Energie- / Umwelttechnik

Aktives Risikomanagement statt Warten auf höhere Gewalt

Die Arbeit im Wald ist immer mehr von Unsicherheiten geprägt – natürliche Ursachen wie Sturm, Dürre und Borkenkäfer spielen dabei eine große Rolle; aber auch eine veränderte Einstellung zur Holzernte oder eine stärkere Freizeitnutzung des Waldes wirken sich auf die Arbeit von Waldbesitzenden und Forstpersonal aus. Für die forstliche Planung wird es daher immer wichtiger, die Risiken zu analysieren und im größtmöglichen Umfang in die Planungen zu integrieren. Existierende Ansätze des forstlichen Risikomanagements sind bisher nur in Ansätzen in die Planungen eingeflossen, für viele Betriebsziele fehlen praxistaugliche Lösungen. Das Projekt PRIMA (Planung und Risikomanagement) unter Leitung der Forstlichen Versuchs- und Forschungsanstalt Baden-Württemberg (FVA) wird das ändern.

Welche Baumarten soll ich angesichts des Klimawandels in meinem Wald pflanzen? Wie sicher ist mein Wald hinsichtlich der Verkehrssicherung? Wie wahrscheinlich ist ein Waldbrand in meinem Bestand? Wo ist es wichtig, Aspekte der Erholungsnutzung besonders zu berücksichtigen– für Waldbesitzende und Forstbetriebe sind diese Fragen nicht neu. "In der Vergangenheit wurden bereits verschiedene Modelle, Verfahren und Tools zur Risikobewertung und -handhabung entwickelt", erklärt Dr. Christoph Hartebrodt, PRIMA-Projektleiter an der FVA. "Sie werden bisher aber in den meisten Fällen nicht umfassend und systematisch angewendet. Der Forstpraxis fehlt eine Gesamtschau der Verfahren, sie wurden bislang noch gar nicht zusammengetragen."

Svenja Bonadio, Projektmitarbeiterin an der FVA, erklärt: "Mit PRIMA sollen die Voraussetzungen geschaffen werden, unterschiedliche Risiken wie zum Beispiel Stürme bereits im Voraus zu analysieren und zu bewerten. Auch wenn es nie möglich sein wird, das Auftreten von Naturkatastrophen oder Unfällen in einer Waldfläche sicher vorherzusagen, gibt es doch zahlreiche Möglichkeiten, die Wahrscheinlichkeit und den Umfang von Schäden durch vorsorgendes Risikomanagement aktiv zu minimieren."

Umsetzung und Ziele

Genau hier setzt PRIMA, das Projekt unter der Leitung der Forstlichen Versuchs- und Forschungsanstalt Baden-Württemberg (FVA) in Zusammenarbeit mit der Landwirtschaftskammer Niedersachsen (LWK) und Sachsenforst an.

Von Waldbesitzenden erfragte Ziele (Holzproduktion, Erholung, Jagd, und mehr) bilden die Grundlage der praktischen Projektplanung. Modellversuche finden zwischen Oktober 2020 und April 2023 statt. Die Ergebnisse und Erfahrungen dieser Tests gehen in ein EDV-Tool und ein Online-Handbuch zu den Verfahren der Risikobewertung und Planung in der Forsteinrichtung ein, das allen Betroffenen als dringend benötigte Praxishilfe dienen wird.

Hintergrund

Die Planung und Inventur eines Forstbetriebes wird mithilfe der sogenannten "Forsteinrichtung" durchgeführt. Sie ist ein bewährtes Verfahren in der Waldbewirtschaftung und stellt im Wesentlichen den Rahmen für die künftige Gestaltung der Wälder. Da die Produktionszeiträume im Wald sehr lang sind, ist eine frühzeitige Risiko-Abschätzung von großer Bedeutung.

Aber wie genau berücksichtigt man diese Risiken? Dieser Frage widmet sich das Risikomanagement. Es identifiziert die Ziele, die ein Betrieb erreichen möchte. Diese werden von unterschiedlichen Faktoren beeinflusst. Mithilfe von Risikomanagementverfahren können Waldbesitzende diese Faktoren analysieren und bewerten.

Die FVA widmet sich seit zwei Jahrzehnten Fragen des forstlichen Risiko- und Krisenmanagements und hat mit einem hierauf spezialisierten Arbeitsbereich ein Alleinstellungsmerkmal in der deutschsprachigen Forschungslandschaft. Die Mitarbeitenden beraten national – und teilweise auch international – forstliche Institutionen bei der Einführung von Verfahren des Risiko- und Krisenmanagements und koordinieren seit über einem Jahrzehnt ein Netzwerk, das sich diesen Themen widmet.

Weitere Informationen

Das Vorhaben wird vom Bundesministerium für Ernährung und Landwirtschaft (BMEL) und dem Bundesministerium für Umwelt, Naturschutz und nukleare Sicherheit (BMU) über den Projektträger, die Fachagentur Nachwachsende Rohstoffe e.V. (FNR), aus Mitteln des Waldklimafonds gefördert.

Über Forstliche Versuchs- und Forschungsanstalt Baden-Württemberg

Die Forstliche Versuchs- und Forschungsanstalt (FVA) ist als Forschungseinrichtung der Landesforstverwaltung (LFV) dem Ministerium für Ländlichen Raum und Verbraucherschutz (MLR) zugeordnet. Sie forscht über den Wald und die Waldnutzung in Baden-Württemberg und übernimmt eine Vielzahl von Aufgaben: Neben Forschung und Monitoring ist der Wissenstransfer ein Kern ihrer Arbeit. Die FVA hat ihren Hauptsitz in Freiburg und wird von Prof. Dr. Ulrich Schraml geleitet.

Firmenkontakt und Herausgeber der Meldung:

Forstliche Versuchs- und Forschungsanstalt Baden-Württemberg
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