens, eines rectalen Antikonvulsivum und natürlich möglichst rascher Flüssigkeitszufuhr zu veranlassen. Je jünger das Kind, umso rascher sollte eine intravenöse oder ossäre Volumengabe – also in den Unterschenkelknochen – erfolgen.
Können auch Eltern oder andere Laien etwas tun in Notfällen bei Kindern? Was empfehlen Sie?
Prof. Schaible: Neben der kleinen Hausapotheke für Kinder mit Fieberzäpfchen und Nasentropfen sollten Eltern tatsächlich über die Prävention von Notfällen Bescheid wissen. Dazu gehören die Vermeidung des plötzlichen Kindstodes, Gefahr des Schütteltraumas, Vermeidung von Haushaltsunfällen. Deshalb empfehlen wir allen Eltern einen Erste-Hilfe-Kurs für Kinder.
Herzlichen Dank für das Interview!
Alle Informationen mit dem kompletten Programm der Rhein-Neckar-Pädiatrietage 2021 stehen auf der Tagungshomepage www.rn-paediatrietage.de zur Verfügung.
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