20 Jahre Gerd Ruge Stipendium der Film- und Medienstiftung NRW!
„Als wir gemeinsam das Stipendium ins Leben gerufen haben, wollten wir damit den besonderen, den bedeutenden Dokumentarfilm für die große Leinwand ermöglichen. Im Glücksfall erreicht ein solcher Film etwas, das man vorweggenommene Erkenntnis nennt – er weist auf das hin, was sich noch nicht beweisen lässt und doch da ist“, so Schirmherr Gerd Ruge. „In den vergangenen 20 Jahren konnten mit dem Stipendium 52 Filme entstehen. Das wäre nicht möglich gewesen ohne das Engagement der Filmstiftung. Vor allem aber nicht ohne die Filmemacher:innen, die das Stipendium im besten Sinne genutzt haben. Dafür mein Dank! Und natürlich einen herzlichen Glückwunsch an die aktuellen Stipendiat:innen.“
„Es ist eine große Ehre und Freude, dass Gerd Ruge uns über 20 Jahre mit seinem Wissen, seiner Empathie und seiner Offenheit begleitet hat. Auch der Jubiläumsjahrgang überzeugte durch eine große Vielfalt an Themen und Stoffen. Dafür danken wir allen Antragsteller:innen und gratulieren ganz besonders den ausgewählten Stipendiat:innen“, so Petra Müller, Geschäftsführerin Film- und Medienstiftung NRW. „Mein herzlicher Dank für die inspirierenden Diskussionen geht an meine Jurykolleg:innen und natürlich an unseren Schirmherrn Gerd Ruge, dessen unvoreingenommener Blick uns immer wieder Vorbild ist.“
In den vergangenen zwei Jahrzehnten wurden insgesamt 103 Entwicklungs-Stipendien vergeben. Nach der Zusage haben die Stipendiat:innen 18 Monate Zeit zu recherchieren, ihre Stoffe auszuarbeiten und die Umsetzung ihrer Projekte vorzubereiten. So konnten bis heute bereits 52 unterstützte Projekte realisiert werden. Eine vollständige Liste aller Gerd Ruge Projekte finden Sie hier.
2021 wurden 26 Filmideen eingereicht. Im Rahmen einer digitalen Sitzung wurden vier Projekte ausgewählt, die inhaltlich und formal überzeugten und eine eigene Handschrift der Filmemacher:innen erwarten lassen. Neben der Geschäftsführerin der Film- und Medienstiftung NRW, Petra Müller (Vorsitz), waren Regisseurin Doris Metz sowie die Regisseur:innen und Produzent:innen Arne Birkenstock, Christiane Büchner und Carl-Ludwig Rettinger Mitglieder der diesjährigen Jury.
Pandemie-bedingt fand die Stipendienvergabe digital statt. Die virtuelle Verleihung finden Sie hier.
Zu den Projekten im Einzelnen:
„Motherlands“, Sikander Goldau, 30.000,- Euro
Ein deutscher Filmemacher wurde heimlich in den Stammesgebieten Pakistans geboren. Um sein Leben und das Leben seiner Eltern zu schützen, ergriff ein verantwortungsbewusster Arzt die Initiative und Übergab das Neugeborene einer deutschen Missionsärztin, die ihr Adoptivkind 1970 mit nach Deutschland nahm. Nach dem tödlichen Unfall der Mutter, kam das Kind zu neuen Adoptiveltern in Hessen und wuchs schließlich am Bodensee auf. Jahrzehnte später macht er sich auf die Suche nach seinen Eltern und entdeckt dabei, dass der filmische Schatz, nach dem er sein Leben lang gesucht hat, seine eigene Geschichte ist. Er überschreitet die Grenze zwischen Islam und westlicher Welt und findet sowohl den Quell dieses Konflikts als auch Heimat an unerwarteter Stelle. Sikander Goldau studierte an der HFF München Film und Fernsehspiel. Sein Abschlussfilm „Fragile“ lief auf nationalen wie internationalen Filmfestivals. Neben einer Nominierung für den Studenten-Oscar erhielt er u.a. den Deutschen Kurzfilmpreis und den Start-Filmpreis der Stadt München. Außerdem arbeitet er als freiberuflicher Illustrator und Concept Artist für Film, Fernsehen und Werbung.
„Avrupa Ekspres“, Banu Kepenek, 30.000,- Euro
Ende der 1960er Jahre machen sich die beiden Brüder Muammer und Yavuz Uzelli aus einem 800-Seelen Dorf im Herzen Anatoliens auf den weiten Weg nach Deutschland um Rock-Musik-Geschichte zu schreiben. Ein wilder Ritt durch vier Jahrzehnte Musik- und Migrationsgeschichte. Importieren sie zu Beginn noch türkische Gebrauchsgegenstände, bemerken sie Anfang der 1970er, dass die Sehnsucht nach heimischer Musik für die von Heimweh geplagten türkischen Migranten viel wichtiger geworden ist. So gründen sie ihr Uzelli Musiklabel und avancieren zum marktführenden Vertrieb für türkische Musik in ganz Europa. Durch Zufall erfährt Banu Kepenek, dass ihre Großeltern aus dem gleichen Dorf wie die Brüder kommen und so beginnt die Reise mit dem Avrupa Ekspres von Anatolien über Istanbul nach Frankfurt am Main und Berlin. Banu Kepenek begann in ihrer Heimatstadt an der Heinrich-Heine-Universität Düsseldorf ein Studium der Philosophie und Geschichte, bevor sie an der HFF Konrad Wolf ihr Studium der Film- und Fernsehregie absolvierte. Ihr Kurzfilm „Memo“ lief auf nationalen und internationalen Festivals und wurde mehrfach als Bester Kurzfilm ausgezeichnet.
„The Culture Wars“, Nicole Wegner, 20.000,- Euro
Der essayistische Dokumentarfilm richtet den Blick auf das zeitgenössische Online-Phänomen des ‚Digital Activism‘. Junge Digital-Aktivisten machen es sich zur Aufgabe, gesellschaftliche Fragestellungen um Klassenzugehörigkeit, Gender, Rassismus und Post-Kolonialismus aus der Perspektive einer progressiven Generation öffentlich zu diskutieren. Auf Plattformen wie YouTube, Twitch und Twitter werden heute die Kulturkämpfe des Post-Internetzeitalters ausgetragen. Der Film begibt sich mit seinen Protagonist:innen auf die Suche nach den Wahrheits- und Meinungsbildungsmechanismen einer global vernetzten Gegenwart innerhalb der wachsenden Einflussnahme von rechtspopulistischer bis verschwörungstheoretischer Bewegungen. Nicole Wegner begann als Trailerregisseurin bei MTV und Nickelodeon. 2006 studierte sie an der KHM Köln und realisierte diverse Animations-, Experimental- und Kurzfilme. Mit ihrem Musikdokumentarfilm „Parallel Planes“ diplomierte Wegner und wurde mehrfach ausgezeichnet. 2018 war sie Stipendiatin des Mediengründerzentrums NRW. Seitdem arbeitet sie vernetzend als Regisseurin, Editorin und Musikkuratorin in Köln.
„Wiederkehr“, Katja Fedulova, 20.000,- Euro
Seit dem Ende des 18. Jahrhunderts kennt das muslimische Volk der Krimtataren politische und religiöse Verfolgung. Nach einer wechselvollen Geschichte durften sie zuletzt im Zuge der Perestroika ihre ursprüngliche Heimat, die Krim, wieder besiedeln. Weil sie zum großen Teil die jüngste Annektierung der Krim durch Russland boykottierten, sind sie inzwischen wieder heftigeren Repressionen ausgesetzt als zu Zeiten der Sowjetherrschaft. Der Menschenrechtsanwalt Emil Kurbedinow kümmert sich um die Belange der krimtatarischen politischen Häftlinge. Der Film will seine Arbeit beobachten und so in das Herz dieses Konflikts gelangen: zu den Männern, Frauen und Kindern, die seine Folgen tragen. Katja Fedulova wurde im heutigen St. Petersburg geboren. Sie begann ihr Studium an der Muchina Kunstakademie und nahm nach ihrer Flucht aus Russland ein Studium an der Kunsthochschule Kiel auf. Nach ihrem Diplom absolvierte sie ein Filmstudium an der dffb. Ihr Abschlussfilm wurde für den First Steps Award 2011 nominiert und mit dem new berlin film award ausgezeichnet. Ihr Film „Maxim der Größte“ ist für den Goldenen Spatz 2021 nominiert.
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