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Rezo: „Du kannst nicht dafür sorgen, dass dich niemand missversteht“

Wer auf YouTube, Instagram oder TikTok Informationen und politische Inhalte in Videos verbreitet, trägt auch eine besondere Verantwortung. Denn „Influencing via Social Media“ ist nicht zu unterschätzen. Teilweise werde gezielt Einfluss auf die politische Meinungsbildung ausgeübt, betont Dr. Thorsten Schmiege, Geschäftsführer der Bayerischen Landeszentrale für neue Medien (BLM), zum Auftakt des 10. Deutschen Social TV Summit. Die Marktrelevanz der Webvideo-Produzenten dokumentiert der Online-Video-Monitor 2021, der gestern während der Online-Veranstaltung präsentiert wurde.

Seiner Verantwortung ist sich YouTuber Rezo durchaus bewusst. Doch er wehrt sich gegen Schubladen-Denken. „Negative Einzelfälle gefährlichen Influencer-Contents fallen natürlich besonders auf, aber bewusstes Fehlinformieren gibt es sowohl in sozialen als auch in klassischen Medien.“ Er verweist auch auf die Verantwortung der Rezipienten. Manche suchten sich geradezu ein Feindbild, um wieder mal richtig aufstampfen zu können.

Problematisch werde es in puncto Einfluss auf die Meinungsbildung, wenn gerade jüngere User nur noch schlecht zwischen Fakten und Meinung unterscheiden könnten, gibt Juliane Leopold, tagesschau.de, zu bedenken. Das bestätigt auch Felix Dachsel, der Chefredakteur von Vice Media. Die Absenderkennung, also die Unterscheidung, ob die Nachricht von der tagesschau oder Verschwörungstheoretikern in einer Whatsapp-Gruppe komme, verschwimme immer mehr: "Das ist ernüchternd.“

Damit Informationen und Botschaften fair und faktenbasiert vermittelt werden, brauche es „klare Regeln für alle“, betont Dr. Wolfgang Kreißig, Präsident der LFK Baden-Württemberg, in der Einführung zum Online-Video-Monitor 2021. Erstmals enthält die im Auftrag von LFK und BLM erstellte Studie auch eine Sonderanalyse zu TikTok. Und diese Plattform bezeichnet Prof. Dr. Klaus Goldhammer ganz klar als „Aufsteiger des Jahres“ bei der Präsentation der Monitor-Ergebnisse. Im Ranking der meistgenutzten Social-Media-Plattformen liegt TikTok mit 23 Prozent noch hinter den Top 3 Instagram, Facebook und YouTube. Ein weiterer Key Fact der Studie: Die Online-Video-Anbieter wünschen sich mehr Regulierung, insbesondere was die Transparenz der Algorithmen betrifft.

Diese Transparenz erhöht laut Klaus Böhm, Media & Entertainment Lead bei Deloitte, die Glaubwürdigkeit der Anbieter, die ein wichtiges Kriterium für Werbetreibende sei: „Wir sprechen hier über eine Blackbox.“ Wenn der technische Algorithmus und nicht eine Redaktion entscheide, welche Inhalte den Menschen präsentiert werde, sei das immer problematisch, warnt Böhm. Mit Blick auf die Vermarktung sieht er für Mediaagenturen die Notwendigkeit, agil und innerhalb kürzester Zeit auf neue Trends zu reagieren und zu beobachten, wohin die Ziel-gruppen wanderten.

Zu diesen Trends gehört auch die verstärkte Nutzung von Online-Videos durch den Corona-Effekt. Ein Trend, den Jennifer Meißner, Managing Partner von Zucker-Kommunikation, bestätigen kann. Online-Videos würden meist gute Unterhaltung und die Möglichkeit zur direkten Interaktion bieten: „Das konnten wir in den letzten Monaten alle brauchen.“

Wenn dann die Videos auch noch live gestreamt werden wie auf der Gaming-Plattform Twitch, könnten diese Plattformen eine hohe Marktrelevanz erreichen. „Livestreaming ist gekommen, um zu bleiben“, lautet Goldhammers Einschätzung. Twitch zumindest stehe bereits auf der Agenda für künftige Studien.

Mehr Informationen zum Online-Video-Monitor 2021 und die Nachlese inklusive Liveblog zum 10. Deutschen Social TV Summit sind auf der BLM-Website abzurufen.

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