Ist der Liberalismus am Ende?
Das vielerorts positiv verstandene Modell eines politischen, wirtschaftlichen und sozialen Liberalismus „westlicher“ Prägung ist in der Krise. Sein nach den Revolutionen von 1989 in Osteuropa und nach dem „Kalten Krieg“ einsetzender weltweiter Siegeszug ist an ein Ende gekommen. Mehr als 30 Jahre nach den Versprechen von Freiheit und Wohlstand sind die damit verbundenen Hoffnungen vor allem in den postsowjetischen Gesellschaften und lateinamerikanischen Ländern einer politischen Desillusionierung gewichen. Aber nicht nur dort werden nach ökonomischer Stagnation und sozialen Abstiegserfahrungen eines Teils der Bevölkerung die liberalen Versprechen zunehmend in Zweifel gezogen. Weltweit stehen liberale Werte unter Beschuss. Mit China und Russland existieren zwei dezidiert antiliberal agierende globale Machtzentren. Die US-Politik war vermehrt von autoritären politischen Zügen geprägt. Der sich vor allem in der arabischen Welt ausbreitende islamische Fundamentalismus hat der liberalen W elt offen den Kampf angesagt. Und im Herzen der Demokratien des Westens laufen rechtspopulistische Bewegungen Sturm gegen „kosmopolitische, liberale Eliten“. Hinzu kommen technologische Herausforderungen durch die fortschreitende Digitalisierung der Gesellschaften, die etwa durch neue Überwachungsmöglichkeiten an den Grundfesten liberaler Freiheiten rütteln. Gleichzeitig lassen zunehmende ökologische Gefahren, nicht zuletzt der Klimawandel sowie pandemische Konfrontationen, Zweifel an der Realitätstauglichkeit des liberalen Ideals individueller „Selbstverwirklichung“ aufkommen. Dem politischen Liberalismus mit seiner Durchsetzung von Bürger- und Menschenrechten in einer auf Emanzipation angelegten Zivilgesellschaft steht ein Liberalismus der Märkte und des Wettbewerbs gegenüber. Ist das liberale Versprechen politischer und individueller Freiheit also am Ende?
Inhalt
Ist der Liberalismus am Ende? Editorial (Von Irene Scherer und Welf Schröter)
Ist der Liberalismus am Ende?
Liberale Gesellschaft und politische Demokratie (Von Winfried Thaa)
Liberalismus und digitale Revolution. Sozial-psychoanalytische Aspekte nach Erich Fromm (Von Rainer Funk)
Freiheitsgrundrechte und Gleichheitssatz ? kein Widerspruch in sich. Oder: Von Richard Schmid als Verfassungsinterpret lernen (Von Hans-Ernst Böttcher)
Vom Strukturwandel der Öffentlichkeit zur Herrschaft des Plattformkapitalismus (Von Heinrich Bleicher-Nagelsmann)
Grenzen des Liberalismus. Zur Aktualität der Liberalismuskritik von Herbert Marcuse (Von Martin Böhler)
In der Utopie bestehen. Variationen über ein zeitgenössisches Thema (Von Friedrich Dieckmann)
Philosophie und Gesellschaft
Utopisches Bewusstsein (Von Helmut Fahrenbach)
Der Wille zur Revolution. Foucaults Reise in den Iran im Licht seiner vorherigen Bloch-Lektüre (Von Mathias Richter)
„Dialektische Paarbildung“. Zur Rekonstruktion der verschollenen „Gnosis-Vorlesung“ Ernst Blochs (Von Matthias Mayer in Zusammenarbeit mit Irina Rückert)
Notizen Günther Rudolphs zum Thema Gnosis im Rahmen der Vorlesung „Geschichte der Philosophie bis Renaissance“ bei Prof. Dr. Ernst Bloch an der Universität Leipzig im Herbstsemester 1954/55 (Von Günther Rudolph)
Kultur, Ästhetik, Lebenswelt
Zur notwendigen Demokratisierung des Algorithmus. Politisch-philosophische Impulse anlässlich „Dreißig Jahre Forum Soziale Technikgestaltung“ (Von Welf Schröter)
Wachstum: Mythos des Abendlandes? Essayistisches und Poetisches (Von Bernd Stickelmann)
Das Gesicht der Tanzlehrerin. Über die Stufen des van Hoddis auf die Tanzbühne des Ghettos Warschau — Gedanken an Andziula Tagelicht (Von Karl Niemand)
Ausgabe 05|2021. Hrsg. von Irene Scherer und Welf Schröter. Redaktion: Dr. Dr. Matthias Mayer, Dr. Mathias Richter, Inka Thunecke, Irene Scherer und Welf Schröter. Mit Beiträgen von Winfried Thaa, Rainer Funk, Hans-Ernst Böttcher, Heinrich Bleicher-Nagelsmann, Martin Böhler, Friedrich Dieckmann, Helmut Fahrenbach, Mathias Richter, Matthias Mayer, Irina Rückert, Günther Rudolph, Bernd Stickelmann, Karl Niemand, Irene Scherer, Welf Schröter. Mössingen-Talheim 2021, 204 Seiten, 34,00 Euro (im Abonnement 26,00 Euro zzgl. Porto), ISBN 978-3-89376-191-3.
Der Talheimer Verlag veröffentlicht Sachbücher aus den Bereichen Philosophie, Gesellschaftswissenschaften, Bildung, Religionskritik, Zukunft der Arbeit.
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