Beschäftigte fordern mehr Klimaschutz der Unternehmen
Beschäftige der Privatwirtschaft stehen Forderungen aus Politik und Öffentlichkeit nach mehr Engagement von Unternehmen für Nachhaltigkeit und Klimaschutz mehrheitlich positiv gegenüber. 55 Prozent der Befragten sagen, sie finden die Forderungen richtig. Nur ein Viertel der Befragten (25,5 Prozent) schätzt diesen Anspruch als falsch ein. Immerhin ein Fünftel der Befragten ist bei dieser Frage "eher unentschieden".
Im Mai und Juni hat das Meinungsforschungsinstitut Civey 5.000 Arbeitnehmer:innen aus der Privatwirtschaft befragt. Ziel war es zu untersuchen, wie die bislang zumeist als Expert:innen-Diskussion geführte Debatte zu Nachhaltigkeit und Klimaschutz an der Basis, also bei den Beschäftigten, ankommt. Je nach Bundesland fällt die Zustimmung durchaus unterschiedlich aus. Im industriegeprägten Nordrhein-Westfalen finden 60 Prozent der Befragten die Forderung nach mehr Nachhaltigkeit und Klimaschutz richtig. Am höchsten fällt die Zustimmung in Hamburg (63,7 Prozent) aus, am niedrigsten ist sie in Thüringen (45,4 Prozent). Blickt man pauschaler auf Ost und West, fallen die Unterschiede nicht mehr ganz so deutlich ins Gewicht. 58,1 Prozent der Angestellten im Westen sind für mehr Klimaschutz der Unternehmen, in den östlichen Bundesländern sind es 52,2 Prozent.
Zustimmung bröckelt, je direkter die Menschen betroffen sind
Die Zustimmung bröckelt allerdings, je direkter die Menschen selbst von diesem Anliegen betroffen sind. Nur noch 42 Prozent der Befragten sind für mehr Klimaschutz und Nachhaltigkeit, wenn nach Maßnahmen im eigenen Unternehmen gefragt wird. 20,3 Prozent votieren für weniger. Ohnehin glauben nur wenige der Arbeitnehmer:innen, dass Klimaschutz und Nachhaltigkeit sich direkt auf ihren Arbeitsplatz auswirken. 70,9 Prozent gehen von keiner großen Veränderung aus, nur 17,9 Prozent erwarten eine Veränderung in den nächsten 12 Monaten. Dies könnte ein Trugschluss sein, meint Christian Schilcher, Wirtschaftsexperte der Bertelsmann Stiftung. "Veränderungen in Unternehmen können nicht umgesetzt werden, ohne dass sie Konsequenzen für die Arbeit der Beschäftigten haben. Wenn wir davon ausgehen, dass die deutsche Wirtschaft am Anfang einer Transformation steht, dann ist zu erwarten, dass sich an den Arbeitsplätzen der Beschäftigten noch viel verändern wird."
Selbst wenn Veränderungen am eigenen Arbeitsplatz hin zu mehr Nachhaltigkeit kommen, ist die Mehrheit nicht bereit, Kosten mitzutragen. 51 Prozent der Mitarbeiter:innen sagen, sie wollen sich an den Kosten nicht beteiligen. Immerhin: 32,8 Prozent sind bereit, auch Kosten mitzutragen, um dadurch bei der Realisierung von mehr Nachhaltigkeit im Betrieb zu helfen.
Wenig Hoffnung auf einen Wettbewerbsvorteil
Wenig Hoffnung machen sie sich allerdings, dass dadurch die Chancen ihres Arbeitgebers steigen. 52,7 Prozent glauben nicht an einen Wettbewerbsvorteil. Besonders pessimistisch sind hier Beschäftigte kleinerer Unternehmen mit bis zu 250 Mitarbeiter:innen. Wenn Chancen für das eigene Unternehmen gesehen werden, so ist dies überwiegend in größeren Unternehmen der Fall. Hier glauben 36,1 Prozent der Befragten, dass ihnen mehr Nachhaltigkeit und Klimaschutz unternehmerische Chancen bieten, knapp 50 Prozent sehen dies nicht.
"Nachhaltigkeit wird immer noch mit ,teuer‘ verbunden. Nachhaltige Kleidung ist teurer als konventionell hergestellte Kleidung. Bioprodukte sind teurer als herkömmliche. Diese Grundeinstellung könnte sich auch auf die Haltung der Beschäftigten gegenüber Geschäftsmodellen übertragen haben" sagt Jakob Kunzlmann, Wirtschaftsexperte der Bertelsmann Stiftung.
Zusatzinformationen
Die Beschäftigtenbefragung ist Teil des Projekts "Unternehmensverantwortung regional wirksam machen" der Bertelsmann Stiftung. Sie ist die dritte Befragung von Beschäftigten der Privatwirtschaft zu Themen von Corporate Citizenship, Klimawandel, Spendenbereitschaft und dem Umgang mit der Corona-Pandemie.
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