Aktives Risikomanagement statt Warten auf höhere Gewalt
Welche Baumarten soll ich angesichts des Klimawandels in meinem Wald pflanzen? Wie sicher ist mein Wald hinsichtlich der Verkehrssicherung? Wie wahrscheinlich ist ein Waldbrand in meinem Bestand? Wo ist es wichtig, Aspekte der Erholungsnutzung besonders zu berücksichtigen– für Waldbesitzende und Forstbetriebe sind diese Fragen nicht neu. "In der Vergangenheit wurden bereits verschiedene Modelle, Verfahren und Tools zur Risikobewertung und -handhabung entwickelt", erklärt Dr. Christoph Hartebrodt, PRIMA-Projektleiter an der FVA. "Sie werden bisher aber in den meisten Fällen nicht umfassend und systematisch angewendet. Der Forstpraxis fehlt eine Gesamtschau der Verfahren, sie wurden bislang noch gar nicht zusammengetragen."
Svenja Bonadio, Projektmitarbeiterin an der FVA, erklärt: "Mit PRIMA sollen die Voraussetzungen geschaffen werden, unterschiedliche Risiken wie zum Beispiel Stürme bereits im Voraus zu analysieren und zu bewerten. Auch wenn es nie möglich sein wird, das Auftreten von Naturkatastrophen oder Unfällen in einer Waldfläche sicher vorherzusagen, gibt es doch zahlreiche Möglichkeiten, die Wahrscheinlichkeit und den Umfang von Schäden durch vorsorgendes Risikomanagement aktiv zu minimieren."
Umsetzung und Ziele
Genau hier setzt PRIMA, das Projekt unter der Leitung der Forstlichen Versuchs- und Forschungsanstalt Baden-Württemberg (FVA) in Zusammenarbeit mit der Landwirtschaftskammer Niedersachsen (LWK) und Sachsenforst an.
Von Waldbesitzenden erfragte Ziele (Holzproduktion, Erholung, Jagd, und mehr) bilden die Grundlage der praktischen Projektplanung. Modellversuche finden zwischen Oktober 2020 und April 2023 statt. Die Ergebnisse und Erfahrungen dieser Tests gehen in ein EDV-Tool und ein Online-Handbuch zu den Verfahren der Risikobewertung und Planung in der Forsteinrichtung ein, das allen Betroffenen als dringend benötigte Praxishilfe dienen wird.
Hintergrund
Die Planung und Inventur eines Forstbetriebes wird mithilfe der sogenannten "Forsteinrichtung" durchgeführt. Sie ist ein bewährtes Verfahren in der Waldbewirtschaftung und stellt im Wesentlichen den Rahmen für die künftige Gestaltung der Wälder. Da die Produktionszeiträume im Wald sehr lang sind, ist eine frühzeitige Risiko-Abschätzung von großer Bedeutung.
Aber wie genau berücksichtigt man diese Risiken? Dieser Frage widmet sich das Risikomanagement. Es identifiziert die Ziele, die ein Betrieb erreichen möchte. Diese werden von unterschiedlichen Faktoren beeinflusst. Mithilfe von Risikomanagementverfahren können Waldbesitzende diese Faktoren analysieren und bewerten.
Die FVA widmet sich seit zwei Jahrzehnten Fragen des forstlichen Risiko- und Krisenmanagements und hat mit einem hierauf spezialisierten Arbeitsbereich ein Alleinstellungsmerkmal in der deutschsprachigen Forschungslandschaft. Die Mitarbeitenden beraten national – und teilweise auch international – forstliche Institutionen bei der Einführung von Verfahren des Risiko- und Krisenmanagements und koordinieren seit über einem Jahrzehnt ein Netzwerk, das sich diesen Themen widmet.
Weitere Informationen
Das Vorhaben wird vom Bundesministerium für Ernährung und Landwirtschaft (BMEL) und dem Bundesministerium für Umwelt, Naturschutz und nukleare Sicherheit (BMU) über den Projektträger, die Fachagentur Nachwachsende Rohstoffe e.V. (FNR), aus Mitteln des Waldklimafonds gefördert.
Die Forstliche Versuchs- und Forschungsanstalt (FVA) ist als Forschungseinrichtung der Landesforstverwaltung (LFV) dem Ministerium für Ländlichen Raum und Verbraucherschutz (MLR) zugeordnet. Sie forscht über den Wald und die Waldnutzung in Baden-Württemberg und übernimmt eine Vielzahl von Aufgaben: Neben Forschung und Monitoring ist der Wissenstransfer ein Kern ihrer Arbeit. Die FVA hat ihren Hauptsitz in Freiburg und wird von Prof. Dr. Ulrich Schraml geleitet.
Forstliche Versuchs- und Forschungsanstalt Baden-Württemberg
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