Gesundheit & Medizin

Frauen verlieren durch COVID-19 weltweit über 800 Milliarden US-Dollar an Einkommen

Weltweit hatten Frauen durch die COVID-19-Krise im vergangenen Jahr Einkommensverluste von mindestens 800 Milliarden Dollar. Das ist mehr als das Bruttonationalkommen von 98 Ländern zusammen. 64 Millionen Frauen verloren ihren Arbeitsplatz, ein Jobverlust von 5 Prozent, verglichen mit 3,9 Prozent bei den Männern. Das zeigt eine Berechnung der Nothilfe- und Entwicklungsorganisation Oxfam im Vorfeld des diesjährigen 1. Mai. Oxfam fordert mehr Investitionen in öffentliche Systeme für Bildung, Gesundheit und soziale Sicherung.

Oxfams Kalkulation beruht auf Daten der Internationalen Arbeitsorganisation (ILO) und ist eine konservative Schätzung. Weltweit arbeiten Frauen überproportional häufig in Berufen, die zwar für das Funktionieren von Wirtschaft und Gesellschaft unerlässlich sind, jedoch häufig schlecht bezahlt, wenig wertgeschätzt und von den Folgen der Corona-Pandemie besonders betroffen. Dies gilt unter anderem für den Einzelhandel, den Tourismus oder die Gastronomie sowie das Sozial- und Gesundheitswesen. In Südasien, Afrika und Lateinamerika arbeiten Frauen zudem vielfach in informellen Arbeitsverhältnissen, etwa auf Märkten oder als Haushaltshilfen.

Mehr Pflege, weniger Einkommen – Frauen doppelt gestraft

Frauen sind in der Pandemie auch deshalb häufiger von Einkommensverlusten betroffen, weil sie den Löwenanteil unbezahlter Pflege- und Fürsorgearbeit leisten. Sie verkürzen ihre Arbeitszeit oder steigen vorübergehend ganz aus dem Berufsleben aus, um kranke Angehöriger zu pflegen oder während der Schulschließungen ihre Kinder zu betreuen. Schon vor dem Ausbruch des Virus leisteten Frauen und Mädchen täglich 12,5 Milliarden Stunden unbezahlte Betreuungsarbeit.

„Frauen sind in der Pandemie doppelt gestraft. Sie schultern noch mehr unbezahlte Betreuungsarbeit und verlieren gleichzeitig an Einkommen. Wie selbstverständlich springen Frauen ein, wenn Alte und Kranke gepflegt oder Kinder betreut werden müssen. Doch das ist nicht selbstverständlich, sondern eine gesellschaftliche Erwartung, die den Frauen durch sexistische Normen auferlegt wird. Frauen federn die gesellschaftliche Wucht der Pandemie ab – und bleiben dabei selbst auf der Strecke“, kritisiert Sandra Dworack, Entwicklungsexpertin von Oxfam Deutschland.

47 Millionen Frauen zusätzlich in extremer Armut

Die Vereinten Nationen schätzen, dass im Jahr 2021 weltweit zusätzlich 47 Millionen Frauen in extreme Armut geraten werden und mit weniger als 1,90 Dollar pro Tag auskommen müssen. Nach einer Kalkulation des Weltwirtschaftsforums (WEF) wird es eine Generation länger dauern, um den Global Gender Gap zu schließen, der die Unterschiede bei der wirtschaftlichen, sozialen und politischen Teilhabe von Frauen und Männern bemisst. Dem WEF zufolge wird es wegen der Einbußen von Frauen in der Pandemie statt 99,5 Jahre nun 135,6 Jahre dauern, die Lücke zwischen den Geschlechtern zu schließen.

Obwohl einige Regierungen positive Maßnahmen ergriffen haben, um die wirtschaftliche und soziale Situation von Frauen in der Pandemie zu verbessern, bleibt die Reaktion der meisten Staaten höchst unzureichend: Nur 11 Länder haben für Beschäftige mit Betreuungsaufgaben kürzere oder flexible Arbeitszeitregelungen geschaffen, und 36 Länder bessere Bedingungen für Lohnfortzahlung bei pflegebedingten Arbeitsausfällen.

„Eine Erholung von COVID-19 ist unmöglich, ohne dass sich die Frauen erholen. Es gilt, die Wirtschaft nach der Pandemie geschlechter- und klimagerecht zu gestalten und soziale Ungleichheit insgesamt abzubauen“, erklärt Sandra Dworack. Oxfam fordert von den Regierungen weltweit eine Stärkung öffentlicher Bildungseinrichtungen und Gesundheitsversorgung sowie sozialer Sicherungssysteme.

Über den Oxfam Deutschland e.V.

Oxfam ist eine internationale Nothilfe- und Entwicklungsorganisation, die weltweit Menschen mobilisiert, um Armut aus eigener Kraft zu überwinden. Dafür arbeiten im Oxfam-Verbund 20 Oxfam-Organisationen Seite an Seite mit rund 3.500 lokalen Partnern in 67 Ländern.

Mehr unter www.oxfam.de

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