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Die schlechtesten Radverkehrslösungen 2020/2021

Die Initiative Cycleride hat sich zur abgelaufenen Saison entschlossen, die Bekanntgabe der Pannenflicken-Preisträger 2020/2021 angesichts der schweren Unwetterschäden später zu veröffentlichen. Die betroffenen Menschen und Kommunen haben unser Mitgefühl und wir wünschen uns, dass Politiker und Regionalplaner die richtigen Schlüsse daraus ziehen – soweit dies überhaupt möglich ist. Leider gibt es aber nach wie vor kritische, gefährliche und unzumutbare Radwege in der ganzen Republik und der diesjährige Sieger ist ausgerechnet Wuppertal. Trotz der Unwetterschäden hoffen wir, dass in Sachen Radverkehrssicherheit nachhaltig reagiert wird denn Radverkehr ist wichtiger denn je.

„Goldener Pannenflicken“ des Jahrgangs 2020/2021 geht nach Wuppertal

Beim Anblick eines der Bilder gefriert einem glatt das Blut in den Adern. Wird doch der Radfahrer, der die unglaublich enge Situation am Neumarkt im Stadtbezirk Elbersfeld festhält, fast vom Linienbus erdrückt. Dabei steht er auf einem Radstreifen! Vom Piktogramm, das hier aufgemalt wurde, ist fast nichts mehr zu sehen, weil der Bus dieses einfach überfährt. Bei der ersten Durchsicht der Nominierungseinsendung aus Wuppertal war damit dem Pannenflickenteam schnell klar: Das ist ein ganz heißer Kandidat für den Negativpreis "Pannenflicken 2020/2021 in Gold". Und weil es die wählenden Mitglieder ähnlich sahen, gingen 46,7% aller Stimmenpunkte an Wuppertal.

In Wuppertal gibt es noch weitere Chaoszustände zu entdecken. Ein Kreisverkehr mit einem Sammelsurium an Radspuren, Radwege mit schlechten Sichtverhältnissen und ultraschmal, Radfahrstreifen, die großzügig sind, auf denen aber unbehelligt massenhaft Fußgänger flanieren und Fahrradstraßen, auf denen man nicht fahren kann, weil die entgegenkommenden Autos diese komplett ausfüllen. Und wir haben noch mehr Fotos bekommen, die gegebenenfalls in der nächsten Saison zur Wahl gestellt werden.

Der zweite Preis in Form des "Silbernen Pannenflickens" geht in den Baden-Württembergischen Landkreis Göppingen und an die Stadt Uhingen. Ein Sammelsurium an Verstößen gegen diverse Vorschriften und Regularien zwingt dort gesetzestreue Radfahrer zu ständigem Wechsel der Fahrbahnseiten auf viel zu schmale "Radwege" mit Schiebepassagen durch Gehwegabschnitte oder alternativ in Tempo-30-Zonen, wo sie eigentlich nicht hinwollen. Im Übrigen wurde Uhingen vorgewarnt, doch das Rathaus fühlte sich für den Schutz seiner Bürger und Besucher nicht zuständig, sondern verwies an den Landkreis. 21,2% der Stimmenpunkte gingen deshalb nach Uhingen.

Die Bronzene Ehrung des "Pannenflickens" geht mit 13,3% an Neckartailfingen im Nachbarkreis Esslingen, ebenfalls in Baden-Württemberg, dessen Grün-Schwarze Regierung offensichtlich gerne "plant" und "wünscht", aber außerstande ist, für rechts- und regelkonforme Anlage und Ausschilderung von Radwegen zu sorgen. Anstatt auf Kommunen und Landkreise zuzugehen und diese aufzufordern rechtswidrige Radwegschilder mit Benutzungspflicht in Form des Verkehrszeichens 240 o.ä. beseitigen zu lassen, malt man stattdessen ein bekräftigendes "RadNETZ"-Piktogramm (zuständig ist hier die Nahverkehrsgesellschaft BW) zusätzlich auf den kurzen Wegabschnitt, der direkt auf den Parkplatz des dortigen Naherholungsgebiets führt. Ironischerweise sagt das Schild Z. 240 ab Parkplatzbeginn aber aus, dass hier keine Autos fahren dürfen, da es sich um einen benutzungspflichtigen, kombinierten Fuß – und Radweg handelt. Wie viele tausende Autofahrer seither dagegen verstoßen haben, ist unbekannt.

Der „Baustellenchaos-Sonderpreis“ des Pannenflickens ging erneut an die Stadt Duisburg wie schon im Vorjahr. Ganz besonders ärgerlich: Baustellenlöcher mitten auf dem Radweg einfach mit Sand aufzufüllen zeugt von Ignoranz und Desinteresse dem umweltfreundlichen Radverkehr gegenüber. Ausgerechnet Sand für die Verkehrsmittel, die mit offenen Ketten und Ritzeln, an denen der Sand kleben bleiben könnte, hier durchfahren müssen.

Auf den weiteren Plätzen folgten Überlingen (BW) wegen seiner Schutzstreifen, die beim unachtsamen Öffnen der Autotüren für Krankenhausaufenthalte oder schlimmeres sorgen. Die Gärtnerstraße von Duisburg (NRW) mit ihren zahlreichen gefährlichen Fahrbahnunebenheiten erreichte den 5. Platz. Duisburg sticht tatsächlich besonders oft negativ hervor, weshalb unser Mitarbeiter Wolfgang Dewald es sich zur Aufgabe gemacht hat, seine Videos dieser Region auf YouTube zu veröffentlichen.

Zwei Nominierungen kamen nicht in die Endwertung. Die Städte Bad Hersfeld und Frankenberg – beide übrigens in Hessen – haben nach Nominierungsbekanntgabe schnell reagiert und schikanöse Radverkehrsschilder entfernt beziehungsweise die Zusage der Öffnung von Einbahnstraßen für den Radverkehr gegeben. 

Die Preisträger und Nominierten können hier eingesehen werden (Klick auf Bild öffnet vergrößerte Ansicht mit beschreibendem Text):

http://www.cycleride.de/component/joomgallery/pannenflicken-20-21.html

Auch die Meinungen unserer Fachjuroren und einiger IC-Experten haben wir dieses Jahr wieder gesammelt und hier veröffentlicht.

http://www.cycleride.de/aktuelles/news/115-die-pannenflickenbewertungen-unserer-experten-fuer-2020-2021.html

Die Auszeichnungen werden kommende Woche in einer separaten Mail verschickt und zusätzlich im Original per Post den Preisträgern zugestellt. Die Auszeichnung für Wuppertal wird umständehalber wegen der Unwetterschäden erst im September versandt.

Über Initiative Cycleride c/o Ralf Epple

Seit 2006 besteht der Sonderpreis Pannenflicken des Jahres der Initiative Cycleride für die bundesweit schlechtesten Radverkehrslösungen.

Mit Saisonbeginn im Juli werden Nominierungsvorschläge für den Pannenflicken gesammelt, ausgewertet und bei erkennbarer Berechtigung auch veröffentlicht. Zum Ende der Nominierungsphase im Frühjahr werden die Behörden und auch Medienvertreter sowie die lokalen Radverkehrsverbände über die Nominierung informiert, da viele Behördenmitarbeiter sich der Brisanz ihrer eigenen Verkehrsplanung oft nicht bewusst sind. Hierdurch entfallen in der Regel jährlich einige Nominierungen, weil schnell reagiert und Gefahrenstellen oder Schikanen beseitigt werden. Alle anderen werden zur Pannenflicken-Wahl zugelassen. Die Mitglieder der IC wählen dann aus ihren Favoriten und geben ihrem Hauptfavorit 3 Punkte, dem zweiten 2 Punkte und dem dritten 1 Punkt. Dazu gibt es je nach Saison noch Stimmenpunkte für Sonderpreise zu mangelhaften Verkehrsführungen an Baustellen oder auch Trampelpfade abzugeben.

Firmenkontakt und Herausgeber der Meldung:

Initiative Cycleride c/o Ralf Epple
Im Grund 3/2
72664 Kohlberg
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Ansprechpartner:
Ralf Epple
1. Vorsitzender
E-Mail: ralf.epple@cycleride.de
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