Der Spielplan der SpielZeit 2021-22
Mit acht Premieren startet das SchauSpielHaus in den ersten Monat der neuen Saison. Drei Uraufführungen (»Was Nina wusste« von David Grossman in der Regie von Dušan David Pařízek ab 19/9/2021, »J’accuse!« von René Pollesch in der Regie von René Pollesch ab 25/9/2021 und »Die Räuber der Herzen« nach Friedrich Schiller in der Regie von Bonn Park ab 30/9/2021) und »Kindeswohl« von Ian McEwan (Deutschsprachige Erstaufführung) in der Regie von Karin Beier ab 18/9/2021 stehen am Beginn der Spielzeit. Ebenfalls im September haben »Die Brüder Karamasow« von Dostojewski in der Regie von Oliver Frljić sowie in der Reihe UnterGrund »Ecce Home oder: Ich erwarte die Ankunft des Teufels, Teil II«.
Eröffnet wird die Saison am 3/9/2021 mit der Hamburger Premiere der bei den Salzburger Festspielen umjubelten Inszenierung »Richard the Kid & the King« nach William Shakespeare in der Regie von Karin Henkel. Wie alle anderen Bereiche des gesellschaftlichen und politischen Lebens musste auch das Deutsche SchauSpielHaus seine Pläne für die kommende Spielzeit immer wieder den wechselnden Erfordernissen anpassen. So stehen zahlreiche Neuproduktionen auf dem Programm und es werden Inszenierungen präsentiert, die bereits fertig probiert wurden und darauf warten, zur Premiere zu kommen. Viele Stoffe des Spielplans 2021-22 stellen die Frage nach dem Verhältnis zwischen Individuum und Staat und damit auch die Frage nach einer Balance zwischen persönlichen Freiheitsrechten und übergeordneten Notwendigkeiten. Aus den unterschiedlichsten Perspektiven setzen sich die Inszenierungen der kommenden Saison mit dem aktuellen Zustand der Welt auseinander.
Zehn Uraufführungen in der Saison 2021-22
Zehn Uraufführungen präsentiert das SchauSpielHaus insgesamt 2021-22. Nach den drei ersten im September folgen sieben weitere ab Oktober: »Monte Mortale« von und in der Regie von Florian Fischer, »Die Ruhe«, eine Performance-Installation von SIGNA, »Aus dem Leben«, ein Projekt von Brigitte Venator und Karin Beier in der Regie von Karin Beier, »Günther Gründgens – ein Leben, zu wahr, um schön zu sein«, ein musikalischer Festakt von Barbara Bürk und Clemens Sienknecht, »Die Freiheit einer Frau« nach dem Buch von Édouard Louis in der Regie von Falk Richter, »Protec/Attac« (Arbeitstitel) von Julia Mounsay und Peter Mills Weiss und »Revolution« von Viktor Martinowitsch in der Regie von Dušan David Pařízek. Eine weitere Deutschsprachige Erstaufführung in der Regie von Viktor Bodo (»33 Variationen auf Haydns Schädel«) kommt im November zur Premiere. Insgesamt präsentierten Karin Beier und ihr Team ein Programm mit 22 Premieren, zwölf davon im Großen Haus, sieben im MalerSaal und drei an anderen Orten (im RangFoyer, in der Immanuelkirche auf der Veddel und im Paketpostamt Altona).
Autonomie des Menschen vs. Schutz des Lebens?
In »Kindeswohl« von Ian McEwan in der Regie von Karin Beier muss eine Richterin über das Schicksal eines 17-jährigen Leukämie-Patienten entscheiden. Eltern und Sohn sind Zeugen Jehovas und lehnen aus Glaubensgründen die nötige Behandlung mit Blutprodukten ab. Der Roman berührt unsere Zeitfrage nach der Grenze zwischen Selbstbestimmung und juristisch und gesellschaftlich Notwendigem.
Die Frage, ob der Staat dem Sterbewilligen Hindernisse in den Weg legen darf, auch wenn das Leben als höchstes Gut unseres Wertesystems gilt, stellt »Aus dem Leben«, ein Projekt von Brigitte Venator und Karin Beier (Regie: Karin Beier), das im Dezember zur Uraufführung kommt.
Gemeinwohl und Solidarität, Freiheitsrechte oder übergeordnete Notwendigkeiten?
Es ist noch nicht lange her, dass Symbole der Demokratie, ob nun in Deutschland oder den USA, attackiert wurden. Geht uns der Begriff der Demokratie selbst verloren oder ist er in Gefahr? In anderen Teilen der Welt wiederum setzen sich Menschen unter Einsatz ihres Lebens für die Demokratie ein.
Der aktuelle Roman des weißrussischen Autors Viktor Martinowitsch »Revolution« lässt sich als Kommentar zu den Protesten in Belarus lesen. Die Bühnenfassung des Romans, der direkt nach Erscheinen beschlagnahmt und verboten wurde, wird Dušan David Pařízek in der zweiten Hälfte der Spielzeit zur Uraufführung bringen. Martinowitsch schreibt über menschliche Verführbarkeit, Macht, Gier – und ein System, das über den Einzelnen verfügt. Der Staatsapparat agiert hier als Geheimorganisation und greift manipulierend in alle Bereiche des gesellschaftlichen Lebens ein.
Der Staat als Manipulator, der auch vor Terroranschlägen nicht zurückschreckt, um seine Macht abzusichern, spielt auch in Joseph Conrads »Der Geheimagent« eine Rolle (Regie: Frank Castorf, Premiere im November). Hier setzen sich Politiker nicht für ein friedliches Miteinander ein, sondern inszenieren tödliche Bombenattentate, um den Staat zu stärken.
Das Theater – Ein rauschendes Fest!
Das Theater ist und muss aber auch ein Ort sein, der mit Humor, Ironie und Witz, mit Musik und Energie den Zumutungen und Herausforderungen unserer Zeit begegnet. Barbara Bürk und Clemens Sienknecht feiern mit Spiel, Gesang und Tanz das Theater (»Günther Gründgens – ein Leben, zu wahr, um schön zu sein»). Herbert Fritsch nimmt sich mit Wahnwitz und Verve Thomas Bernhards »Die Jagdgesellschaft« vor und René Pollesch wird mit »J’accuse!« eine weitere Uraufführung Ende September zur Premiere bringen.
Da kommt was auf uns zu. Bleiben Sie gesund!
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