Frischmilch, Käse und Hackschnitzel
Schon am Eingang zum Betriebsgelände lädt ein großes Schild zur „Vogelsberger Frischmilchquelle“. „Irgendwas muss man machen“, kommentiert Andreas Löffler den Entschluss, die Milchstation 2016 in Betrieb zu nehmen. Rund um die Uhr könne dort frische Milch geholt werden – für den Betrieb ein erster Schritt hin zu eigenen Vermarktungsstrukturen. Ein Teil der Milch der etwa 135 Kühe, die gerade gemolken werden, wird über die Frischmilchtankstelle verkauft. Auch Käse aus der Milch vom Brückenwiesenhof, Honig und Eis sind Teil des Angebots. Von etwa April bis Oktober gehen die Nachzucht und die restlichen gut 25 trockenstehenden Milchkühe auf die Weide. „Die Milchkuh-Herde geht nachts auf die Weide, das ist schonender – gerade an heißen Tagen. Im Stall haben sie Schatten und wir können bei Bedarf mit einer Beregnung für Abkühlung sorgen“, sagt Andreas Löffler. Die Herde ist gemischt, „Braunvieh, Schwarz- und Rotbunte, und Fleckvieh haben wir hier auf dem Betrieb. Die Kühe sollen solide sein, nicht so hochgezüchtet“. Zwar brächten sie dann weniger Milch, seien aber robust und nicht so anfällig für Probleme, führt er aus.
Immer wieder blitzen im Gespräch die Probleme auf, mit denen die Landwirtschaft nach Ansicht von Klaus und Andreas Löffler zu kämpfen haben: Preisdruck, Trockenphasen mit ungewisser Futtersituation, fehlendes Verständnis der Menschen für die landwirtschaftliche Produktion, die Sorgen um die Auswirkungen der Ausbreitung des Wolfs auf die Weidetierhaltung, oder der hohe bürokratische Aufwand. Trotzdem ist Klaus Löffler sicher, dass die Zeit der Corona-Pandemie die Menschen etwas näher zur regionalen Landwirtschaft gebracht hat: „Das ganze Jahr Obst und Gemüse im Supermarkt? Alles muss immer verfügbar sein? Ich glaube, viele Menschen haben gemerkt, dass das nicht immer möglich ist.“ Der Blick richte sich auf die Produktion vor Ort. Der Erfolg der Milchtankstelle zeige diesen Trend. „Seit einiger Zeit lassen wir auch einen Teil unserer Milch von einer mobilen Käserei zu Käse verarbeiten, um ihn direkt zu vermarkten. Das läuft super“, unterstreicht Klaus Löffler. Aus diesem Grund hat sich die Familie dazu entschieden, diesen Betriebszweig auszubauen – und eine eigene Käserei auf dem Hof zu etablieren. Der Rohbau steht bereits, Andreas Löffler und Partnerin Esther Waldeck machen schon Kurse, um die Grundlagen der Käseherstellung zu erlernen. Laut Planung könnte es gegen Ende des Jahres losgehen.
Auch als Lohnunternehmen und Energieversorger betätigt sich Familie Löffler und insgesamt arbeiten ein Auszubildender, fünf Familienmitglieder und einige Teilzeitkräfte im Betrieb mit. Kommunale Aufträge, Erntearbeiten, Logistikaufträge, aber auch die Versorgung mit Holzhackschnitzeln stehen beim Betrieb auf der Tagesordnung und verteilen sich mit verschiedenen Schwerpunkten rund ums Jahr. Unter anderem Gemeinden, Schulen und Handwerksbetriebe gehören zum Kundenstamm.
Für den kommenden Winter sei ein Großteil der Ernte schon eingefahren – für Familie Löffler Grund genug, sich bei der Unterstützung der von der Flutkatastrophe gebeutelten Landwirte zu engagieren. Mit Futterspenden, Gespannen und Berufskollegen haben sie Heu, Stroh, und viele weitere nützliche Dinge für die Landwirte in Westdeutschland zusammengestellt. „Ganze Fahrsilos sind dort von der Flut weggeschwemmt worden, Straßen unpassierbar, landwirtschaftliches Gerät defekt – zu helfen ist dann selbstverständlich“, sind sich Andreas und Klaus Löffler einig. Schnell, unkompliziert und unbürokratisch sei so einiges bewegt worden, berichten sie.
Nach einem Rundgang über den Betrieb geht es zurück zur Frischmilchtankstelle und dem Rohbau der neuen Käserei. „Eine gute Initiative und eine schlagfertige Antwort auf die Herausforderungen, die die Marktentwicklungen in der Landwirtschaft, vorgeben“, sagt Dr. Mischak. „Ich freue mich, dass der Brückenwiesenhof ein Teil der Regionalmarke Vogelsberg ORIGINAL ist, und mit seiner gegliederten Betriebsstruktur Maßstäbe setzt.“
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