EMI: Industrie setzt Aufwärtstrend im Juli fort
„Der Juli dürfte für die Konjunktur weitere Impulse gebracht haben. Doch am Horizont brauen sich wieder dunklere Konjunkturwolken zusammen. Lieferengpässe und Corona-Sorgen könnten stärker als gedacht auf der Konjunktur lasten“, sagte Dr. Ulrich Kater, Chefvolkswirt der DekaBank, am Dienstag dem BME.
Zur jüngsten Entwicklung des EMI-Teilindex Einkaufspreise teilte Dr. Heinz-Jürgen Büchner, Managing Director Industrials, Automotive & Services der IKB Deutsche Industriebank AG, am Dienstag dem BME mit: „Die Rohstoffpreise bewegen sich weiter auf hohem Niveau. Insbesondere die Rohölpreise erwiesen sich erneut als Belastung. Nachdem die OPEC-Ministerkonferenz zunächst Anfang Juli ohne Ergebnis abgebrochen worden war, kam es im Nachgang doch noch zu einer Einigung; diese war verbunden mit einer Anhebung der Förderung um 0,4 Millionen Barrel Rohöl pro Tag (mbd) ab August, dem weitere kleine Schritte folgen sollen. Es ist jedoch fraglich, ob diese ausreichen, um den Bedarf im vierten Quartal 2021 decken zu können. Von den Rohölpreisen gehen damit Risiken für die Erholung der Wirtschaft aus.
Die Entwicklung der EMI-Teilindizes im Überblick:
Produktion: Obwohl die Produktion im Juli wieder deutlich ausgeweitet wurde, ging die Zuwachsrate auf den zweitschwächsten Wert der vergangenen fünf Monate zurück. Dies spiegelt in erster Linie die anhaltenden Unterbrechungen der Lieferketten wider, hervorgerufen durch den Mangel an Rohstoffen und Verzögerungen im Frachtverkehr. Allerdings gaben einige EMI-Umfrageteilnehmer an, dass sich ihre Versorgungslage etwas entspannt hat.
Auftragseingang: Die Anzahl der Neuaufträge stieg im Berichtsmonat zum dreizehnten Mal in Folge. Mehr noch, die Wachstumsrate erreichte ein 3-Monatshoch und war die dritthöchste seit Beginn der Datenaufzeichnung. Die jüngsten Zugewinne gehen laut Befragten auf die stark anziehende Nachfrage infolge der guten Konjunktur zurück, sowie der Tatsache, dass immer mehr Unternehmen ihre Produktion wieder voll hochfahren.
Auftragseingang Export: Die Exportaufträge wuchsen im Juli den dreizehnten Monat hintereinander. Zwar blieb die Zuwachsrate historisch hoch, dennoch schwächte sie sich zum dritten Mal innerhalb von vier Monaten ab und gab gegenüber dem Rekordwert vom März weiter nach. Besonders in Asien ist die Nachfrage nach wie vor hoch.
Geschäftserwartungen: Die Einschätzungen der Hersteller hinsichtlich der zukünftigen Produktionsniveaus fielen auch im Juli sehr optimistisch aus. Weiterhin setzen viele Unternehmen dabei vor allem auf den immer noch hohen pandemiebedingten Nachholbedarf sowie auf neue Investitionen. Der entsprechende Teilindex gab zwar vor dem Hintergrund der anhaltenden Lieferengpässe auf ein 7-Monatstief nach, blieb im historischen Vergleich aber nach wie vor kräftig.
Beschäftigung: Die Beschäftigung ist im Juli den fünften Monat in Folge gestiegen. Gleichzeitig beschleunigte sich die Wachstumsrate abermals und erreichte ein neues Allzeithoch. 28 Prozent der Umfrageteilnehmer meldeten ein Plus beim Personal gegenüber Juni. Der aktuelle Boom spiegelte die Bemühungen vieler Firmen wider, die Kapazitäten zu erhöhen, um die steigende Nachfrage zu bedienen. Bereits zum dritten Mal hintereinander wurde der größte Zuwachs im Investitionsgüterbereich verzeichnet.
Einkaufspreise: Der Inflationsdruck in der deutschen Industrie wächst und wächst. So zog die Inflationsrate der Einkaufspreise zum achten Mal innerhalb der vergangenen neun Monate an und erreichte ein neues Allzeithoch, womit der vorherige Rekord vom Mai übertroffen wurde. Über 80 Prozent der Umfrageteilnehmer meldeten höhere Einkaufspreise. Sie verwiesen in diesem Zusammenhang auf anziehende Rohstoffpreise sowie steigende Transportkosten. Die Inflation kletterte im Konsumgüter- und im Vorleistungsgüterbereich auf neue Höchststände. Im Investitionsgüterbereich war es der zweithöchste jemals gemessene Wert.
Verkaufspreise: Die Verkaufspreise wurden im Juli den zehnten Monat in Folge angehoben. Darüber hinaus beschleunigte sich die Inflationsrate zum sechsten Mal hintereinander auf den nun höchsten Wert seit Erhebung dieser Daten im September 2002. Genau die Hälfte aller Befragten meldeten eine Erhöhung – meist aufgrund des enormen Kostendrucks – während weniger als drei Prozent ihre Preise reduzierten.
Über den EMI: Der IHS Markit/BME-Einkaufsmanager-Index (EMI) gibt einen allgemeinen Überblick über die konjunkturelle Lage in der deutschen Industrie. Er ist eine Momentaufnahme der Geschäftssituation im Verarbeitenden Gewerbe – errechnet aus den Teilindizes für Auftragseingang, Produktion, Beschäftigung, Lieferzeiten und Vormaterialbeständen. Der Index erscheint seit 1996 unter Schirmherrschaft des BME. Er wird vom Anbieter von Unternehmens-, Finanz- und Wirtschaftsinformationen IHS Markit mit Hauptsitz in London erstellt und beruht auf der Befragung von 500 Einkaufsleitern und Geschäftsführern der verarbeitenden Industrie in Deutschland (nach Branche, Größe, Region repräsentativ für die deutsche Wirtschaft ausgewählt). Der EMI orientiert sich am Vorbild des US-Purchasing Manager´s Index (Markit U.S.-PMI).
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