Bauen & Wohnen

Zertifizierte Abstandhalter erkennen

Während noch vor 10 Jahren kaum jemand etwas mit dem Begriff „Warme Kante“ anfangen konnte, haben gesetzliche Vorgaben und ein zunehmendes Umweltbewusstsein dafür gesorgt, dass Abstandhalter aus Aluminium oder Stahl heutzutage immer seltener zum Einsatz kommen. Entsprechend zahlreich sind mittlerweile die Anbieter von Warme Kante-Abstandhaltern – umso wichtiger ist es, die Unterschiede zwischen den Produkten zu kennen. Insbesondere wenn es um die thermischen Werte der Abstandhalter geht, sind objektive und vergleichbare Daten notwendig. Denn diese Werte unterstützen eines der wesentlichen Verkaufsargumente für das Endprodukt Fenster.

Generell muss es im Sinne von Anbietern sein, Transparenz bezüglich der Produkteigenschaften und damit bei ihren Abnehmern Vertrauen in die Produktqualität zu schaffen. Wie wichtig das ist, zeigt nicht zuletzt das Dilemma bei den Diesel-Abgaswerten in der Automobilbranche. „Für Isoliergläser sind strenge Prüfungen durch die RAL Gütegemeinschaft schon längst vorgeschrieben. Für uns hat es oberste Priorität, im Sinne unserer Kunden mit offenen Karten zu spielen und für Abstandhalter einheitliche Richtlinien einzuhalten. Alles andere geht zu Lasten unserer Glaubwürdigkeit“, erklärt Victoria Renz-Kiefel, Managing Director bei SWISSPACER.

Im Arbeitskreis „Warme Kante“ des Bundesverbands Flachglas macht sich das Unternehmen für die regelmäßige Überprüfung der Wärmeleitfähigkeit von Warme Kante-Abstandhaltern durch das ift Rosenheim (Institut für Fenstertechnik Rosenheim) stark. Im Rahmen dessen wurde auch die neue ift-Richtlinie VE-17/1 „Produktkenndaten und Prüfverfahren für den Nachweis der Verwendbarkeit von Abstandhaltersystemen im Isolierglas-Randverbund“ erarbeitet. Ziel der Richtlinie ist es, einheitliche Prüfverfahren zu beschreiben, welche die Verwendbarkeit der Produkte im Isolierglas-Randverbund darstellen.

Das unabhängige Vorgehen zur Bewertung unterschiedlicher Abstandhalter

Bei der Berechnung des Wärmedurchgangskoeffizienten für ein Fenster (Uw) fließt die Leistung des Randverbunds über den längenbezogenen Psi-Wert ein. Dieser Psi-Wert des Fensters bzw. der Fassade beschreibt die Wärmeverluste entlang des Glasrandes. Der Wert berücksichtigt die Wechselwirkung von Rahmenprofil, Glas, Abstandhalter und Dichtstoffen und wird maßgeblich von der Wärmeleitfähigkeit des Abstandhalters bestimmt. Er kann also nur mit konkreten Angaben zu Rahmen und Glas für den Randverbund insgesamt ermittelt werden.

Doch wie ermittelt man den Psi-Wert? Und wie genau sieht eine unabhängige Zertifizierung für die wichtige Komponente des Abstandhalters aus? Zunächst wird die Wärmeleitfähigkeit des Abstandhalters, der sogenannte Lambda-Wert (λ), von einer unabhängigen Einrichtung (ift Rosenheim) ermittelt. Dies erfolgt anhand einer im Arbeitskreis „Warme Kante“ festgelegten standardisierten Messmethode (ift-Richtlinie WA-17/1 “Wärmetechnisch verbesserte Abstandhalter– Ermittlung der äquivalenten Wärmeleitfähigkeit durch Messung”). Der Lambda-Wert (W/mK) gibt die Wärmeleitfähigkeit eines Stoffes wider und ist einer der elementaren Werte für die Beurteilung und Eignung eines Materials beim Bauen oder Sanieren.

Dabei erreicht jeder Abstandhalter einen ganz spezifischen Wert. Denn sowohl die genaue Materialzusammensetzung als auch der Aufbau der Abstandhalter variieren von Anbieter zu Anbieter und beeinflussen die Wärmeleitfähigkeit – beispielsweise durch die zusätzlichen metallbeschichteten Folien, die das Entweichen der Gasfüllung und das Eindringen von Wasserdampf verhindern.

Die exakten Werte können von unabhängigen Institutionen wie dem ift Rosenheim messtechnisch ermittelt werden. Man spricht folglich vom gemessenen oder messtechnisch ermittelten Lambda-Wert. Im Gegensatz dazu kommunizieren einige Anbieter Datenblätter oder Zertifikate mit berechneten Psi Werten nach EN ISO 10077-2. Bei solchen Zertifikaten kann davon ausgegangen werden, dass der Abstandhalter-Anbieter nicht dem Arbeitskreis Warme Kante angehört und kein vergleichbares Datenblatt mit gemessen Werten vorliegen hat, sondern stattdessen berechnete Werte angibt.

Damit die Angaben zur wärmetechnischen Leistungsfähigkeit der unterschiedlichen Abstandhaltersysteme trotz aller Komplexität vergleichbar sind, wurde vom Bundesverband Flachglas ein Forschungsvorhaben durchgeführt und anschließend in eine Richtlinie überführt (ift Richtlinie WA-08/3 „Wärmetechnisch verbesserte Abstandhalter – Teil 1: Ermittlung des repräsentativen Psi-Wertes für Fensterrahmenprofile“). Mit dieser Richtlinie lassen sich nun sogenannte repräsentative Psi-Werte unter exakt gleichen Randbedingungen ermitteln, um Resultate einheitlich darzustellen. Dabei basieren die repräsentativen Psi-Werte auf vier gängigen Rahmenmaterialien sowie zwei üblichen Verglasungen – und stellen folglich eine objektive Vergleichsgrundlage dar.

Der Uw-Wert: Das Maß für den Energieverlust des Fensters

Der Uw-Wert bestimmt den Verlust der Wärme, die durch Bauelemente eines Gebäudes nach außen dringt. Er beschreibt den Wärmestrom, der bei einem Temperaturunterschied von 1 Kelvin (K) zwischen Innen und Außen durch ein 1 m² großes Bauteil geleitet wird. Der Uw-Wert wird in W/m²K angegeben. Je geringer der Wert, desto effizienter ist das Bauteil gegen Wärmeverlust geschützt, womit auf Dauer erhebliche Kosten gespart werden können.

Es ist also wichtig, den genauen Ug-Wert des Zweifach- oder Dreifachisolierglases sowie den Uf-Wert des Alu-, Holz-, PVC oder Holz-Alu-Fensterrahmens zu kennen. Nur so ist es schließlich möglich, den genauen Uw-Wert eines Fensters zu bestimmen, der sich aus den flächengewichteten Werten von Verglasung und Rahmen sowie dem längenbezogenen Beitrag des linearen Wärmedurchgangskoeffizienten Psi zusammensetzt.

Ein Rechenbeispiel mit einem doppelflügeligen Alu-Fenster mit Maßen 1,23 x 1,48 m zeigt die Veränderung des Psi-Wertes in Abhängigkeit von Uf und Ug – einmal mit Abstandhaltern aus Aluminium und einmal mit SWISSPACER Ultimate.

Ein weiteres Rechenbeispiel wurde mit einem doppelflügeligen PVC-Fenster mit Maßen 1,23 x 1,48 m durchgeführt.

Aussagekräftige Dokumente

Auf Basis der vom ift Rosenheim ermittelten Werte erstellt der Bundesverband Flachglas für jeweils acht repräsentative Psi-Werte pro Warme-Kante-Abstandhaltersystem objektive Datenblätter. Diese finden sich unter https://www.bundesverband-flachglas.de/downloads/bf-datenblaetter-fenster.

Die Erläuterungen auf den Datenblättern verweisen auf die Grundlagen der gezeigten Werte: Die äquivalente Wärmeleitfähigkeit wurde nach der ift-Richtlinie WA-17/1 “Wärmetechnisch verbesserte Abstandhalter – Ermittlung der äquivalenten Wärmeleitfähigkeit durch Messung” ermittelt. Damit wird bestätigt, dass die aufgeführten Werte – im Vergleich zu den lediglich „deklarierten“ Werten – auf Messungen und Berechnungen basieren. Grundlage dafür ist die ift-Richtlinie WA-08/3 „Wärmetechnisch verbesserte Abstandhalter – Teil 1: Ermittlung des repräsentativen Psi-Wertes für Fensterrahmenprofile“.

Es kann daher nur empfehlenswert sein, auf Abstandhalter von Herstellern zu setzen, die dieses unabhängige Prüfverfahren durchlaufen haben und ein Datenblatt vom Bundesverband Flachglas vorweisen können.

Über SWISSPACER Saint-Gobain Glass Solutions

SWISSPACER ist weltweit tätig und Innovationsführer von "Warme Kante" Abstandhaltern. Die Produkte überzeugen durch ihre ausgezeichneten funktionalen und ästhetischen Eigenschaften. Das Bauteil SWISSPACER AIR, das einen Druckausgleich im Isolierglas ermöglicht, ergänzt das Produktportfolio. Das Unternehmen wurde 1998 gegründet und gehört zur Saint-Gobain Gruppe.

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