Tierwohl messbar machen
Die Wissenschaftler und Wissenschaftlerinnen untersuchten in Schweinemastbetrieben sowie am Schlachthof verschiedene mögliche Tierwohlindikatoren wie das Auftreten von Verletzungen, die Mortalität oder diverse Schlachtbefunde auf ihre Praxistauglichkeit. Die Informationen wurden verglichen und schließlich in einer Gesamtbewertung zusammengefasst. Insgesamt untersuchten die Forschenden über 200 Indikatoren, anhand derer Tierärztinnen und Tierärzte sowie Tierhalterinnen und Tierhalter Rückschlüsse auf das Tierwohl und auf Erkrankungen ziehen und gegebenenfalls Maßnahmen einleiten können.
„International wie national wird in der Wissenschaft, in der Landwirtschaft, in der Politik und ganz allgemein in der Gesellschaft viel über Tierwohl diskutiert und um die richtige Vorgehensweise der Erfassung und der Bewertung des Tierwohls gestritten", sagt Professor Dr. Lothar Kreienbrock, Institut für Biometrie, Epidemiologie und Informationsverarbeitung, der das Projekt zusammen mit PD Dr. Hubert Gerhardy, Marketing Service Gerhardy, koordinierte. „Um aber eine verlässliche Aussage über das Wohlbefinden von Tieren treffen zu können, reicht das Bauchgefühl nicht aus. Vielmehr müssen belastbare Daten so zur Verfügung gestellt werden, dass diese im landwirtschaftlichen Alltag praktikabel erfasst und die Daten und deren Zusammenhänge anschließend auch fachlich korrekt analysiert werden können."
Das Projekt zeigt eindeutig, dass von Landwirtinnen und Landwirten erhobene Daten und von Tierärztinnen und Tierärzten im Betrieb und auf Schlachthöfen gezielt nacherfasste Informationen eine Klassifikation von Betrieben nach Tierwohlkriterien ermöglichen. „Dabei gibt es nicht DEN guten oder DEN schlechten Betrieb. Vielmehr müssen die vielfältigen Teilinformationen, aus denen Tierwohl besteht, angemessen geprüft, verarbeitet und bewertet werden", so Kreienbrock.
Das Projekt, für das die Forschenden in über 200 Betrieben Daten erhoben haben, kann als wesentliche Grundlage für ein zukünftiges nationales Tierwohlmonitoring genutzt werden, da es bereits jetzt wesentliche Komponenten einer Tiergesundheitsdatenbank enthält. Damit kann nicht nur das Tierwohl beurteilt werden. Vielmehr können alle Beteiligten der Lebensmittelkette diese Indikatoren nutzen, um gegebenenfalls verbessernde Maßnahmen einzuleiten.
Außer dem Institut für Biometrie, Epidemiologie und Informationsverarbeitung waren das Institut für Tierhygiene, Tierschutz und Nutztierethologie sowie die Außenstelle für Epidemiologie in Bakum als Partner der Stiftung Tierärztliche Hochschule Hannover an dem Projekt beteiligt. Des Weiteren waren der Schweinegesundheitsdienst der Landwirtschaftskammer Niedersachsen, der Verein zur Förderung der bäuerlichen Veredelungswirtschaft e.V. in Uelzen sowie der Marketing Service Gerhardy, Garbsen als aktive Partner Mitglieder im Forschungsverbund.
Publikationen
Aus dem Projekt sind bereits drei wissenschaftliche Veröffentlichungen hervorgegangen:
Wegner B, Spiekermeier I, Nienhoff H, Große-Kleimann J, Rohn K, Meyer H, Plate H, Gerhardy H, Kreienbrock L, grosse Beilage E, Kemper N, Fels M. Status quo analysis of noise levels in pig fattening units in Germany. Livestock Science 230 (2019) 103847
Wegner B, Spiekermeier I, Nienhoff H, Große-Kleimann J, Rohn K, Meyer H, Plate H, Gerhardy H, Kreienbrock L, Grosse Beilage E, Kemper N. Application of the voluntary human approach test on commercial pig fattening farms: a meaningful tool? Porcine Health Management (2020); 6 (19); https://doi.org/10.1186/s40813-020-00158-y
Grosse-Kleimann J, Plate H, Meyer H; Gerhardy H, Heucke CE, Kreienbrock L. Health monitoring of finishing pigs by secondary data use – a longitudinal analysis. Porcine Health Management (2021) ;7(20); https://doi.org/10.1186/s40813-021-00197-z
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