Klimarisiken für die Finanzwelt begrenzen: Zentralbanken und Wissenschaft veröffentlichen Szenarien
"Klimaszenarien sind ein wichtiges Instrument, um die Risiken der Zukunft abzuschätzen", sagt Sarah Breeden, Executive Director bei der Bank of England und Leiterin des Szenario-Prozesses innerhalb des Network for Greening the Financial System (NGFS). "Aber sie sind so viel mehr. Denn wenn wir die Risiken von Morgen besser verstehen, können wir heute informiert handeln und so einen geordneten Übergang zu Netto-Null Emissionen unterstützen."
Für einen geordneten Übergang zu Netto Null Emissionen von Treibhausgasen bis Mitte des Jahrhunderts müssten sich die Investitionen in erneuerbare Energien in den nächsten zehn Jahren im Vergleich zum bisherigen Trend verdoppeln bis vervierfachen, so die Szenarien. Dies bietet bemerkenswerte Investitionsmöglichkeiten. Im Gegenzug würden die Investitionen in fossile Energien deutlich zurückgehen. Um einen geordneten Übergang zu ermöglichen, so zeigen Computersimulationen, ist ein CO2-Preis im Bereich von 100-200 US Dollar pro Tonne bis 2030 erforderlich. Die Analyse geht davon aus, dass die Einnahmen durch einen Mix aus staatlichen Investitionen, Schuldentilgung und Steuersenkungen in die Wirtschaft zurückfließen.
"Sowohl beim Klimawandel als auch im Finanzsektor geht es um globale Risiken", sagt Elmar Kriegler vom Potsdam-Institut für Klimafolgenforschung. "Die Verknüpfung von Szenarien der Klimaforschung mit der Expertise der Finanzinstitute ist ein großer Schritt nach vorn, um die wirtschaftlichen Auswirkungen einer ambitionierten Klimapolitik – oder aber von deren Fehlen – zu verstehen. Es ist ein Schritt, der uns helfen wird, die Risiken zu begrenzen und eine sichere Zukunft für alle zu gewährleisten."
Kriegler koordiniert das akademische Konsortium, das die Szenarien mit dem NGFS entwickelt hat. Dazu gehören das International Institute for Applied Systems Analysis (IIASA), die University of Maryland (UMD), Climate Analytics (CA), die Eidgenössische Technische Hochschule in Zürich (ETHZ) und das National Institute of Economic and Social Research (NIESR). Diese Arbeit wurde durch Zuschüsse von Bloomberg Philanthropies und der ClimateWorks Foundation ermöglicht. Zu den am NGFS beteiligten Finanzinstitutionen gehören unter anderem die Zentralbanken Großbritanniens, Frankreichs, Deutschlands, der EU, der USA, Japans, Chinas, Brasiliens, Indiens und Russlands sowie Beobachter wie der Internationale Währungsfonds und die Weltbank.
Weblink zu einer interaktiven Einführung in die NGFS Szenarien (englisch): https://www.ngfs.net/ngfs-scenarios-portal/
Weblink zur Pressemitteilung von NGFS: https://www.ngfs.net/en/communique-de-presse/ngfs-publishes-second-vintage-climate-scenarios-forward-looking-climate-risks-assessment
Hier ist die Präsentation der NGFS Szenarien verfügbar:
https://www.ngfs.net/sites/default/files/medias/documents/ngfs_climate_scenarios_phase2_june2021.pdf
Daten zu Übergangs-Risiken und Makro-Ökonomie können über den NGFS IIASA Scenario Explorer visualisiert und heruntergeladen werden:
https://data.ene.iiasa.ac.at/ngfs/
Daten zu den physischen Risiken können über den NGFS CA Climate Impact Explorer visualisiert und heruntergeladen werden:
http://climate-impact-explorer.climateanalytics.org/impacts/
Die technische Dokumentation zu den NGFS Szenarien ist hier verfügbar:
https://www.ngfs.net/sites/default/files/ngfs_climate_scenarios_technical_documentation__phase2_june2021.pdf
Das Potsdam-Institut für Klimafolgenforschung (PIK) ist eines der weltweit führenden Institute in der Forschung zu globalem Wandel, Klimawirkung und nachhaltiger Entwicklung. Natur- und Sozialwissenschaftler erarbeiten hier interdisziplinäre Einsichten, welche wiederum eine robuste Grundlage für Entscheidungen in Politik, Wirtschaft und Zivilgesellschaft darstellen. Das PIK ist ein Mitglied der Leibniz-Gemeinschaft.
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