IHK-Prognose: Vier Prozent Wachstum möglich
Gute Wachstumsaussichten für 2022
Für 2022 ist die IHK zuversichtlich gestimmt. „Die Saarwirtschaft wird auch im nächsten Jahr auf dem Wachstumspfad bleiben. Treiber wird einmal mehr der Export sein, der von den nochmals verbesserten Aussichten für die Weltwirtschaft profitiert, insbesondere im Euro-Raum, in den USA und in Asien. Weitere Impulse dürften abermals vom privaten Konsum sowie von einer anziehenden Nachfrage nach Investitionsgütern kommen. Beide Effekte dürften aber durch die mit den verschärften Klimaschutzanstrengungen verbundenen Preissteigerungen bei fossilen Brennstoffen ein Stück weit abgeschwächt werden. Unter der Voraussetzung, dass es nicht zu einer erneuten Zuspitzung der pandemischen Lage und damit zu verschärften Infektionsschutzmaßnahmen oder gar zu einem weiteren Lockdown im Winter kommt, erwarten wir für 2022 ein Saarwachstum in der Größenordnung von 3,5 Prozent“, so Thomé. Die Wachstumsrate im Saarland würde damit aber wieder unter der des Bundes liegen (4,3 Prozent).
Arbeitsmarkt: Arbeitslosigkeit wird weiter sinken
Der Saar-Arbeitsmarkt hat sich auch im Corona-Jahr 2021 sehr robust gezeigt. Zwar liegt die Zahl der Arbeitslosen an der Saar mit rund 36.000 noch immer über dem Wert vom Juni 2019 mit damals rund 32.000 Arbeitslosen. „Mit weiter anziehender Konjunktur – gerade auch im Handel und bei verbraucherorientierten Dienstleistungen – sowie steigender Investitionsbereitschaft der Unternehmen befindet sich der hiesige Arbeitsmarkt aber auf einem guten Wege, um im zweiten Halbjahr weiter Boden gutzumachen. Bis Ende 2021 rechnen wir daher mit einem fortgesetzten Rückgang der Arbeitslosigkeit um bis zu 2.500 Personen und mit einem Aufwuchs der Beschäftigung im vergleichbaren Umfang. Für 2022 erwarten wir eine Rückkehr zum Vor-Corona-Niveau“, erklärte Thomé.
Was zu tun ist: Die Wachstumslücke zum Bund schließen
Trotz einer kräftigen Erholung der saarländischen Wirtschaft 2021 wird sich die Wachstums- und Wohlstandslücke zum Bund perspektivisch weiter öffnen. Dauerhaft kann ein weiteres Zurückfallen nur verhindert werden, wenn es gelingt, den Strukturwandel im Saarland erfolgreich zu bewältigen. War die Wirtschaftspolitik während der Hochphase der Pandemie vorrangig auf Krisenbewältigung ausgerichtet, gilt es nun, die Standortattraktivität des Saarlandes zu erhöhen und damit zugleich die Wettbewerbs- und Innovationsfähigkeit der Unternehmen zu verbessern.
Konkret spricht sich die IHK für folgende Maßnahmen aus:
– Investitionsoffensive starten: In weiten Teilen der Infrastruktur hat sich ein erheblicher Sanierungsstau aufgebaut. Darüber hinaus kann der Stand der Digitalisierung der öffentlichen Verwaltung nicht mit den Ansprüchen der Unternehmen an eine moderne Verwaltung Schritt halten. Zudem fehlt es an hinreichenden Mitteln für strukturprägende Zukunftsinvestitionen (forcierter Ausbau des 5G-Mobilfunkstandards, Städtebauförderung, Kongress- und Messewesen, touristische Leitinvestitionen). „Die künftige Landesregierung muss daher eine Investitionsoffensive starten, die die kommunalen Investitionsbudgets auch über das Jahr 2020 hinaus deutlich aufstockt und durch mehr Investitionen in die Infrastruktur die Investitionslücke zum Durchschnitt der Länder schließt. Nur dann wird es zu echten Innovationsschüben durch private Investitionen und zu einer weiteren Neuansiedlung zukunftsträchtiger Unternehmen kommen“, so Thomé.
– Standortkosten senken: Allein bei der Gewerbesteuer müssen Unternehmen im Saarland eine jährliche Sonderlast in Höhe von gut 55 Millionen Euro gegenüber ihren Wettbewerben im Bund schultern. Die vergleichsweise hohen Gewerbesteuerhebesätze schaden dem Saarland gleich in mehrfacher Hinsicht: Sie verringern die Chancen auf Ansiedlungen neuer Betriebe, schwächen die Investitionskraft bestehender Unternehmen und belasten deren Wettbewerbsfähigkeit. Zudem liegen weitere Gebühren um ein Vielfaches höher als im Rest der Republik. Hierzu zählen etwa im Umweltbereich der Wassercent oder die pauschalen Kosten für wiederkehrende Umweltinspektionen. Andere Bundesländer verzichten ganz auf diese Gebühren.
– Vorranggebiete für Industrie und Gewerbe in mindestens dem gleichen Umfang wie im bestehenden Plan reservieren: Mit der Entwicklung des Masterplans II Industrieflächen hat die Landesregierung die Notwendigkeit einer vorausschauenden Flächenpolitik erkannt. „Voraussetzung ist aber zugleich, dass im neuen Landesentwicklungsplan auch tatsächlich Vorranggebiete für Industrie und Gewerbe in mindestens dem gleichen Umfang wie im bestehenden Plan reserviert werden. Denn eine zukunftsgerichtete Flächenvorsorge ist gerade in Zeiten struktureller Umbrüche eine ganz entscheidende Grundlage dafür, dass die Saarindustrie auch künftig ihrer Rolle als Motor für Innovation, Wachstum und Beschäftigung gerecht werden kann“, so IHK-Geschäftsführer Dr. Carsten Meier.
– Digitalisierung der öffentlichen Verwaltung vorantreiben und Baukosten senken: Neben der zügigen, saarlandweiten Realisierung des Projektes „digitaler Bauantrag“ sowie der dringend gebotenen Verschlankung der Landesbauordnung ist aus Sicht der IHK zur Reduzierung der Baukosten die Rückkehr zum 4-Augen-Prinzip beim Brandschutz ebenso geboten wie mehr Entscheidungsfreude der Verantwortlichen auf behördlicher Ebene. Bauherren und Investoren brauchen dringend mehr Planungssicherheit. Anspruch muss es sein, dass das Saarland eine Landesbauordnung erhält, die zum Bauen animiert und bundesweit Best-Practice ist.
– Die demographische Herausforderung meistern und die Fachkräftebasis sichern: Vor dem Hintergrund des weiter deutlich sinkenden Erwerbspersonenpotenzials und der Fortsetzung des Bevölkerungsrückgangs ist seitens der Landesregierung ebenfalls entschlossenes Handeln von Nöten. Denn ein Rückgang der Einwohnerzahl bedeutet zugleich weniger Konsumenten sowie weniger Steuereinnahmen für Land und Kommunen. Zugleich würde sich das Potential an Fachkräften verringern. „Für das Industrieland Saarland bleibt dabei die Verfügbarkeit von Ingenieuren, Technikern und IT-Spezialisten eine zentrale Herausforderung. Erforderlich ist daher neben einer vorausschauenden Fachkräfteanwerbestrategie eine hochwertige MINT-Ausbildung an den Saarhochschulen, die sich am Puls der Zeit orientiert, etwa beim Aufbau von Wasserstoffkompetenzen“, so Meier.
Den Einschätzungen der IHK liegt eine detaillierte Analyse der Wachstumskomponenten zugrunde, die auf der IHK-Homepage (www.saarland.ihk.de) unter der Kennziffer 2480 bereitsteht.
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