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Corona in der Ernährungswirtschaft

Ein Jahr Corona – die Marketinggesellschaft der Agrar- und Ernährungswirtschaft Mecklenburg-Vorpommern e.V. (AMV) zieht eine durchwachsene Bilanz für die Branche in MV. Im Ergebnis einer Umfrage des AMV zur aktuellen Lage in der Branche haben 76 Betriebe aller Betriebsgrößen geantwortet. Dazu zählen 24,5 % der 159 Betriebe im Bundesland mit 20 mehr Beschäftigten. Unter den großen Unternehmen betrug die Rücklaufquote sogar 68,8 %. Für die Umfrage wurden zusätzlich 237 Betriebe mit bis zu 19 Beschäftigten angeschrieben, davon antworteten 11 %.

Während im Jahre 2020 die Ernährungsbranche noch überwiegend gut durch die Pandemie gekommen ist, zeigen die wiederkehrenden Lockdowns und die nun schon neun Monate andauernde Schließung der Hotellerie, der Gastronomie und der Veranstaltungen Ihre Wirkung.

Die Erwartungen trüben sich ein, die ersten Monate des Jahres 2021 lagen zum Teil deutlich hinter Januar/Februar 2020, den beiden Monaten vor der Pandemie.

Gleichzeitig werden in der Ernährungsbranche seit Mai letzten Jahres umfassende Corona- Maßnahmen inkl. Test-Konzepte für die Mitarbeiter umgesetzt. Die Kosten für diese Maßnahmen wurden bislang immer von den Unternehmen getragen, ein Ende ist derzeit nicht in Sicht.

Hinzu kommen Preissteigerungen für Roh- Hilfs und Betriebsstoffe in allen Bereichen der Ernährungsbranche. Auch hier haben die weltweiten Lockdowns und die unterschiedlichen Strategien der Pandemie dazu geführt, dass Logistikketten und Verfügbarkeiten von Roh,- Hilfs,- und Betriebsstoffen sich stark eingeschränkt haben.

Abzusehende Preissteigerungen im Lebensmittelbereich, eine sich eintrübende Konjunktur und damit eine sinkende Konsumlaune der Verbraucher sowie die anhaltende Pandemie mit den teilweise verwirrenden Maßnahmen und den fehlenden Perspektiven für die für die Ernährungsbranche wichtigen Kunden in der Hotellerie, Gastronomie und Veranstaltungsbranche führen zur Eintrübung der Erwartungen der Betriebe in der Lebensmittelbranche.

„Es sind dringend notwendige Zukunftskonzepte zu entwickeln, wie Hotellerie, Gastronomie und die Veranstaltungsbranche sich entwickeln können. Vorhandene Strategien wie z.B. in der Fleischwirtschaft MV können und müssen in die zu entwickelnden Konzepte einfließen, um möglichst schnell ein Leben mit der Pandemie zu ermöglichen. Auch die Verbraucher müssen durch klare Perspektiven zu Konsum angeregt werden“, sagt AMV-Vorsitzender Tobias Blömer. „Sollte es hier weiter zu dem teilweise hilflosen wahlkampfgetriebenen Auf- und Ab der Politik kommen, ist auch in der Ernährungsbranche mit einer kurzfristig deutlichen Verschlechterung der wirtschaftlichen Lage zu rechnen.“

Im Ergebnis der Umfrage ist die Branche wie folgt einzuschätzen:

  • Im Vergleich zum Vorjahreszeitraum sind die Umsätze rückläufig, es gibt mehr Betriebe ohne Umsatz im Vorjahresvergleich.
  • Die Umsatzerwartungen sind im Vergleich zum Vorjahr eingetrübt.
  • 37 % der Betriebe befinden sich in Kurzarbeit, 4 % befürchten derzeit eine Insolvenz.
  • Die Mehrheit der Betriebe in der Ernährungsbranche testet ihre Mitarbeiter (52 %).
  • Die Betriebe sehen die Corona Maßnahmen als notwendig an, jedoch gibt es zu wenig Entschädigungsleistungen seitens des Staates für die nicht zu verantwortenden Umsatz- und Ertragseinbußen.

Der AMV fordert deshalb:

  • Angemessene Herangehensweise an die Pandemiebewältigung
  • Einhaltung einer klaren Öffnungsstrategie
  • Öffnung von Hotellerie und Gastronomie
  • Bereitstellung kostenfreier Schnelltests für die Betriebe
  • Beschleunigung der Auszahlungen von „Quarantänegeldern“
  • Korrektur der Berechnungsgrundlagen zur Einschätzung der aktuellen Lage:  Berücksichtigung der Todesfälle

Berücksichtigung der Intensivbettenbelegung

Identifizierung konkreter „Ausbruchstellen“ und sofortige Einleitung der notwendigen Maßnahmen an diesen Plätzen

  • Wertschätzung der Betriebe anstelle von verwirrenden Verordnungen und Profilierungsversuchen im Wahlkampf
  • Kindgerechte Betreuungsmöglichkeiten

Weiterführende Informationen zu den Umfrageergebnissen

Auftragslage

Die allgemeine Auftragslage wird von nur 9 % als sehr gut eingeschätzt. 26 % bezeichnen sie als schlecht.

Umsatzentwicklung

Im Vergleich zum Vorjahreszeitraum sind viele Umsätze rückläufig, es gibt mehr Betriebe ohne Umsatz im Vorjahresvergleich. Der Umsatz hat sich nach dem ersten Lockdown von März bis Mai 2020 seit Beginn des Jahres 2021 insgesamt deutlich eingetrübt. Positiv wirkte sich die Öffnungszeit Juni bis Oktober 2020 aus: 74 % melden einen höheren bzw. unveränderten Umsatz.

Im Februar 2021 meldeten 20 % gar keinen Umsatz. Während der März 2020 noch 27 % der Betriebe einen höheren Umsatz beschert hatte, fiel die Zahl im Januar/Februar 2021 auf 17 %.

37 % prognostizieren bis zum Sommer 2021 geringeren oder gar keinen Absatz.

37 % aller Betriebe befinden sich in Kurzarbeit, 4 % befürchten Stand heute eine Insolvenz.

Kostenerstattung nach Infektionsschutzgesetz

Aufgrund positiver Testungen mussten sich Arbeitnehmer in Quarantäne begeben. 41 % der Betriebe waren betroffen und haben eine Kostenerstattung nach Infektionsschutzgesetz beim LaGuS beantragt. Von diesen 41 % haben bisher lediglich 11,1 % die Auslagen erstattet bekommen. 89,9 % warten auf ihr Geld, längstens seit 10 Monaten.

Testungen in den Betrieben

Bereits heut testet die Mehrheit der Betriebe in der Ernährungsbranche ihre Mitarbeiter (52 %). Knapp 40 % derjenigen, die nicht testen, geben an, dass keine oder nicht ausreichend Schnelltests zur Verfügung stehen.

Unternehmen begrüßen generell das Testen. Die Mehrheit der Betriebe sieht die Corona-Maßnahmen als notwendig an, jedoch gibt es aus Sicht vieler Unternehmen zu wenig Entschädigungsleistungen seitens des Staates für die nicht zu verantwortenden Umsatz- und Ertragseinbußen. Das Versagen der Bundesregierung beim Aufbau einer wirksamen und schnellen Impfung kann nicht mit verpflichtenden Maßnahmen der Wirtschaft kompensiert werden. Unter den gegenwärtigen Bedingungen ist es schwer genug aktuell informiert zu bleiben, motivierend auf die Mitarbeiter einzuwirken und trotzdem das systemrelevante Tagesgeschäft unter grenzwertigen Bedingungen abzubilden. Jetzt sollen in den Betrieben zusätzlich Aufgaben des Gesundheitswesens integriert und administriert werden.

Tests sind mittlerweile einmal wöchentlich kostenfrei für jeden Bürger des Bundeslandes. Die Branche fordert jetzt auch kostenfreie Tests in den Betrieben. Die Betriebe entlasten die Teststellen. Die Ausgaben zur Bewältigung der Corona-Auflagen liegt bei der Mehrheit im fünfstelligen und inzwischen bei einigen Betrieben sogar im siebenstelligen Euro-Bereich.

Sinnvoll erscheint besonders ein Testen bei Symptomen. Es werden zusätzlich Schnelltests vor den PCR-Tests bei Mitarbeitern gemacht, die Kontakt zu einem Erstkontakt hatten, um so früh wie möglich einer eventuellen Ausbreitung entgegen zu wirken.

Beschaffung von Rohstoffen und Hilfsstoffen

Nur ein Viertel der Befragten zeigt eine problemlose und vertragskonforme Beschaffung der Roh- und Hilfsstoffe an. Zwei Drittel berichten über vertragskonforme Beschaffungen, die jedoch mit steigenden Kosten verbunden sind. Bei Hilfsstoffen git es bei 16 % der Betriebe Beschaffungsprobleme, die zum Teil neue Vertragspartner notwendig machen.

Marketinggesellschaft der Agrar- und Ernährungswirtschaft Mecklenburg-Vorpommern e.V. (AMV)

Der AMV ist seit mehr als 20 Jahren das größte Netzwerk der Agrar- und Ernährungswirtschaft in der umsatzstärksten Branche innerhalb des verarbeitenden Gewerbes im Bundesland. Unter seinem Dach vereint der AMV sowohl konventionell als auch ökologisch arbeitende Betriebe aus Industrie und Handwerk. Derzeit umfasst der AMV 131 Partner – 72 Produzenten von Nahrungs- und Genussmitteln, 43 Fördermitglieder sowie 16 Kooperationspartner.

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