Das neue EU-Energielabel – Ab sofort ist Schluss mit A++
Das sogenannte Energielabel befindet sich auf den verschiedensten Produkten des alltäglichen Lebens, wie zum Beispiel Waschmaschinen, Fernsehern und Heizungen. Es liefert allen Verbrauchern leicht zugängliche und interessante Informationen über Lautstärke, Strom- oder Wasserverbrauch eines bestimmten Gerätes. Durch diese Produktinformationen sollen sich die einzelnen Produkte gut vergleichen lassen und das Energielabel ist nicht selten eine wertvolle Entscheidungshilfe beim Kauf, denn moderne Elektrogeräte sind in der Regel sehr effizient und dennoch sehr sparsam in ihrem Stromverbrauch.
Fortschritt in die Unkenntlichkeit
Vor allem in den vergangenen Jahren hat sich auf dem Gebiet Energieeffizienz viel getan. So befinden sich in zahlreichen Produktgruppen mittlerweile fast alle Geräte in den höchsten Effizienzklassen. Das hört sich zunächst zwar nach einer positiven Nachricht an, aber in der Praxis sind durch diese Homogenität kaum noch Unterschiede für Verbraucher zu erkennen. Unter anderem so gut wie alle Modelle von Kühlschränken zum Beispiel trugen bisher energetische Bestklassen; für den Käufer machte es diese fast einheitliche Kennzeichnung jedoch so gut wie unmöglich, den tatsächlichen Energieverbrauch der jeweiligen Geräte richtig einzuschätzen.
Um wieder mehr Transparenz auf diesem Gebiet zu schaffen, hat die EU das offizielle Energielabel überarbeitet und wendet nun eine detailliertere Effizienzskala von A bis G an. Der Buchstabe A steht dabei für die energieeffizientesten Geräte, der Buchstabe G für die am wenigsten effizienten Modelle.
Für welche Elektrogeräte gilt das neue Label schon?
Seit dem 18. März 2021 müssen nun alle im Handel erhältlichen Spülmaschinen, Waschmaschinen, Waschtrockner (Waschmaschine und Trockner in einem Gerät), Kühlschränke, Gefriergeräte, Weinlagerschränke, Fernseher und Bildschirme mit dem neuem EU-Effizienzlabel gekennzeichnet sein. Für Lampen wird das neue Energielabel ab September 2021 Pflicht, für alle anderen kennzeichnungspflichtigen Elektrogeräte wie Wäschetrockner, Staubsauger und Backöfen findet die Umstellung voraussichtlich erst ab 2024 statt. Im Jahr 2026 soll dann die Effizienzlabel-Umstellung für Heizungen geändert werden.
Was hat sich geändert und warum?
Zwar bleibt die bekannte farbige Effizienzskala erhalten, dafür entfallen aber die herkömmlichen Plus-Klassen A+ bis A+++. Zur Erinnerung: A+++ bezeichnete bei Elektrogeräten bisher das energieeffizienteste Gerät und A+ die niedrigste Energieklasse. Die neuen Effizienzlabels reichen stattdessen nun von A bis G, sodass die Produkte wieder in eine größere Bandbreite eingeteilt werden können.
Mit der Umstellung auf die neue, viel detailliertere Skala steigen gleichzeitig auch die Anforderungen an den Energieverbrauch der Geräte. Als unmittelbare Folge werden sich deshalb viele aktuelle Modelle in wesentlich schlechteren Kategorien als vorher wiederfinden. Ein Großteil von Kühlschränken mit dem herkömmlichen Label A+++ zum Beispiel rutschen nun in die Klasse D, nur wenige der bisher Bestplatzierten erfüllen die Anforderungen der Klasse C. Wie es aussieht, erfüllt momentan sogar kein einziges Kühlschrank-Modell die anspruchsvollsten Klassen A und B. Der Grund dafür ist, dass die von der EU neu und hoch angesetzten Maßstäbe die Hersteller dazu motivieren sollen, noch sparsamere Geräte zu entwickeln. Als Spielraum für technische Fortschritte und als zusätzlicher Anreiz für Hersteller wird die Energieeffizienzklasse A größtenteils aber erst einmal frei bleiben. Neu ist auch, dass nun andere Messmethoden für die Bestimmung der einzelnen Kategorien angewendet werden. Dadurch ist wiederum zu erklären, dass auch die Angaben zum Jahres-Stromverbrauch anders als bisher ausfallen. Das bedeutet im Klartext, dass Kilowattstunden-Werte deshalb nicht mehr mit denen verglichen werden können, die auf den herkömmlichen Labels angegeben sind. Bei Kühlschränken zum Beispiel werden sie nach den neuen Maßstäben nun meist höher liegen, da bei der Prüfung von einer alltäglichen Nutzung ausgegangen wurde, während bei Spülmaschinen die Zahl der Kilowattstunden durch die veränderten Messbedingungen bei allen Modellen deutlich niedriger ausgefallen sind als bisher.
Auf den neuen Effizienzlabeln offenbaren zudem so manche Geräte für den Verbraucher sogar noch zusätzliche Produktangaben in Form von Piktogrammen. So zeigen sie für einige Wasch- und Geschirrspülmaschinen beispielsweise an, wie viel Zeit das Energiesparprogramm benötigt, zu dem der angegebene Stromverbrauch gehört. Weitere Produktinformationen, auch wenn sie auf den ersten Blick nicht offensichtlich sind, erhalten Käufer auch durch das Scannen eines QR-Codes, der sich auf jedem neuen Energielabel befindet. Neben der Energieeffizienzklasse kommuniziert das neue EU-Energielabel damit unter anderem auch Fassungsvolumen, Bildschirmdiagonalen, die Lautstärke in dB sowie die entsprechende Geräuschemissionsklasse (A bis D) des jeweiligen Gerätes.
Bringen die neuen Energielabels Verbesserungen mit sich?
Für den Verbraucher bedeuten die neuen, in ganz Europa geltenden Energielabels eigentlich nur positive Aspekte: Die Prüfverfahren haben sich so verändert, dass sie den tatsächlichen Nutzungsbedingungen im Haushalt näherkommen als vorher, die feinere Unterscheidung zwischen den einzelnen Effizienzklassen erlauben eine viel präzisere Einschätzung des Energieverbrauchs und die insgesamt viel höheren Anforderungen an die Produkte bieten den Verbrauchern wesentlich mehr Transparenz, weil es dadurch keine Ballungen ganzer Produktpaletten in den Bestklassen mehr gibt. Zudem sind die Verbrauchsangaben in Kilowattstunden leichter als nach den vorherigen Standards mit dem persönlichen Alltag abzugleichen. Hier ein konkretes Fallbeispiel: Bei den neuen Energielabels bezieht sich der Energieverbrauch bei Wasch- und Geschirrspülmaschinen nun stets auf 100 Waschdurchgänge pro Jahr. Ob Sie selbst mehr oder weniger häufig waschen und damit mehr oder weniger Energie benötigen, können Sie jetzt mithilfe dieses neuen Systems ganz leicht überschlagen. Die alten Labels hingegen gingen bei Spülmaschinen von 280 Spülgängen und bei Waschmaschinen von 220 Waschladungen pro Jahr aus.
Erwartete Einsparungen
Auch die Aussichten für die Zukunft verheißen viel Gutes: Schätzungen der Europäischen Kommission zufolge lässt sich allein in der Produktgruppe Geschirrspüler dank des neuen EU-Energielabels bis zum Jahr 2030 der jährliche Stromverbrauch um 2,1 TWh verringern. Das entspricht einer Senkung der Treibhausgasemissionen um 0,7 Mio. t CO2-Äquivalent pro Jahr. Auch der jährliche Wasserverbrauch kann um 16 Millionen Kubikmeter reduziert werden, sagen die Experten voraus. Das wäre nicht nur ein umweltschonendes Programm, sondern würde auch die Ausgaben privater Haushalte um mehrere hundert Euro im Jahr entlasten.
Zusammenfassend lässt sich also feststellen: Ja, die neuen Effizienzlabels bringen in der Tat einige Verbesserungen für die Verbraucher mit sich. Das neue Energielabel, das seit über 20 Jahren in der EU ein wichtiger Impulsgeber für die Marktentwicklung energieverbrauchender Produkte und die Nachfrage nach energieeffizienten Produkten in Europa ist, ist übrigens auf allen Elektrogeräten immer gut sichtbar platziert – entweder direkt auf dem Gerät oder in unmittelbarer Nähe. Auch auf Werbematerialien oder in Herstellerbroschüren finden Sie die Energieeffizienzklasse der Produkte sowie das Spektrum der verfügbaren Effizienzklassen.
Das Wichtigste in Kürze:
- Für einige Elektrogeräte gibt es seit März 2021 neue EU-Effizienzlabels zum Energieverbrauch.
- Kühl- und Gefriergeräte, Spülmaschinen, Waschmaschinen, Waschtrockner, Bildschirme und Fernseher haben bereits ein neues Energieeffizienzlabel erhalten.
- Geschäfte und Online-Händler müssen diese Geräte mit den neuen Energielabels seit dem 1. März 2021 kennzeichnen.
- Die neuen Labels haben nur noch die Effizienzklassen A bis G, die herkömmlichen Plus-Klassen A+ bis A+++ entfallen.
- Die Angaben zum Stromverbrauch auf den neuen Energielabels sind nicht mit denen der alten Etiketten vergleichbar. Der Grund besteht in veränderten Messverfahren, die eine alltägliche Nutzung der Geräte besser berücksichtigen.
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