Buchtipp: Von der Kunst, sich überraschen zu lassen
Ein Burnout zwingt Corina dazu, sich neu zu orientieren. Welche unerwarteten Impulse sie dabei auf einen neuen Weg führen, beschreibt der Roman „Wunder sind nichts für Weichlinge“, (ISBN: 978-3-95716-320-2). Autorin Christiane Barth bemüht dabei keinen erhobenen Zeigefinger und keinen bedauernder Unterton, wie es gelegentlich das Thema Burnout begleitet. Frisch und humorvoll entwickelt sie eine Geschichte mit überraschenden Wendungen. Denn, so lautet eine Schlussfolgerung der Autorin: Wenn eine Schraube locker ist, muss sich ein System neu justieren. Und das ist oftmals der einzige Weg, gesund zu werden oder zu bleiben.
Die Hauptfigur des Romans Corina gelangt nach ihrer psychischen und physischen Bruchlandung zur Reha in den Schwarzwald. Die Gruppentherapie schweißt sie mit den Mitpatienten als eingeschworene, nadelschwingende „Strick-Combo“ zusammen, die auch noch nach dem Zwangsurlaub zusammenhält. Ausgerechnet ein Schamane wird für Corina der Wegweiser in ein besseres Leben ohne Druck und festgezurrte Lebenspläne. Dieser Erkenntnis geht Corina ein halbes Jahr später in einem Sporthotel im österreichischen verschlafenen Nest Neufelden nach, wo sie eigentlich nur ganz für sich sein und sich dem „Kurs in Wundern“, einem spirituellen Lehrwerk, widmen will. Doch die Dinge entwickeln, wie auch zuvor bei der Gruppentherapie, schnell eine Eigendynamik, die niemand vorhersieht. Wieder muss sie ihre Vorstellungen davon, wie die Dinge zu sein haben, über den Haufen werfen.
In „Passerelle“ (ISBN: 978-3-95716-271-7) dokumentiert Paul Martin Kesselring die Stationen und Impulse einer suchenden, aufmerksamen Wanderschaft. Auf Reisen in Deutschland, Frankreich und den Kapverdischen Inseln lernt Vera, die Erzählerin, interessante ökologische und soziale Projekte kennen. Sie ist eine Frau, die sich in der Lebensmitte zu finden glaubt und nicht nur Bilanz ziehen will, sondern den Aufbruch, die Suche neuer Wege erwägt. Die Leser folgen in dieser Geschichte den Spuren von Vera, die ihnen in aller Offenheit Teile ihres Lebens anvertraut. Sie teilt ihre Gedankenwelt und ihrer Philosophie, ihre Wahrnehmungen auf Reisen und ihre Begegnungen mit Menschen aus verschiedenen Schichten und Kulturen, die manchmal – wie sie selbst – vor den komplexen Seiten des Lebens und des Verstehens zu kapitulieren drohen.
Suchend, vor allem durch spannende Begegnungen, lernt sie, sich dem Leben neu zu öffnen und ein Gefühl dafür zu entwickeln, was Leben im natürlichen Seins-Zustand bedeutet. Sie beschreibt Situationen, die sie an sich selber zweifeln lassen, aber bewahrt immer die Hoffnung, irgendwann einmal den ersehnten Schritt nach vorne zu machen. Das Schweizer Wort „Passerelle“ beschreibt einen Übergang oder eine schmale Fußgängerbrücke, wie sie sinnbildlich für den schwankenden, schmalen Pfad zu neuen Ufern steht.
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