Biogas auf die Überholspur oder: wie die Energiewende im Verkehr funktionieren kann
Die Klimabilanz im Verkehrssektor ist miserabel: Seit 1990 sind die Treibhausgasemissionen gleichbleibend hoch, beim Schwerlastverkehr sogar um 43% gestiegen. Sie stehen damit im krassen Widerspruch zum Klimaschutzgesetz, das ein Minus von 48% bis 2030 vorsieht. Der dringend notwendige Handlungsbedarf lässt sich allein mit E-Mobilität kurzfristig nicht lösen – davon sind die Teilnehmer des heutigen Pressegesprächs im Rahmen der Aktionswoche „Biogas to Drive“ überzeugt.
„Wir brauchen eine sofort verfügbare Alternative zu Diesel und Benzin, die praxistauglich ist und sich sowohl für PKW als auch für LKW eignet“, fordert daher der Präsident des Fachverbandes Biogas e.V., Horst Seide, und ergänzt: „Biogas in Form von CNG oder LNG ist heute schon verfügbar und erprobt, wird regional erzeugt, spart bis zu 90% an Treibhausgasen ein und ist zudem deutlich preiswerter als Benzin oder Diesel.“
Aktuell erzeugen die deutschen Biogasanlagen pro Jahr rund 100 Terawattstunden (TWh) Gas. Davon werden etwa 10 TWh zu Biomethan aufbereitet und ins Gasnetz eingespeist. Gut eine Terawattstunde Biomethan landet im Verkehr – das ist immerhin dreimal so viel wie noch vor fünf Jahren, aber immer noch viel zu wenig angesichts der bestechenden Vorteile dieser Kraftstoffoption. Insgesamt geht der Fachverband Biogas von einem Potenzial von ca. 240 TWh aus, das in deutschen Biogasanlagen erzeugt werden könnte. Damit ließe sich knapp ein Zehntel der 3,4 Mio. zugelassenen deutschen LKW betanken.
Den circa 83.000 gasbetriebenen PKW in Deutschland stehen mehr als 800 Gastankstellen zur Verfügung. Etwa 60% davon bieten reines Biogas bzw. zu Biomethan aufbereitetes Biogas an. Das Gas stammt vor allem aus Rest- und Abfallstoffen, Stroh und Gülle.
Im Schwerlastbereich findet Biogas in Form von Bio-LNG (liquified natural gas) seine Anwendung. Die meisten LKW, die momentan auf deutschen Straßen unterwegs sind, fahren mit Diesel im Tank. Im Vergleich zu Diesel emittiert ein mit Bio-LNG betankter LKW bis zu 90% weniger CO2 – und ist dabei nur halb so laut.
Auch finanziell haben LNG-LKW Vorteile: die noch bis 2023 geltende Maut-Befreiung summiert sich bei einer Fahrleistung von 60.000 km auf etwa 11.000 Euro im Jahr. Darüber hinaus ist Biogas steuerbegünstigt und von der CO2-Steuer befreit. Aktuell gibt es in Deutschland mehr als 70 LNG-Tankstellen – Tendenz steigend.
Biogas bietet Tankstellenbetreibern eine gute Möglichkeit, die gesetzlichen Verpflichtungen der Treibhausgasminderungsquote zu erfüllen, die aktuell bei 6% liegt und in den nächsten Jahren auf 25% ansteigen wird.
Der Präsident des Fachverbandes Biogas, Horst Seide, sieht in der Aufbereitung von Biogas zu Biomethan und dem Einsatz im Verkehrssektor eine vielversprechende Zukunftsperspektive für die Branche: „Für die Biogas-Pioniere ist der erste EEG-Vergütungszeitraum bereits abgelaufen, in den nächsten Jahren werden viele Anlagen folgen. Diese Betreiber könnten im Kraftstoff-Sektor einen neuen Absatzmarkt finden – brauchen dafür aber verlässliche und planbare Rahmenbedingungen“, betont Seide.
„Um das 1,5 Grad-Ziel bzw. die von der EU formulierte 55% CO2-Minderung bis 2030 zu erreichen, müssen wir jede zur Verfügung stehende klimafreundliche Antriebsform nutzen“, fordert der Verbandspräsident. „Dafür müssen jetzt die Weichen gestellt werden. Denn jetzt werden die Entscheidungen getroffen – sowohl bei den Fahrzeugherstellern als auch bei den Tankstellenbetreibern und den Erzeugern und Händlern von Biomethan.“
Weitere Informationen zur Aktionswoche Biogas to Drive finden sie hier und in den sozialen Medien unter dem Hashtag #biogas2drive.
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