Das sind die größten Herausforderungen
Zwar hat die Corona-Pandemie die Welt aus dem Tritt gebracht, doch langfristig werden vor allem vier zentrale Herausforderungen Wirtschaft und Gesellschaft in Bedrängnis bringen:
- Die Digitalisierung ändert Prozesse und Geschäftsmodelle, doch gibt es in Deutschland großen Nachholbedarf bei der Infrastruktur und der öffentlichen Verwaltung.
- Dekarbonisierung beschreibt die notwendigen Veränderungen, um Klimaziele zu erreichen – Energiewende, klimafreundliche Produkte und Technologien.
- Durch den demografischen Wandel nimmt das Fachkräfteangebot in den kommenden Jahren ab, vor allem bei den für Innovationen relevanten MINT-Arbeitskräften.
- De-Globalisierung meint Protektionismus, also die Tendenz zur Abschottung großer Märkte sowie Wettbewerbsverzerrungen durch China.
Ein besonderer Veränderungsdruck besteht, wenn sich mehrere Herausforderungen überschneiden. Die neue IW-Studie, für die 1.300 Unternehmen befragt wurden, zeigt: Knapp 59 Prozent des Umsatzes in Deutschland erwirtschaften Firmen, für die drei oder sogar vier dieser Veränderungen einen hohen Stellenwert für die kommenden fünf Jahre haben. Die betroffenen Unternehmen sind überdurchschnittlich erfolgreich und innovativ, sehen in den Veränderungen auch Chancen, benötigen dafür aber gute Rahmenbedingungen der Politik.
Gefährliche Überschneidungen
Die Herausforderungen der Unternehmen verstärken sich gegenseitig. Beispiel Globalisierung und Klimaschutz: In der Vergangenheit wurden häufig Klimaschutzgüter gefördert, bei denen andere Länder komparative Vorteile hatten, in der Folge verlor Deutschland Marktanteile. Zugleich sehen viele Unternehmen durch den Green Deal aber auch Exportchancen.
Mit Sorgen blicken die Unternehmen auf die Regulierung in China im Bereich der Digitalisierung und damit auf die Schnittstelle von Digitalisierung und Handel. Etwa jedes zweite Unternehmen rechnet damit, dass der chinesische Markt dadurch nicht mehr mit Exporten, sondern nur noch durch Produktion vor Ort bedient werden kann. Auch an der Schnittstelle Digitalisierung, Klimaschutz und Demografie drohen Gefahren: 63 Prozent der größeren Unternehmen erwarten zur Entwicklung klimafreundlicher Technologien und Produkte in den kommenden fünf Jahren einen steigenden Bedarf an IT-Experten, 43 Prozent einen steigenden Bedarf an Ingenieuren. Bereits jetzt fehlen allein rund 33.000 IT-Experten, durch den demografischen Wandel drohen die Engpässe an IT-Experten und Ingenieuren weiter zu steigen.
Drängende Aufgaben für die Politik
„Die Firmen nehmen die fundamentalen Veränderungen an, benötigen aber politische Unterstützung, damit die Transformation gelingt und Wohlstand gesichert werden kann“, betont IW-Direktor Michael Hüther. So ist eine Kernaufgabe der Politik, eine deutlich bessere digitale Infrastruktur zu schaffen. Zudem sollte die kommende Regierung dafür Sorge tragen, dass die digitale Bildung gestärkt, die Forschung intensiviert, die Infrastruktur erneuerbarer Energien gefördert und die qualifizierte Zuwanderung noch besser geregelt wird. Die Politik sollte den Kampf gegen Wettbewerbsverzerrungen durch China intensivieren und verbindliche europäische Standards etablieren.
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