„SOMA“ Ausstellungskatalog erschienen
Gemeinsam mit weiteren Akteuren des Kollektivs Sineumbra entwickeln die Performance- und Videokünstlerin Luisa Eugeni (geb. 1987 in Assisi) und der Komponist und Musiker Mattia Bonafini (geb. 1980 in Legnago/Verona) interdisziplinäre Projekte, die sie in Form von multimedialen Rauminstallationen mit Videoprojektionen, Sound und performativen Elementen umsetzen. 2019 wurden Eugeni und Bonafini anlässlich der Meisterschüler*innen-Ausstellung der Hochschule für Künste Bremen mit dem renommierten Karin Hollweg Preis für Freie Kunst ausgezeichnet. Die multimediale Installation „SOMA“ ist eine komplexe Inszenierung, in der sich Videoprojektionen mit Objekten und Klangkompositionen verbinden. Mattia Bonafinis komponierte Sounds und Luisa Eugenis eindrückliche Filmaufnahmen treten dabei in einen intensiven Dialog. Wie auf einer Reise tauchen die Besucher*innen beim Durchschreiten der vier Ausstellungsräume in die umfassende Installation ein. Die bewegten Bilder der Videos verbinden sich mit der Bewegung der Besucher*innen im Raum – Geographie und Psychologie verknüpfen sich. Durch regelmäßig stattfindende Performances der Tänzer*innen Anna Jäger, Antonio Stella und Gabrio Gabrielli wird die Installation in der Kunsthalle Bremen vervollständigt. Die poetische, alle Sinne ansprechende Ausstellung bietet einen Erfahrungsraum, in dem die Folgen von individuellen wie kollektiven Traumata auf Psyche und Wahrnehmung erforscht werden können.
Im nun erschienenen, durch das Gestaltungsbüro Cabinet Gold van d’Vlies aufwändig gestalteten Katalog wird die körperlich-sensorische Erfahrung aus der Installation fortgeführt. Die Beiträge von Autor*innen aus den Bereichen der Kunst, der Philosophie, der Literatur, des politischen Aktivismus und der Queer-Theorie bieten zum einen Analysen zum neuen Werk des Kollektivs Sineumbra. Zum anderen nehmen sie einzelne inhaltliche Aspekte der Arbeit zum Anlass, um diese in neuen, assoziativen Ketten weiterzuknüpfen. Das Konzept des Buches folgt darin dem dynamischen, kollektiven Arbeitsgedanken von Sineumbra. Die Installationsaufnahmen und fotografischen Dokumentationen der Performances stammen vom Bremer Künstler und Fotografen Tobias Hübel.
Details zum Katalog
„Sineumbra. SOMA“, hrsg. von Eva Fischer-Hausdorf, mit Beiträgen von Ernest Ah, Eva Fischer-Hausdorf, Radek Krolczyk, Giulia Scandolara, Mona Schieren, Dominik Schindler, 96 Seiten mit ca. 120 farbigen Abb., 20 x 25 cm, Klappenbroschur mit halbverdeckter Spiralbindung, Texte auf Deutsch, Englisch, Italienisch, DCV (www.dcv-books.com), 18 Euro, ISBN 978-3-96912-022-4
Die Kunsthalle und der Museumsshop sind aufgrund des Lockdowns vorübergehend geschlossen. Der Katalog kann jedoch per E-Mail unter shop@kunsthalle-bremen.de bestellt werden.
Hintergründe zur Ausstellung
„SOMA“ Der Titel „SOMA“ verweist zum einen auf den vom Altgriechischen (sõma) entlehnten Begriff für den Körper (im Gegensatz zum Geist) sowie zum anderen auf die im Italienischen gebräuchliche Bezeichnung für eine körperliche Last oder Bürde. Hiervon ausgehend spürt das Künstlerduo dem Wandel von Landschaft, Gesellschaft und Menschen in Italien nach, der sowohl auf größere soziale Veränderungen wie auch auf Naturkatastrophen zurückgeführt werden kann. Luisa Eugeni filmte dafür in einigen von den verheerenden Erdbeben des Jahres 2016 schwer beschädigten und teilweise vollständig zerstörten Dörfern in Mittelitalien. Die Erdbebenserie, die am 24. August 2016 begann, hältbis heute mit täglichen Nachbeben an. Sie interviewte zudem Personen mit unterschiedlichen gesellschaftlichen und persönlichen Hintergründen, darunter ein Pastor, ein Seismologe, ein ehemaliger Drogenabhängiger und ein Mitglied der Fridays-for-Future-Bewegung, und fragte sie nach den Ursachen und Folgen der Erdbeben wie auch zu anderen relevanten gesellschaftlichen Fragen. Inhaltlicher Ausgangspunkt für „SOMA“ ist der Essay „Vom Verschwinden der Glühwürmchen“ (1975) des italienischen Dichters Pier Paolo Pasolini (1922–1975). In diesem Text setzte Pasolini sich mit dem tiefgreifenden Wandel der italienischen Gesellschaft und Landschaft seit den 1960er-Jahren auseinander, dessen Folgen bis heute als kulturelles und soziales Trauma wahrgenommen wird. Das Verschwinden der Glühwürmchen diente ihm als Metapher für den Niedergang der sozialen und politischen Strukturen sowie Institutionen der italienischen Gesellschaft.
Die Ausstellung wird gefördert durch die Karin und Uwe Hollweg Stiftung und die Stiftung Kunstfonds.
In Kooperation mit dem Theater Bremen.
SOMA ist ein Projekt des Kollektivs Sineumbra (sineumbra.org).
Kunsthalle Bremen
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